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Panorama: Schlag gegen Handel mit Anabolika

Bundesweite Razzia in der Bodybuilder-Szene

Berlin - Deutschen Ermittlungsbehörden ist ein Schlag gegen den illegalen Anabolikahandel in der Bodybuilder-Szene gelungen. Die Berliner Polizei durchsuchte am Mittwoch nach eigenen Angaben gemeinsam mit den Zollfahndungsämtern Berlin/Brandenburg und Hannover sowie mit Unterstützung der Länderpolizeien in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen fast 30 Objekte und vollstreckte vier Haftbefehle. Ein 43-jähriger Berliner Polizeiangestellter wurde festgenommen, nachdem bei ihm umfangreiches Beweismaterial gefunden worden war. Seit vergangenem November ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. Die Fahnder werfen vier mutmaßlichen Haupttätern sowie einer Vielzahl weiterer Tatverdächtiger vor, seit mindestens 2004 innerhalb der nationalen und internationalen Bodybuilder-Szene gewerbsmäßig illegal mit Anabolika und Wachstumshormonen gehandelt und ein strukturiertes Verteilungs- und Vertriebsnetz in Deutschland zum Zweck des Dopings im Sport betrieben zu haben.

Die vier im Raum Bielefeld festgenommenen Beschuldigten sollten am Donnerstag dem Ermittlungsrichter zur Verkündung der Haftbefehle vorgeführt werden. Dann wird auch geprüft, ob gegen den Polizeiangestellten Haftbefehl erlassen wird. Der bundesweite Einsatz war der zweite Einsatz dieser Art binnen weniger Tage. Rund 160 Polizisten waren an den Durchsuchungen beteiligt. Sie stellten umfangreiches Beweismaterial sicher. Neben Unterlagen, aus denen sich Hinweise über den Umfang und die Organisation des Anabolika-Vertriebes ergaben, wurden laut Generalstaatsanwaltschaft Berlin im Raum Bielefeld auch eine Schusswaffe, mehrere Kartons mit Anabolika und eine nicht geringe Menge Kokain gefunden.

Anabolika lassen die Muskeln wachsen. Im Spitzensport gehört die verbotene Einnahme von synthetisch hergestellten anabol-androgenen Steroidhormonen nach wie vor zu den beliebtesten Doping-Methoden. So waren bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen 16 von 23 Doping-Fällen auf Anabolika-Einnahme zurückzuführen. Gefragt sind die synthetisch hergestellten Substanzen wie Andriol, Clenbuterol, Nandrolon oder Stanozolol auch im großen Stil bei Bodybuildern.

Laut einer Studie unter Mitgliedern von Fitness-Studios Ende der 90er Jahre gaben 24 Prozent der Befragten zu, Erfahrung mit Anabolika zu haben. Nach Schätzungen werden in Deutschland auf dem Schwarzmarkt mehr als 100 Millionen Euro mit dem Handel von Anabolika-Produkten umgesetzt. Die Wirkung von in bestimmten Trainingsphasen eingenommenen Anabolika gründet sich auf ihren Einfluss auf den Aufbaustoffwechsel (Anabolismus) des menschlichen Körpers, wobei hier insbesondere die Neubildung von Eiweiß gefördert wird. Zudem wirken sie anregend auf die Bildung roter Blutkörperchen und des Hämoglobins sowie der Knochenreifung. Die Einnahme ist mit erheblichen Risiken verbunden. Als Nebenwirkungen kann es zu Gefäßverkalkungen, Abnahme des Hodenvolumens, Unfruchtbarkeit, Brustwachstum bei Männern, Krebserkrankungen oder psychischen Störungen kommen. Die Leichtathleten Uwe Beyer und Ralf Reichenbach gehörten zu den prominenten Anabolika-Nutzern, die die Einnahme mit dem frühen Tod bezahlten. AFP

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