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Live Earth

© ddp

Schleppender Ticketverkauf: Ladenhüter Klimaschutz

Das Live Earth-Konzert am Sonnabend in Hamburg droht ein Flop zu werden.

Der Countdown für das globale Konzertereignis „Live Earth“ läuft. Am Sonnabend fällt um fünf Uhr (MESZ) der Startschuss in Sydney. Neben dem Wembleystadion in London ist in Europa die HSH-Nordbank-Arena in Hamburg Schauplatz für die gigantische Show, die für die Gefahren der Erderwärmung sensibilisieren soll. Doch der Ticketverkauf in der Elbmetropole verläuft mau: Bislang hat man erst für die Hälfte der 45 000 Plätze Abnehmer gefunden.

Anders die Situation in London – nur kurz nach dem Lady-Di-Gedenkkonzert wird das Wembley-Stadion erneut ausverkauft sein. In Hamburg wird nun gerätselt, warum es solch ein zurückhaltendes Interesse für den Musikmarathon gibt, der von Kevin Wall, einem der „Macher“ 2005 von „Live 8“, und vom ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore auf die Beine gestellt wird. Ist es das musikalische Line-up oder sind Fehler in der Bewerbung der Veranstaltung gemacht worden? So wird beispielsweise die Vorgabe, auf eine Plakatierung zu verzichten, um kein Papier zu vergeuden, wohl zu einem Verhängnis. Der mit der Organisation beauftragten Agentur Comtent dürfte auch nicht gefallen haben, dass Hamburg erst am 16. Mai die Konzertzusage erhalten hat.

Auffällig ist, dass man die großen Umweltorganisationen, sieht man einmal vom WWF ab, nicht an seiner Seite hat. Greenpeace ist gefragt worden, doch als man gesehen habe, dass „Smart“ als Werbepartner auftritt, sei klar gewesen, da nicht mitzumachen, sagt der Sprecher Jan Haase. „Da will sich ein Unternehmen ein grünes Mäntelchen überhängen“, erklärt er. Auf den letzten Drücker laufen jetzt Werbespots im Hörfunk, um das Open-Air anzupreisen. Viele Kartenkontingente gehen für Verlosungsaktionen an Rundfunksender. Mit Schnäppchen wie einem Schüler-Bonus-Ticket oder einer Eintrittskarte samt einer Hotelübernachtung plus Frühstück für 69 Euro erhofft man sich weiteren Zulauf.

Ab 14 Uhr wird es laut in der Arena. Als Moderatorinnen sagen dann Kati Witt und Nova Meierhenrich Künstler wie Snoop Dogg, Shakira, Chris Cornell, Enrique Iglesias und Mando Diao an. Neben diesen sollen vor allem deutsche Bands das Publikum locken. Der Wunschkandidat mit einem mobilisierenden „Zugpferdcharakter“, Herbert Grönemeyer, hat abgesagt. An den großen „Botschafter für eine gute Sache“ reichen Vertreter wie Silbermond, Jan Delay oder Roger Cicero aber nicht heran. In London oder New York gibt es dagegen ein Großaufgebot an Weltstars: Wembley erlebt Madonna, die Red Hot Chili Peppers, Genesis, Metallica und die Black Eyed Peas, im Giants Stadium darf man Bon Jovi, Alicia Keys und Ex-Pink Floyd Roger Waters bejubeln.

In Istanbul sollte der Klimaschutz-Gig ursprünglich auch steigen, doch dort hat man alles wieder abgeblasen. Jetzt sind nur noch Sydney, Tokio, Schanghai, Hamburg, London, Johannesburg, Rio de Janeiro und New York dabei. Auf der ganzen Welt wollen geschätzte 2,5 Milliarden Menschen das Spektakel verfolgen. Solch eine Chance der weltweiten Präsentation gibt es nicht oft. Daher hat der Hamburger Senat den Organisatoren eine Ausfallbürgschaft zugesagt, sollte es rote Zahlen geben. Hamburgs Finanzsenator Michael Freytag lässt sich nun täglich die neuesten Kartenverkaufszahlen vorlegen. Die Grünen nörgeln dazu: „Wer ein großes Kohlekraftwerk wie in Hamburg-Moorburg bauen will, ist kein glaubwürdiger Veranstalter.“

Dieter Hanisch[Hamburg]

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