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© ddp

Schleswig-Holstein: Bewegende Trauerfeier für Opfer von Darry

In der vergangenen Woche hat im schleswig-holsteinischen Dorf Darry eine psychisch kranke Mutter ihre fünf Kinder getötet. Bei der Trauerfeier herrschen Fassungs- und Ratlosigkeit.

Ein Lichtermeer aus kleinen weißen Kerzen, rote Rosen und ein heller Plüschdelfin wurden zum Gedenken an den Tod von fünf Kindern vor dem Altar der Michaeliskirche in Lütjenburg platziert. In der Kirche versammelten sich hunderte Erwachsene und Kinder, die nach der grausigen Familientragödie im schleswig-holsteinischen Dorf Darry gemeinsam beten und gedenken wollten. In der vergangenen Woche hat dort eine psychisch kranke 31-jährige Mutter ihre fünf Söhne getötet: Justin, Jonas, Ronan, Liam, Aidan. Das jüngste Opfer war drei Jahre alt, das älteste neun Jahre.

"Das Wort "Mutter" steht doch für Vertrauen. Das Wort "Kind" für Unschuld", sagt die Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter zu dem unfassbaren Geschehen. Und sie fragt wie die meisten Nachbarn, Bekannten und Freunde der Familie: "Vor welchem Abgrund muss die Mutter gestanden haben, als sie dies tat? Vertrieben waren ihre Schutzengel, verlassen war sie von allen guten Geistern." Mitten in die Adventszeit sei dieser Schrecken gefallen, sagt die Bischöfin. Sie spricht vielen Trauernden aus dem Herzen: "Dieses schreckliche Ereignis soll sich nicht vergeblich abgespielt haben." Jeder kann die Konsequenz aus der Tat ziehen und zum Schutzengel werden".

Aufruf für mehr Mitmenschlichkeit

An diesem Adventssonntag wird aus der Debatte über die Familientragödie von Darry ein Aufruf für mehr Mitmenschlichkeit. "Vielleicht gibt es für uns einen Zuwachs an Menschlichkeit durch dieses furchtbare Geschehen", hofft die Bischöfin. "Wir leben in einer zu distanzierten, individualisierten Kultur", beklagt sie.

Eine 58 Jahre alte Nachbarin der ausgelöschten Familie weint. Der Gottesdienst habe sie berührt und nachdenklich gemacht. "Wir sind kein Ort und keine Straße, wo wir nicht hingucken, und trotzdem konnte die Tragödie geschehen." Fassungslosigkeit und Ratlosigkeit haben die vergangenen Tage in dem kleinen Dorf geprägt. Nun wolle man - das sei auch ausdrücklich Wunsch der Kinder - langsam wieder zur Normalität zurückkehren - "mit einem neuen Verständnis".

Ein Termin für die Beisetzung in aller Stille steht noch nicht fest. Das Land hat dazu Trauerbeflaggung angeordnet. Die Eigentümerin des kleinen Einfamilienhauses, in dem die Tragödie geschah, ist ratlos: "Da traut sich sicher keiner mehr einzuziehen", sagt die alte Dame. Sie erinnert sich unter Tränen, wie lebhaft die Kinder und wie "normal, freundlich und sympathisch" die Mutter gewesen seien. (ae/dpa)

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