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Panorama: Schluss mit dem Theater ums Handyklingeln

Klassikfans warten schon fast darauf: Immer, wenn im Konzert oder der Opernaufführung der Moment höchster Spanung erreicht ist, zerreißt garantiert ein ohrenbetäubendes Handyklingeln die Stille. Oder irgend jemand beginnt, knisternd ein Bonbos auzuwickeln.

Klassikfans warten schon fast darauf: Immer, wenn im Konzert oder der Opernaufführung der Moment höchster Spanung erreicht ist, zerreißt garantiert ein ohrenbetäubendes Handyklingeln die Stille. Oder irgend jemand beginnt, knisternd ein Bonbos auzuwickeln. Um solche unliebsamen Störungen zu verhindern, entwickeln Theater, Opernhäuser und Kinos immer neue Strategien.

"Seit Beginn der Spielzeit strahlen Projektoren die Aufforderung, alle Handys auszuschalten, in Englisch und Deutsch auf die Wände im Saal", erzählt Stephan Kock, Mitarbeiter der Berliner Philharmonie. Seitdem sei nur noch selten ein Klingeln zu vernehmen. Auch gegen das Husten während der Konzerte hat man eine Methode gefunden: Im Foyer liegen Hustenbonbons aus - in vier Geschmacksrichtungen und mit einem Papier eingewickelt, das beim Auspacken weder knistert noch raschelt.

Andere Theater lassen kurz vor der Aufführung über Lautsprecher ein Handyklingeln ertönen. "Prompt greifen sich die meisten Besucher erschrocken ans Jackett oder kramen in der Handtasche, um das eigene Gerät auszuschalten," sagt Peter Schmeißer, Mitarbeiter des Deutschen Theaters in Berlin. Dieses Prinzip funktioniert auch im Hamburger Thalia-Theater, in der Wiener Volksoper und im Kölner Opernhaus. Trotzdem komme es ab und zu vor, dass die Telefone nicht ausgeschaltet werden, erzählt die Sprecherin der Bühnen Köln, Ursula Fröhlingsdorf. Daraufhin hätten sich andere Besucher beschwert und Kontrollen gefordert. Leibesvisitationen allerdings wolle man nicht durchführen.

Einige Regisseure integrieren die Aufforderung, Handys auszustellen, in ihre Inszenierung. So lässt die Choreografin Sasha Waltz an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz eine Schauspielerin über die Bühne tanzen, die ein Schild trägt, auf dem die entsprechende Aufforderung in Leuchtschrift steht. Auch im Deutschen Nationaltheater Weimar wird ab und zu ein "Nummerngirl" eingesetzt, das den Besuchern die Anweisung gibt. Am einfachsten haben es die Stuttgarter: Im Württembergischen Staatstheater ist der Netz-Empfang äußerst schlecht.

Andere Institutionen setzen auf das Schamgefühl der Handybesitzer. Dirk Steiner, der Sprecher des Leipziger Gewandhauses, findet: "Die größte Strafe für den, dessen Telefon während der Vorstellung klingelt, ist sicher die Peinlichkeit, die entsteht, wenn er alle Blicke auf sich gerichtet spürt." Das Bonbon-Verteilen gegen Husten hat in Leipzig dadegen nicht viel gebracht. Viele hätten sich die Taschen voll gestopft, um die Drops mit nach Hause zu nehmen.

Auch in Kinos sind Handys tabu, sagt Arne Schmidt, Sprecher der Cinemaxx-AG. Das Knuspern beim Verzehr von Popcorn und Chips gehöre dagegen einfach dazu.

Besser als in Frankreich haben es Handy-Liebhaber in Deutschland aber allemal. Dort soll voraussichtlich ab Sommer der Einsatz von Störsendern gegen Handy-Empfang in Theatern, Konzertsälen und Opernhäusern erlaubt werden.

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