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Auch im Schwarzwald waren die Bahnsteige verlassen, weil der Zugverkehr eingestellt wurde.

© dpa/Patrick Seeger

Update

Schnee und Sturm über Deutschland: Bahnchaos und Todesopfer durch Sturmtief "Friederike"

In Niedersachsen und NRW ist der Bahnverkehr am Donnerstag komplett zum Erliegen gekommen, auch Flüge werden gestrichen. Am Niederrhein wird ein 59-Jähriger von einem umstürzenden Baum erschlagen.

Mit schweren Böen und heftigem Regen ist Sturmtief „Friederike“ in Teilen Deutschlands angekommen und sorgt für große Behinderungen im Bahnverkehr. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wurde der Nah- und Fernverkehr komplett eingestellt. Die noch fahrenden Züge enden ab sofort am nächsten Bahnhof, wie das Unternehmen am Donnerstagnachmittag mitteilte. Auch der Flugverkehr war stellenweise von dem Sturm betroffen. In einigen Bundesländern fiel der Schulunterricht aus.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) stufte das Sturmtief am Mittag zum Orkan herauf. Das Unwetter habe Orkanstärke erreicht, sagte ein DWD-Sprecher am Donnerstag in Offenbach. Es treten Böen mit Geschwindigkeiten von bis 130 Kilometern pro Stunde auf. Der DWD warnt vor entwurzelten Bäumen, herabstürzenden Dachziegeln oder anderen umherfliegenden Gegenständen. Betroffen seien die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Bayern.

Auf einem Campingplatz in Emmerich-Elten am Niederrhein wurde ein 59-Jähriger von einem umstürzenden Baum erschlagen. Er sei sofort tot gewesen, teilte die Polizei mit.

In NRW waren sämtliche Bahnverbindungen für den Regional- und auch für den Fernverkehr betroffen. Es sei unklar, wann die Strecken wieder freigegeben werden könnten, teilte die Bahn mit. Auf der Schnellstrecke zwischen Köln und Frankfurt am Main wurde der Bahnverkehr ebenfalls eingestellt. In Rheinland-Pfalz wurde der Verkehr zudem auf einzelnen Linien gestoppt. Wegen des Sturms drosselte die Bahn auf vielen Strecken die Höchstgeschwindigkeit im Fernverkehr auf Tempo 140 und im Nahverkehr um 20 Prozent. Das Unternehmen riet allen Reisenden, sich online über den aktuellen Stand zu informieren.

Sirenenalarm in Duisburg

Die Stadt Duisburg warnte die Bürger mit Sirenenalarm vor den Gefahren durch den schweren Wintersturm. Zudem trat der Krisenstab der Stadt zusammen, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Die Behörden baten die Menschen in der Ruhrgebietsstadt, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten. Schüler und Kinder in Kitas sollten bis zur Entwarnung durch die Stadt in den Räumen bleiben. Die Duisburger Feuerwehr stufte die Sturmfolgen als Großschadenlage ein. Bis zum Mittag meldeten die Helfer 280 Einsätze im gesamten Stadtgebiet.

Die Landeshauptstadt Düsseldorf berief ebenfalls den Krisenstab ein. Ein Wildpark wurde geschlossen, auf den Friedhöfen fanden wegen der Gefahren durch die schweren Sturmböen keine Beisetzungen statt. In Köln wurde ein Gesamtalarm für die Freiwillige Feuerwehr ausgelöst. Die Kölner Berufsfeuerwehr forderte darüber hinaus über einen Alarmruf Kräfte an, die dienstfrei waren. Bis zum späten Vormittag verzeichnete die Feuerwehr der größten Stadt Nordrhein-Westfalens gut 300 Einsätze.

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Auch der Flugverkehr war betroffen. Am Düsseldorfer und am Münchner Flughafen wurden am Morgen einige Flüge gestrichen. Im Laufe des Tages könnten weitere Ausfälle hinzukommen, hieß es. Am Flughafen Köln/Bonn verschob die Fluggesellschaft Eurowings zwei Langstreckenflüge um rund drei Stunden nach hinten. Bei der niederländischen Fluglinie KLM fielen alle Flüge von und nach Amsterdam aus. Wegen des schweren Sturms rief der niederländische Wetterdienst KNMI Alarmstufe Rot für große Teile des Landes aus.

Der Deutsche Wetterdienst warnt, dass es in vielen Teilen Deutschlands Orkanböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 115 Kilometern pro Stunde geben könnte. In Hochlagen kann es noch heftiger werden - im Harz wird mit Windgeschwindigkeiten bis zu 160 Kilometern in der Stunde gerechnet. In Regionen, in denen Orkanböen drohen, empfehlen die Meteorologen, Aufenthalte im Freien zu vermeiden.

Gefahr drohte etwa durch umfallende Bäume.
Gefahr drohte etwa durch umfallende Bäume.

© dpa/Marcel Kusch

Nach Einschätzung eines DWD-Experten dürfte „Friederike“ allerdings nicht so große Schäden anrichten wie Sturmtief „Xavier“ im Oktober. Damals hätten die Bäume wesentlich mehr Laub getragen und damit dem Wind mehr Angriffsfläche geboten als jetzt im Januar, sagte DWD-Meteorologe Markus Eifried. Bei „Xavier“ waren im Herbst sieben Menschen durch umstürzende Bäume oder herabfallende Äste getötet worden, der Bahnverkehr im Norden und Osten wurde lahmgelegt.

Unheil auch auf den Straßen

Gefahr droht aber nicht nur durch das Sturmtief, sondern auch durch glatte Straßen. Bereits in der Nacht krachte es in Teilen Niedersachsens „im Minutentakt“, wie die Polizei mitteilte.

Winterdienste waren damit beschäftigt, die Straßen freizuräumen.
Winterdienste waren damit beschäftigt, die Straßen freizuräumen.

© dpa/Patrick Seeger

Das Sturmtief „Friederike“ wird der Vorhersage zufolge in einem breiten Streifen von Nordrhein-Westfalen und dem südlichen Niedersachsen über Nord- und Mittelhessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und am Nachmittag bis nach Sachsen und Südbrandenburg ziehen. Es gelten Unwetterwarnungen.

Vielerorts - etwa im Oberharz und in Teilen von Mittelhessen - fiel auch der Unterricht aus. In vielen Städten in NRW wurden die Schulen am Vormittag geschlossen. In Oberfranken hat die Regierung alle Unterrichtsstunden ab 12.00 Uhr abgesagt, wie ein Sprecher am Donnerstag mitteilte. (dpa, AFP)

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