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Schönheitswettbewerb: Angola wählt "Miss Landmine"

Im vom Bürgerkrieg gebeutelten Angola finden derzeit Misswahlen statt. Die Teilnahmebedingungen: Schönheit und mindestens eine Verstümmelung. Hauptgewinn der Veranstaltung, die auch von der EU unterstützt wird, ist eine Prothese.

Die Frauen mit den Krönchen auf dem Kopf und der Schärpe über der Schulter sind hübsch, charmant - und verstümmelt. Sie nehmen teil an einem der ungewöhnlichsten und auch umstrittensten Schönheitswettbewerbe, mit dem das einstige Bürgerkriegsland Angola seine "Miss Landmine 2008" bestimmt. Aus jeder der Provinzen des afrikanischen Staates wird eine Kandidatin mitmachen. Ihnen fehlen Beine oder Arme, abgerissen von explodierenden Minen in einem der längsten Kriege der Welt.

Neben apartem Äußeren ist eine Verstümmelung durch eine Mine Teilnahmebedingung bei der makaber anmutenden Veranstaltung am 2. April. Hauptgewinn ist eine Prothese, hergestellt in Norwegen. Maria Restino Manuel gehört zu den Favoritinnen. Die 25 Jahre alte Verkäuferin aus der Provinz Cuanza Sul trat 1998 auf eine Mine, als sie vor Soldaten floh. Die Explosion riss ihr das Bein ab. Der Bürgerkrieg in Angola forderte Zehntausende Opfer. Im Internet posiert Restino nun in klassischer Miss-Optik.

Es ist ein Konzept, das in ähnlicher Form bereits im Nachbarstaat Botsuana erprobt wird. Dort gibt es den jährlichen Wettbewerb "Miss HIV - stigma-free" - er soll auf die Immunschwächekrankheit Aids aufmerksam machen und die Menschen zu einem offenen Umgang mit dem Thema ermutigen.

Landminen fordern noch immer Todesopfer

Zu den Veranstaltern und ihren Partnern in Angola gehören die nationale Kommission zur Entfernung von Minen, die EU, skandinavische Geldgeber und der norwegische Regisseur Morten Traavik. Er erhofft sich von dem Wettbewerb in der Hauptstadt Luanda, das Schicksal der Minenopfer und die Gefährlichkeit der heimtückischen Waffen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Während des 27 Jahre dauernden Bürgerkriegs wurden landesweit Millionen von Minen vergraben. Obwohl sie mit internationaler Hilfe seit dem Friedensschluss im Jahr 2002 nach und nach geräumt werden, liegen noch immer zahlreiche Sprengkörper und Blindgänger im Boden.

Sie fordern noch heute Opfer, da es kaum Informationen darüber gibt, wo genau sie im Boden lauern. Nicht nur Angola ist betroffen, sondern auch Mosambik. Vor knapp einem halben Jahr starben dort bei der Explosion einer Landmine sechs Menschen, drei weitere wurden schwer verletzt. Die Mine war ein Überbleibsel aus dem 1992 beendeten Bürgerkrieg. Kinder hatten sie in der zentralen Sambesia-Provinz entdeckt und Erwachsene gerufen. Bevor sie eintrafen, hatte eines der Kinder das Gehäuse zu öffnen versucht und die Explosion ausgelöst.

Ralf E. Krüger[dpa]

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