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Panorama: Schrei leiser

Naomi Watts spielt die Hauptrolle in „King Kong“ – und bezirzt nicht nur das Monster

Sie schreit nicht mehr, sondern sie spielt um ihr Leben. Sie hüpft und tanzt und grimassiert, bis es ihr endlich gelingt, die Bestie zu bezirzen. Eine junge Schauspielerin, erfolglos und arm, in der Rolle ihres Lebens – das ist Ann Harrow in „King Kong“, dem Remake des Filmklassikers durch „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson. Darin spielt Naomi Watts jetzt die „weiße Frau“, jenes blonde Traumgirl im hellen Kleid, in das sich der Riesenaffe verliebt, das er gegen Saurier und andere Urweltmonster verteidigt, bevor er am Ende auf dem Empire State Building den Liebestod stirbt. Stummfilmstar Fay Wray wurde 1933 in dieser Rolle zur Filmikone, Jessica Lange, zuvor ein unbekanntes Model, begann damit in einem späteren Remake ihre Karriere.

Jetzt also Naomi Watts: Ein junges Mädchen aus der Provinz kommt an in Hollywood. Hier wird sie ihr Glück machen, wird die Leinwand erobern und binnen kurzer Zeit zum Star werden. In dieser Rolle wurde Watts bekannt. Sie spielte sie in „Mulholland Drive“, David Lynchs alptraumwandlerischem Hollywooddrama. 2001 lief er im Wettbewerb von Cannes, und danach sprachen alle nur noch von Naomi Watts.

Fast 15 Jahre hatte es gedauert bis zu diesem Augenblick, in dem für die damals 33-Jährige doch noch der ersehnte Durchbruch kam. „Ich habe eine Menge Leichen im Keller, für die ich mich ganz und gar nicht schäme“, sagte sie einmal. Zwar spielte die 1968 geborene Engländerin, die nach dem Tod ihres Vaters 1978 mit Mutter und Bruder nach Australien zog, mit 17 die Schule schmiss, erst mal in Japan Model wurde und 1986 zum ersten Mal vor der Kamera stand, zwei-, dreimal in ganz guten Kinofilmen wie „Tank Girl“, aber um das Jahr 1999 hatte sie mit ihrer Kinokarriere eigentlich schon abgeschlossen. Ihr 30. Geburtstag war vorüber, immer wieder war sie erfolglos zu Castings gegangen, hatte Rollen knapp verpasst. „Es war erniedrigend“, erinnert sie sich. Und während ihre enge Freundin Nicole Kidman – die beiden kennen sich seit einem gemeinsamen Casting für einen Bikini-Werbespot Anfang der 80er Jahre – längst zum Weltstar geworden war, musste sich Watts mit Fernsehauftritten zufrieden geben. Inzwischen muss sie nicht mehr vorsprechen; es hagelt Angebote, denn Watts kann alles spielen: Witwen am Rande des Nervenzusammenbruchs, kühle Intellektuelle, überdrehte Naive und heißkalt verführerische Femme fatales. Aber für die Studiobosse zählt vor allem eines: Naomi Watts lockt das Publikum scharenweise in die Kinos.

Rüdiger Suchsland

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