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Das Bild einer nackten Frau und der Spruch "Steile Berge, feuchte Täler" ist am Donnerstag in Triberg (Baden-Württemberg) an der Wand vor dem ersten Männer-Parkplatz in Deutschland in einem Parkhaus zu sehen. Die Stadt will das Bild als Werbegag verstehen.

© dpa

Schwarzwald-Städtchen Triberg: „Steile Berge, feuchte Täler“ - Werbegag löst Kopfschütteln aus

Es soll ein Werbegag sein, stößt aber so einigen sauer auf. Das Schwarzwald-Städtchen Triberg versucht es bei seinem Marketing auf die schlüpfrige Tour.

Jugendfrei ist das Bild nicht zu beschreiben, das die Wand vor zwei eigens ausgewiesenen „Männerparkplätzen“ im Schwarzwald-Städtchen Triberg ziert: Eine Frau räkelt sich mit leicht gespreizten Beinen, streckt ihre Brüste in die Luft, das lange Haar fällt nach unten. Ein Schild mit der Aufschrift „1. Männer-Parkplatz“ verdeckt die Rundungen etwas. Über der Frauensilhouette steht der Schriftzug „Steile Berge, feuchte Täler“. „Geschmacklos“ nennt es eine Frau, die kopfschüttelnd vorbeigeht. Einem Passanten gefällt es gut, er sagt: „Das ist ein klarer Werbegag.“ Und genau das war das Ziel.

Tribergs Bürgermeister nennt es am Freitag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur einen „Beitrag zum Humor in der Gesellschaft“. Noch viel wichtiger ist für Gallus Strobel (CDU): „Diese Aufmerksamkeit ist gut für Triberg.“ Denn um Touristen in das 5000-Einwohner-Städtchen zu locken, reichen Wasserfälle alleine offenbar nicht mehr aus. Aufmerksamkeit um jeden Preis? Für Tribergs Image könnte das nach hinten losgehen. „#Triberg liebt's niveaulos“, kommentierte am Freitag eine Twitter-Nutzerin. Ein anderer Kommentar in dem Kurznachrichtendienst lautete: „Ist das ekelhaft!“ Und die „Emma“-Redaktion um Frauenrechtlerin Alice Schwarzer twitterte etwas ungläubig: „Kannste dir nicht ausdenken.“

Vor drei Jahren wies Bürgermeister Strobel „Deutschlands erste Männerparkplätze“ in dem Parkhaus aus. „Die Stellplätze sind sehr schwer zu befahren, da kommt man eigentlich nur rückwärts rein“, sagt Strobel. „Da haben wir die Idee gehabt, daraus welche für Männer zu machen.“ Nun prangt hier das frivole Bild der Frau. Den Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten in Baden-Württemberg stößt es sauer auf. „Diese Art der sexistischen Werbung, die den nackten Körper einer Frau als Blickfang nutzt und die sexuelle Verfügbarkeit von Frauen allgemein suggeriert, ist frauen- und menschenverachtend“, teilten sie am Freitag mit. Aber Strobel will das Bild auf keinen Fall entfernen: „Es geht um die Freiheit der Kunst, die provozieren darf und soll.“

Für den Hobby-Künstler ist das eine Auftragsarbeit gewesen - mehr nicht

Vielen Passanten gefällt's - sagt zumindest Künstler Werner Oppelt, der mehrere Tage lang im Parkhaus am umstrittenen Bild gearbeitet hat. „Es sind immer wieder Leute vorbeigekommen - auch Holländer, Italiener und Spanier - da hat sich niemand negativ geäußert“, sagt er. Manch eine Frau habe auch ein männliches Pendant über einem Frauenparkplatz gefordert. Damit will Oppelt dann aber nichts mehr zu tun haben. „Ich habe das von Anfang an mit etwas Widerwillen gemacht, das ist einfach nicht so mein Stil“, räumt der Rentner ein. Für den Hobby-Künstler ist das eine Auftragsarbeit gewesen - mehr nicht. Auch Designerin Selina Haas will kein Pendant für einen Frauenparkplatz kreieren. „Ich finde schon, dass das eine Parkplatzbild da nicht hingehört.“ Sie hat im vergangenen Jahr mit einem ähnlichen Spruch und Frauensilhouette die Anzeige des Tourismusvereins Ferienland Schwarzwald im Bordmagazin einer Fluggesellschaft entworfen - und viel Aufsehen erregt. „Große Berge, feuchte Täler & jede Menge Wald“ war da unter einem Frauenumriss zu lesen. Nach Kritik wurde die Anzeige zurückgezogen.

Haas ärgert es, dass nun „der Konkurrent“ mit der Idee Werbung mache, denn Triberg sei aus dem Tourismusverein Ferienland Schwarzwald ausgetreten - noch bevor die Kampagne mit ihrer Anzeige herausgekommen sei. Ihr Entwurf sei deutlich gemäßigter gewesen, das Triberger Parkplatzbild dagegen „sexistisch“, sagt sie. „Vor allem mit dem Kontext Männerparkplatz rückt das Bild in eine erotische Ecke, das ist zu provokant“, sagt die Designerin. Sie bezeichnet sich selbst als offen, die Idee hatte sie damals zusammen mit ihrem Verlobten: „Wir haben überlegt, was den Schwarzwald ausmacht. Da sind wir auf große Berge, feuchte Täler und jede Menge Wald gekommen“, sagt Haas. Sie habe sofort an eine Frau denken müssen. Immer wieder gibt es Diskussionen, wenn Werbung unter Sexismus-Verdacht gerät. Werden Frauen zu Objekten degradiert?

Ist zu viel nackte Haut zu sehen? Auch Haas' Entwurf rief vor einem Jahr den Deutschen Werberat auf den Plan. Dort haben sich nun zwei Privatpersonen über das Triberger Wandbild beschwert, es sei frauenfeindlich und sexistisch. Werberat-Geschäftsführerin Julia Busse sagt: „Dieses Mal können wir nichts tun, wir sind nur für Wirtschaftswerbung zuständig.“ (dpa)

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