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Schweinegrippe: Der Schnelltest ist unzuverlässig

Der Schnelltest zur Schweinegrippe erkennt weniger als die Hälfte der Infizierten. Viele wiegen sich daher in falscher Sicherheit – die Charité verzichtet deshalb auf den Test.

Schnelltests können die Schweinegrippe nicht sicher erkennen. Ist das Ergebnis negativ, wiegen sich manche in falscher Sicherheit. Obwohl die Symptome denen der jährlichen Wintergrippe zum Verwechseln ähnlich sehen, ist an der „Neuen Grippe“ wirklich einiges neu. Zum Beispiel sind die praktischen Schnelltests, auf deren Ergebnis der Patient im besten Fall in der Praxis nur eine Viertelstunde warten muss, bei der Schweinegrippe offensichtlich sehr unzuverlässig: Untersuchungen zeigen, dass weniger als die Hälfte der tatsächlich Infizierten das Ergebnis „positiv“ erhalten. Die Mehrheit der Menschen, die sich mit dem Virus H1N1/2009 angesteckt haben, würde sich nach einem solchen Schnelltest also sicher fühlen – wie die Mitarbeiterin einer Braunschweiger Klinik, die sich nach dem negativen Test in Sicherheit wiegte und noch eine große Anzahl von Patienten behandelt hat.

Sind die Tests unter diesen Umständen überhaupt sinnvoll? Bei den Patienten, die mit Verdacht auf „Schweinegrippe“ in die Charité kommen, werden sie schon seit Mai nicht mehr eingesetzt, berichtet Jörg Hofmann, Leiter des Laborbereichs Virusdiagnostik am Institut für Medizinische Virologie der Charité. Das entspricht den aktuellen Hinweisen des Robert-Koch- Instituts (RKI) zur labordiagnostischen Sicherung der Diagnose H1N1/2009, in denen zur Fallabklärung für die Schnelltests ausdrücklich „keine Anwendungsempfehlung“ gegeben wird.

Zu Forschungszwecken wird in der Charité-Virologie allerdings im Nachhinein ein Schnelltest eingesetzt. Bisher hat er bei keinem der nachgewiesenen H1N1/2009-Fälle angeschlagen. „Die Proben werden wahrscheinlich meist ganz zu Beginn oder am Ende der Erkrankung abgenommen, wenn noch nicht oder nicht mehr genügend Viren in der Probe sind“, erklärt Hofmann.

Fällt der Test trotzdem positiv aus, dann ist das zwar ein deutlicher Hinweis auf das Vorliegen einer Infektion mit einem Influenza-Virus. Welches das genau ist, muss dann aber ohnehin der gründlichere molekularbiologische PCR-Test ergeben. Diesen zuverlässigen Test zahlen die Kassen aber nur für Risikopatienten. Normale Patienten müssen ihn selbst bezahlen. Es besteht die Befürchtung, dass diese Regelung, auf die sich Kassen und Kassenärztliche Vereinigungen geeinigt haben, dazu führt, dass Patienten ohne klaren Testhintergrund Grippemittel zu sich nehmen wollen. mue-li

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