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Helfer transportieren nach einem Erdrutsch in Südkolumbien Verletzte ab.

© AFP

Update

Schwere Regenfälle in Kolumbien: Mehr als 230 Tote nach Erdrutschen

Nach Erdrutschen werden in Kolumbien noch 200 Menschen vermisst. Ganze Wohnviertel seien verschwunden, sagte die Gouverneurin der Region Putumayo.

Bei Überschwemmungen und Erdrutschen im Süden Kolumbiens sind mehr als 230 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt seien bislang 234 Tote geborgen worden, berichtete das kolumbianische Rote Kreuz am Sonntag. Weitere 200 seien verletzt worden, 100 Menschen würden noch vermisst. Betroffen war vor allem die 40.000-Einwohner-Stadt Mocoa: Die Schlamm-Massen wälzten sich durch die Straßen und rissen ganze Häuser, zwei Brücken, Autos und Bäume fort.

Auslöser der Katastrophe war heftiger Regen, der mehrere Flüsse über die Ufer treten ließ und eine Schlammlawine auslöste, die Häuser und Autos unter sich begrub. Bürgermeister José Antonio Castro sagte, einige Menschen seien gewarnt worden und hätten sich in Sicherheit bringen können. Mehrere Stadtviertel und zwei Brücken seien aber zerstört worden.

Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos versprach den Opfern Hilfe. Er rief für das Katastrophengebiet den Notstand aus. In dem lateinamerikanischen Land gibt es zwar wegen heftiger Regenfälle immer wieder Erdrutsche. Die Opferzahl in Mocoa ist aber außergewöhnlich hoch. So kamen bei einer Schlammlawine in der Stadt Salgar im Jahr 2015 knapp 80 Menschen ums Leben.

Es handele sich um eine Tragödie von unvorstellbarem Ausmaß, sagte die Gouverneurin der Region Putumayo, Sorrel Aroca. "Ganze Wohnviertel" seien im Katastrophengebiet verschwunden. Der Generaldirektor von Kolumbiens Rotem Kreuz, Cesar Uruena, sprach gegenüber AFP von einer "enormen Opferbilanz". Die Situation in Mocoa sei "dramatisch". Er erwarte ein weiteres Ansteigen der Opferzahlen.

In der Region hatte es in den Tagen zuvor heftig geregnet. Die Regenmengen hatten am Freitagabend den Fluss Mocoa und drei Zuflüsse über die Ufer treten lassen und die Erde ins Rutschen gebracht. Eine Mischung aus Wasser, Schlamm und Treibgut ergoss sich über die Stadt.

Präsident Santos beaufsichtigt Bergungsarbeiten

Präsident Santos reiste umgehend nach Mocoa. Im Onlinedienst Twitter teilte er mit, dass er die Hilfs- und Bergungsarbeiten beaufsichtigen wolle. Santos wurde von den Ministern für Verteidigung, Gesundheit und Umwelt begleitet. Außerdem reisen mit ihm die Chefs von Armee und Polizei sowie Leiter von Hilfsorganisationen.

Die Behörden bildeten einen Krisenstab. Militär, Polizei und Rettungskräfte suchten nach den Vermissten. Dabei müssten hunderttausende Tonnen von Schutt und Schlamm weggeräumt werden, sagte Carlos Iván Márquez von der Katastrophenschutzbehörde des Landes.

Die Bevölkerung sei nicht auf die Katastrophe vorbereitet worden, und "wir wissen nicht, was wir jetzt tun sollen", sagte der 69-jährige Anwohner Hernando Rodríguez der Nachrichtenagentur AFP per Telefon. Die Menschen in der Region begriffen nur langsam, was ihnen widerfahren sei. "Viele Leute sind auf der Straße, viele Häuser sind zerstört", berichtete Rodríguez.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übermittelte Santos ihre Anteilnahme. Sie sei bestürzt von den Bildern aus dem Katastrophengebiet "und dem unermesslichen Leid der Menschen vor Ort", erklärte Merkel in Berlin. Bundespräsident Steinmeier reagierte mit Betroffenheit auf die verheerenden Überschwemmungen in Kolumbien. „Mit mir sind heute viele Deutsche in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und bei den Frauen und Männern, die sich noch in Gefahr befinden und auf Rettung hoffen“, teilte Steinmeier nach der Katastrophe mit. „Den Rettungskräften wünsche ich viel Kraft und Glück bei ihrer schwierigen Aufgabe in dieser extremen Situation.“ (AFP/Reuters/dpa)

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