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Panorama: Schwere Schuld - schwache Schuldige (Kommentar)

Mord. Lebenslange Haft.

Mord. Lebenslange Haft. Das Urteil gegen die Mutter, die ihre zwei- und drei Jahre alten Söhne verdursten und verhungern ließ, ist hart und im Strafmaß gerecht. Tagelang dauerte das qualvolle Sterben der von Daniela J. in der Plattenbauwohnung in Frankfurt (Oder) zurückgelassenen Jungen. Zuerst schrien sie - auch aus Angst, verlassen worden zu sein. Dann wimmerten sie nur noch. Nach spätestens zehn Tagen waren sie tot. Eine so grausame Tat schreit nach einer hohen Strafe - und nach einer eindeutigen Schuldzuweisung. Die Richterin ist letzterem Verlangen bedingungslos gefolgt. Die Kinder seien nicht gestorben, weil andere versagt haben, sondern weil die Mutter versagt habe, sagte sie. Dass Daniela J., vierfache Mutter wider Willen, diese Rolle möglicherweise nur eingeschränkt wahrnehmen konnte, wollte die Richterin zu Recht nicht gelten lassen. Aber: Die Oma der Jungen wusste dies, deshalb ist sie ja immer wieder eingesprungen. Warum sie sich aber im Juni 1999 zwei Wochen lang nicht vergewisserte, ob es ihnen bei ihrer schlechten Mutter gut ging, konnte die Richterin nicht erklären. Entschlossen, ein klares Urteil zu sprechen, entlastete sie auch die teilnahmslosen Nachbarn und die Sozialarbeiterinnen. Wegen des Zusatzes "besondere Schwere der Schuld" wird das Urteil wohl keinen Bestand haben. Aber vor allem gehören auch "die Anderen" vor Gericht.

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