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Seebeben: Tsunami-Entwarnung in Indonesien

Ein neues Seebeben der Stärke 6,2 hat Indonesien erneut in Angst und Schrecken versetzt. Trotz einer von den Behörden zunächst ausgegebenen Tsunami-Warnung entstand jedoch keine weitere Flutwelle.

Jakarta/Pangandaran - Das Epizentrum habe zu tief unter der Erde gelegen, um eine Flutwelle zu verursachen, gab das Pazifik-Tsunamiwarnzentrum auf Hawaii bekannt. Die Nachricht vom Beben und eine anschließende Tsunami-Warnung der indonesischen Behörden löste in den betroffenen Regionen West-Java und dem Süden Sumatras vorrübergehend Panik aus. Die Erschütterung schloss sich an mehrere kleinere Nachbeben an, die die Aufräumarbeiten nach dem Tsunami vom Montag immer wieder störten.

Das Seebeben war auch in der 190 Kilometer entfernten Hauptstadt Jakarta zu spüren, wo Bewohner und Beschäftigte aus hohen Gebäuden stürmten. Ein Meteorologe in Jakarta sagte, seit dem schweren Erdbeben mit einer Stärke von 7,7 auf der Richter-Skala am Montag seien bereits mehr als 50 Nachbeben registriert worden, die eine Stärke von 4,8 bis 5,4 erreichten. Der Experte erwarteten weitere Erdstöße. Nach vier größeren Beben waren bereits am Mittwochmorgen (Ortszeit) Hunderte Menschen auf höher gelegenes Gelände geflohen, als sich das Gerücht eines weiteren drohenden Tsunamis verbreitete. "Die Menschen sind noch traumatisiert", erklärte ein Sprecher des Bezirks Ciamis. Nach der jüngsten Bilanz der Regierung stieg die Zahl der Tsunami-Opfer auf mindestens 525 Tote und 382 Verletzte. Weitere 273 Menschen wurden noch vermisst, Helfer gruben zum Teil mit bloßen Händen nach weiteren Opfern.

Währenddessen verlief die Hilfe für die Überlebenden weiter schleppend. Die ersten Lastwagen mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser erreichten die am schwersten betroffenen Orte Pangandaran und Cilacap. Das Welternährungsprogramm der UNO rechnet nach Angaben eines Sprechers damit, in den kommenden Tagen 20.000 Menschen versorgen zu müssen. Am Mittwoch sollte ein Team die Bedürfnisse vor Ort erkunden. Auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen wollte einen Erkundungstrupp schicken. Einige Feldküchen waren bereits in Betrieb. Ein Mitarbeiter des Bezirks Cilacap sagte, vor Ort herrsche jedoch noch Verwirrung darüber, was zu tun sei. Präsident Susilo Bambang Yudhoyono kündigte einen Besuch im Katastrophengebiet an.

Die Regionalregierung erhielt nach Aussage des Hilfekoordinators Subur Swiyano bisher umgerechnet knapp 57.000 Euro. Das Geld sollte laut offiziellen Angaben an die Angehörigen der Todesopfer verteilt werden. Jedoch war noch nicht klar, wie viel jede Familie erhalten sollte. Die asiatische Aufbaubank in Manila und Großbritannien kündigten weitere finanzielle Hilfen an.

Experten des französisch-indonesischen Tsunami-Forschungsprogrammes Tsunarisque besuchten derweil die betroffene Region. Ihren Angaben zufolge drang der Tsunami am Montag etwa 500 Meter weit ins Landesinnere vor. Die Flutwelle habe eine Höhe von sechs bis sieben Metern erreicht. "Die Welle war nicht sehr hoch, aber sehr heftig", sagte Tsunarisque-Chef Franck Lavigne. Ihre Gewalt sei daran zu erkennen, dass alle einstöckigen Häuser und auch solide gebaute Hotels zerstört worden seien. Die jüngste Flutwelle erscheine vielleicht kleiner als die von Weihnachten 2004, sagte Lavigne. Es habe sich aber auf keinen Fall um einen "Mini-Tsunami" gehandelt. (tso/AFP)

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