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Seehofers Facebook-Party: Versuch ohne Krawatte

Bei Horst Seehofers groß angekündigter Facebook-Party in der Nobeldisko P1 blieb der erwartete Ansturm aus. Ist das nun eine gute Nachricht für die CSU oder eine schlechte?

Kein Krawall, keine Randale, nicht mal ein Menschenauflauf – Horst Seehofers öffentliche Facebook-Party ist wahrscheinlich die erste ihrer Art, die nicht aus dem Ruder gelaufen ist. Ist das nun eine gute Nachricht für die CSU oder eine schlechte? Eine öffentliche Facebook-Einladung ohne Radau ist keine richtige Facebook-Veranstaltung, dabei wollte die CSU doch alles richtig machen.

Im Münchner Nobelclub P1 herrscht gedämpfte Stimmung, aus den Lautsprechern ertönt Funk, viele Gäste sind erkennbar von der Jungen Union. Einige von Ihnen haben eine eintägige Schulung gemacht, wie sie erzählen. Da haben sie gelernt, wie man auf Leute zugeht und mit ihnen redet. Sie mussten eine Broschüre „Erneuerbare Energien“ durchlesen, damit sie im Ernstfall diskutieren können. Gewissenhaft verteilen sie Bierdeckel auf der einen Seite steht: „CSU – meine Mitmachpartei“, auf der Rückseite kann man einen Mitgliedsantrag ausfüllen. Zwei Jungs mit Seitenscheitel und gegeltem Haar, die Stammgäste im P1 sind, aber keine Parteimitglieder, zeigen sich etwas belustigt. Das Publikum sei älter als sonst, „offensichtlich gibt es heute keine Gesichtskontrolle, sonst wären viele nicht reingekommen“. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt steht die ganze Zeit bei den etwa 150 Journalisten und erzählt ihnen, wie toll die Party ist. Dobrindt trägt keine Krawatte, wie die meisten Parteimitglieder heute. Dobrindt sagt: „Man hat aus dem Internet viel gesellschaftlichen Schwung aufgenommen mit der Party.“

Draußen vor der Tür warten viele Übertragungswagen der Fernsehsender. Sie alle warten auf angekündigte Flashmobs oder unkontrollierte Menschenansammlungen – aber nichts dergleichen.

Um 21 Uhr 20 erscheint Seehofer, die Hand in der Hosentasche, betont lässig, ohne Krawatte. „Ich freue mich, dass wir uns miteinander unterhalten können“, sagt er in die Kameras.

Das mit der Krawatte hatte er schon am Nachmittag angekündigt. „Vorher gehe ich in die Staatskanzlei, da tue ich die Krawatte runter. Aber so was Anbiederisches mache ich nicht, wie es Kanzlerkandidaten schon getan haben, Bier aus der Flasche trinken.“ Ihm gehe es darum, sich unter das Volk zu mischen.

Anbiederisch. Da nannte er ein Stichwort, das im Netz ausgiebig bemüht worden war. Dass die CSU tatsächlich schon Facebook entdeckt hat und das ganz laut kundtut, das fanden manche ein bisschen peinlich. Auch die Opposition hatte gehöhnt. „Ich finde, Horst Seehofer – ohne ihm zu nahe treten zu wollen – passt besser zum Tanztee im Berliner Café Keese der neunziger Jahre, mit der Senioren-Union, gesponsert von der Apotheken-Umschau, als ins P1-Stüberl“, sagte SPD-Fraktionschef Rinderspacher.

Und die angekündigten 2500 Gäste? Angeblich musste die Gästeliste geschlossen werden, damit das P1 nicht zu voll wird. Am Ende war das P1-Gelände gerade mal halbvoll und ein Gutteil der Gäste waren Journalisten. „Horst Seehofer trifft seine Facebook-Fans“, hatte der Ministerpräsident zuvor groß plakatieren lassen.

Ein Ereignis für die Fernsehkameras. Und Seehofer hat erreicht, was er wollte. Dass jetzt alle wissen, dass er Facebook kennt.

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