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Panorama: Sein letztes Jackett ist für Catherine

Yves Saint Laurent hört morgen endgültig auf

Der Abschied nimmt kein Ende. Am Schluss der über 40-jährigen Geschichte des Pariser Haute-Couture-Modehauses Yves Saint Laurent (YSL) steht ein schwarzes Wolljackett mit aufgestickten goldenen Ähren für die französische Filmdiva Catherine Deneuve. Das Jackenmodell orientiert sich an einem Entwurf aus der Herbst/Winter-Kollektion 1985/86. Yves Saint Laurents letztes Kleidungsstück trägt die Nummer 77 751 und wird einen endgültigen Schlussstrich unter die weltberühmte Haute-Couture-Produktion des 65-jährigen Modezaren ziehen, der sich Anfang Januar dieses Jahres in den Ruhestand verabschiedet hat. Die Nummer 0001 war im Dezember 1961 für die Kunstmäzenin Patricia Lopez-Willshaw gefertigt worden. Dazwischen liegen 77 750 edle, perfekt geschnittene Modelle hochwertigster Materialien, die mehr als 40 Jahre lang die Augen der Modewelt auf sich zogen und die Körper berühmter Frauen zierten.

Am Donnerstag wird das prominente Modehaus endgültig aufgelöst, das der Liebling aller Frauen im Alter von 25 Jahren gegründet hatte. Die Marke YSL gehörte mit Coco Chanel, Christian Dior und Hubert de Givenchy zu den bedeutendsten Etiketten Frankreichs, die die Haute Couture prägten. Unvergessen sind die über 40 verschiedenen Smoking-Variationen aus dem Modehaus in der Pariser Avenue Marceau Nummer 5, die in den 60er Jahren erstmals Furore machten, die von bekannten Malern wie Mondrian oder Picasso inspirierten Kreationen, die spielerisch variierten Folklore-Modelle bis hin zum sportlich-eleganten Safari-Look, die strengen Blazerkostüme der 70er Jahre im damals noch revolutionären Business-Stil, ganz zu schweigen von den opernreifen Abendgarderoben aus kunstvoll drapierten Knisterstoffen. Euphorisch spricht die Presse von einem „Lebenswerk", denn schon frühzeitig wird Yves Saint Laurent als Multitalent gefeiert, als Kostümentwerfer, Modezeichner, Designer und Parfümeur. Weltweit werden ihm Ausstellungen gewidmet, immer wieder erhält er begehrte Preise und Auszeichnungen.

Dass Yves Saint Laurent dem blonden Filmstar Catherine Deneuve sein letztes Kleidungsstück widmet, verwundert nicht. Sie war über die Jahrzehnte hinweg die Muse des homosexuellen Modemachers und sie war es, die am 7. Januar bei der fulminösen, tränenreichen Abschiedsgala für den Meister auf der Bühne des Pariser Centre Pompidou Hand in Hand mit Saint Laurent an seiner Seite stand. Alle Glamourösen der Szene waren gekommen: Lauren Bacall, Jeanne Moreau, Fanny Ardant, Claudia Schiffer, Naomi Campbell, Paloma Picasso, Laetitia Casta und viele andere Stars umrahmten den als Kaiser der französischen Haute Couture titulierten Modeschöpfer. Über hundert Mannequins zeigten bei dieser Veranstaltung 330 Originalmodelle und ließen noch einmal Revue passieren, was der Größte unter den Großen in unermüdlicher Arbeit geleistet hat.

Die Kleidungsstücke und Kollektionen sind unsterblich, finden nicht nur die Frauen, und seine Parfüms machen auch nach dem Dauerbrenner „Opium" weiterhin Schlagzeilen. Seit Wochen erhitzen sich die Medien über den neuen YSL-Männerduft M7, für den ein gut bebauter, splitternackter Schönling wirbt. Der Männerakt zeigt schlicht alles. Bei Yves Saint Laurent ist die neue Werbung alles andere als eine Revolution: Vor Jahrzehnten posierte der zierliche Meister selbst im Adamskostüm, bekleidet nur mit seiner großen schwarzen Brille.

Sabine Heimgärtner[Paris]

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