zum Hauptinhalt

Sekte soll Schüler geschlagen haben: Opfer berichtet im Prozess über Prügelstrafen bei den „Zwölf Stämmen“

Vor gut zwei Jahren sorgte ein Polizeieinsatz bei den „Zwölf Stämmen“ für Schlagzeilen: Die Behörden holten rund 40 Kinder aus der Sekte, um sie vor Prügelstrafen zu schützen. Jetzt steht ein Mann vor Gericht, der zur Rute gegriffen haben soll.

Im Strafprozess gegen ein Mitglied der Sekte „Zwölf Stämme“ hat ein Zeuge von regelmäßigen Prügelstrafen gegen Kinder berichtet. Die Sektenmitglieder hätten den Kindern „so, wie sie gerade lustig waren, auf den Hintern gehauen“, sagte der 23-Jährige am Montag vor dem Amtsgericht Nördlingen.

Angeklagt ist ein 54-Jähriger, der den Zeugen als Schüler mit einer bis zu 1,20 Meter langen Rute gezüchtigt haben soll. Der Schüler soll damals etwa 14 Jahre alt gewesen sein. Der Zeuge erklärte vor Gericht, damals von dem Angeklagten geprügelt worden zu sein. Zu Beginn des Verfahrens stellten die Verteidiger mehrfach Anträge: Neben Beratungspausen verlangten sie die Einstellung des Verfahrens und deuteten an, dass sie die Richterin eventuell für befangen halten. Ein Gespräch hinter verschlossenen Türen zwischen den beiden Anwälten, dem Staatsanwalt und der Richterin verlief ergebnislos. Schließlich startete das Verfahren doch mit Anklageverlesung und Zeugenvernehmung.

Bereits in der Vergangenheit gab es einzelne Strafverfahren gegen Mitglieder der Glaubensgemeinschaft, die mit Verurteilungen endeten. Wegen Prügelvorwürfen holte die Polizei im September 2013 rund 40 Kinder aus den Gemeinschaften der Sekte im schwäbischen Deiningen und im mittelfränkischen Wörnitz. Die Eltern wehrten sich vor den Familiengerichten gegen die Wegnahme ihrer Töchter und Söhne. Ein Teil dieser Verfahren beschäftigt die Gerichte bis heute. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false