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Serienmörder-Prozess: Pickton ohne jede Regung

Zum Auftakt des Prozesses gegen den Schweinezüchter Robert Pickton, der in Kanada mindestens 26 Frauen getötet haben soll, sind schockierende Details bekannt geworden. Doch Pickton beteuert weiter seine Unschuld.

New Westminster - Der Staatsanwalt beschrieb im Gericht von New Westminster den Fund von Leichenteilen auf der Farm des mutmaßlichen Mörders. Die Polizei fand unter anderem zwei abgetrennte Köpfe in einem Gefrierschrank sowie menschliche Knochen und andere Körperteile. Einige Angehörige der Opfer brachen bei der Schilderung in Tränen aus. Ein Zuhörer stürzte nach einem Bericht der "Globe and Mail" schluchzend aus dem Gerichtssaal. Richter James Williams warnte die Geschworenen zum Auftakt der Verhandlung, dass die grausigen Einzelheiten sie emotional schwer belasten könnten. Die Jury, sieben Männer und fünf Frauen, wird wenigstens ein Jahr mit den Verbrechen konfrontiert werden.

Pickton habe beim Prozessauftakt kaum Reaktionen gezeigt, berichteten kanadische Medien. Der Angeklagte, der durch eine Plexiglasscheibe von der Jury und den Zuschauern getrennt sitzt, hat seit der Festnahme im Jahr 2002 offiziell seine Unschuld beteuert.

Er brüstete sich nach Angaben des Staatsanwaltes jedoch gegenüber einem Detektiv, der als angeblicher Mitgefangener in seine Zelle eingeschleust worden war, mit 49 Morden. Demnach hatte er noch eine weitere Frau umbringen wollen, um die Zahl auf eine "glatte 50" zu bringen. Allerdings sei er zum Schluss "schlampig" geworden und sei deshalb von der Polizei gefasst worden, sagte Pickton dem Bericht des Staatsanwaltes zufolge seinem Zellenmitbewohner. "Ich habe mir mit meiner Nachlässigkeit das eigene Grab geschaufelt", zitierte Prevett den Schweinezüchter.

Richter: Jury soll objektiv bleiben

Bei dem Prozess nahe Vancouver geht es zunächst um sechs Morde. Pickton soll die Frauen in den 90er Jahren auf seinen Bauernhof unweit von Vancouver gelockt und dort umgebracht haben. Die meisten Opfer waren Prostituierte oder Drogenabhängige. Die Polizei glaubt, dass der Schweinezüchter bis zu 60 Frauen ermordet und Teile von ihnen an seine Tiere verfüttert haben könnte. Die Behörde hatte bei der Durchsuchung seiner Farm DNA-Spuren dutzender vermisster Frauen gefunden. Der Prozess kann nach Erwartung kanadischer Medien mindestens ein Jahr dauern.

Richter Williams appellierte an die Jury, angesichts der Vielzahl an Informationen nicht ihre Objektivität zu verlieren. Sie sollten alle Medien meiden und nur über das urteilen, was sie im Gerichtssaal hören. Sollten dem Landwirt die Taten nachgewiesen werden, würde der Fall den bisher schlimmsten Massenmord Kanadas noch übertreffen: In den 80er Jahren wurde Clifford Olson wegen der Ermordung von elf Kindern und Teenagern schuldig gesprochen. (tso/dpa)

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