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Shell-Bohrinsel: Beunruhigung über Öl-Leck in der Nordsee

Eine Pipeline zu einer Shell-Bohrinsel wurde beschädigt. Shell zufolge wurde das Bohrloch verschlossen und Druck aus der Ölleitung genommen. Die Infrastruktur der Nordsee-Ölindustrie scheint zu veralten und brüchiger zu werden.

Der britisch-niederländische Ölkonzern Shell versucht bereits seit Mittwoch, ein Leck in einer Ölpipeline in der Nordsee abzudichten. Der Ölaustritt sei „bedeutend eingedämmt worden“, erklärte Shell in Aberdeen am Samstagnachmittag. Betroffen ist eine Ölpipeline, die zu der Bohrinsel Gannet Alpha 180 Kilometer östlich der schottischen Stadt Aberdeen führt. Das Öl dehnte sich auf einen etwa 31 Kilometer langen und bis zu 4,3 Kilometer breiten Ölteppich aus.

Es handelt sich nicht um ein ungesichertes Bohrloch wie bei der Deepwater Horizon-Krise des vergangenen Jahres im Golf von Mexiko, als nach einem „Blow Out“ wochenlang massiv Öl aus dem Bohrloch des Ölgiganten BP in 1500 Meter Tiefe ausströmte und zu einer der schwersten Umweltkatastrophen der jüngeren Geschichte führte.

Das Gannet Alpha Bohrloch, das von Shell und Esso gemeinsam betrieben wird, liegt außerdem nur 95 Meter unter der Meeresoberfläche. Shell zufolge wurde das Bohrloch verschlossen und Druck aus der Ölleitung genommen. Spezialisten versuchen, die Leckstelle mit ferngesteuerten Unterwasserrobotern zu reparieren. Man geht bei Shell offenbar nicht davon aus, dass eine massive Umweltkatastrophe bevorsteht.

Eine Shell-Sprecherin in Aberdeen sagte dem Tagesspiegel, man habe das Leck sofort entdeckt und die relevanten Aufsichtsgremien unverzüglich informiert. Marine Scotland bestätigte, dass man informiert sei und die Situation im Auge habe. Spezialschiffe mit Ausrüstungen gegen Ölpest sind vor Ort.

Grüne erinnerten am Samstag daran, wie BP im letzten Jahr mit Informationen über den massiven Ölaustritt im Golf von Mexiko zunächst hinterm Berg hielt, und forderten auch von Shell eine offenere Informationspolitik. Greenpeace zufolge ereignete sich der Vorfall am Mittwoch, sei aber erst am Freitag bekanntgegeben worden. Dies sei ein „Warnschuss an die Politik, die Betreiber zu verpflichten, ihre Pläne für derartige Notfälle öffentlich darzulegen“. Die Umweltorganisation Greenpeace unterstützte eine Erklärung des schottischen Abgeordneten der Grünen, Patrick Harvie, der forderte, Notfallpläne müssten Teil der Lizenzverfahren für Ölbohrungen werden.

Der Vorfall zeigt, dass die Infrastruktur der Nordsee-Ölindustrie veraltet und brüchiger zu werden scheint. Im Januar musste Shell die Ölbohrinsel Bravo in der Nordsee schließen, weil ein Stück ins Meer gefallen war. Alle vier Plattformen Shells im Ölfeld Brent sind derzeit wegen notwendiger Reparaturarbeiten geschlossen.

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