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Siebenfacher Mord: Angeklagter im Sittensen-Prozess sagt gegen Hauptangeklagten aus

Im Prozess um den siebenfachen Mord in einem China-Restaurant im niedersächsischen Sittensen hat einer der fünf Angeklagten sein Schweigen gebrochen. Der 41 Jahre alte Vietnamese ließ am Donnerstag vor dem Landgericht Stade von seinem Anwalt eine Erklärung verlesen, in der er ausführlich die Ereignisse der Tatnacht zum 5. Februar 2007 beschreibt.

Einer der Hauptangeklagten habe ihm später gestanden, das chinesische Inhaber-Ehepaar und fünf Angestellte des Restaurants erschossen zu haben. Die knapp zweijährige Tochter des Ehepaares sei verschont worden, weil sie zu klein gewesen sei, um etwas zu verraten.

Das Blutbad von Sittensen, bei dem sieben Menschen starben, hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Die Räuber hatten rund 5000 Euro Bargeld, Laptops und Handys erbeutet. Der Ehemann einer Angestellten des Lokals hatte die Leichen entdeckt, als er seine Frau von der Arbeit abholen wollte. Er habe von dem geplanten Raubüberfall nichts gewusst, betonte der 41-Jährige in seiner Erklärung. Der Mann soll die Haupttäter gefahren haben und ist wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes angeklagt. Drei Männer werden des siebenfachen Mordes beschuldigt, ein fünfter der Anstiftung zum schweren Raub.

Opfer gefesselt und auf den Boden gelegt

Der 30 Jahre alte Hauptangeklagte hat der Erklärung des 41- Jährigen zufolge später gesagt, es habe niemand getötet werden sollen. Er habe auf die Menschen gezielt, um sie einzuschüchtern. Alle seien gefesselt auf den Boden gelegt worden. Die Ehefrau des Besitzers wurde in ein oberes Stockwerk geführt, um Geld zu holen. Ihr kräftiger Mann habe sich losgerissen und sei auf die Angreifer losgegangen. Daraufhin sei er erschossen worden. Der Schütze habe auch die anderen Gefesselten getötet und später die Frau sowie den Koch. Dieser sei plötzlich aus einer Tür gekommen. Der mutmaßliche Schütze habe außerdem gesagt, er habe die Ehefrau vor ihrem Tod noch gewürgt. Ihre kleine Tochter habe nicht geweint. Er habe ihr aber ein Tischtuch über den Kopf gezogen, bevor er eine Kellnerin erschoss.

Der angebliche Schütze habe sich mit einem Pullover maskiert, der heruntergerutscht sei, nachdem das erste Opfer starb. Vor der Tat hätten zwei der Angeklagten Kokain geschnupft. Nach dem Blutbad seien alle Beteiligten zurück nach Bremen in eine Spielhalle gefahren. Die Ermittler hatten angenommen, der Raubüberfall sei zu einem Blutbad ausgeartet, als der Koch zu fliehen versuchte und die anderen späteren Opfer Zeugen des Verbrechens geworden waren. Zwei der jetzt Angeklagten hatte die Polizei 14 Stunden nach der Mordnacht bei einer Routinekontrolle auf der Autobahn nahe Bremen festgenommen. Die drei anderen wurden in den Monaten danach verhaftet. (mfa/dpa)

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