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Panorama: So einen Sommer hat es noch nicht gegeben

Experten rätseln über die Ursache: „El Niño“? Klimaerwärmung?

Von Andreas Oswald

Darin sind sich die Meteorologen einig: „Keiner von uns kann sich an so etwas erinnern“, sagt Michaela Koschak von Meteomedia, „und ich habe mich in den letzten Tagen mit vielen Meteorologen unterhalten“. Unbeständige Sommer gibt es immer wieder. Aber ganz Europa unter Wasser – das ist neu. Sintflutartigen Regenfälle gehen über Regionen nieder, in denen sonst im August kaum ein Tropfen fällt: das gilt insbesondere für die gesamte Mittelmeerküste. Oder die Schwarzmeerküste.

Dann die Regenmengen: In Italien fielen innerhalb von 24 Stunden bis zu 120 Liter pro Quadratmeter. Bis in die Täler fiel Schnee. Auch in Deutschland schüttete es wie selten in einem Sommer: Im Allgäu und in der Schwäbischen Alb fiel in zwei Tagen mehr Regen als sonst im ganzen August.

Meteorologen und Klimaforscher rätseln seit Tagen, was die Ursache sein könnte. Fest steht: In diesem Sommer fehlt ein beständiges Hoch, das sich über Skandivanien festsetzt und den Regen fernhält. Stattdessen haben wir eine Südwestströmung, die immer wieder dichte Tiefs zu uns schaufelt.

Doch diese Erklärung reicht nicht aus, sie gilt auch für „normale“ unbeständige Sommer. Was die Meteorologen stutzig macht, ist ein seltenes Phänomen: das Tief „Ilse“, das heute Berlin unter Wasser setzen wird, bewegt sich wie ihre Vorläuferinnen nur ganz langsam vorwärts. Dadurch regnet es in den betroffenen Landstrichen länger und ergiebiger. Hinzu kommt, dass durch die Langsamkeit das Tief an den Rändern immer wieder aufgeladen werden kann.

Doch was ist die Ursache? Die Hilflosigkeit der Meteorologen und Klimaforscher lässt diese in die Ferne blicken. Auch in Asien spielt das Wetter verrückt. Indien und Korea versinken im Wasser, Nepal erlebt eine beispiellose Dürre. Dort haben Bäuerinnen ihre Männer eingesperrt und pflügen nackt den Acker, um die Hindugottheit milde zu stimmen, damit sie Regen beschert. Es gibt erste Anzeichen für „El Niño“, ein Wetterphänomen, das das Klima in Asien und Lateirika, aber in Ausläufern auch in Europa durcheinanderbringt. Aber das ist keine sichere Erklärung, da „El Niño“ erst im Herbst und Winter seine Kraft voll entfalten kann.

Und der Treibhauseffekt? Dass es ihn gibt, ist gesichert. Dass mit dem Treibhauseffekt auch die Zahl der Unwetter und Anomalien steigt, ist ebenfalls gesichert. Da liegt es nahe, auch das derzeitige Wetter der allgemeinen Klimaerwärmung zuzuschreiben. Zumal erst kürzlich die Bilder von geschmolzenen Gletschern große Aufregung verursachten.

Vielleicht ist das alles erst der Anfang.

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