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Panorama: Soll man Wälder anzünden?

Während ungünstige Wetterbedingungen die verheerenden Waldbrände im Süden Australiens weiter anfachen, ist eine jahrzehntealte Diskussion zwischen Naturschützern und Feuerbekämpfern wieder entflammt. Es geht um die Frage: Sollen in besonders dicht bewaldeten Gegenden Australiens in regelmäßigen Abständen absichtlich Feuer im Unterholz gelegt werden, um so Waldbränden - die meist vom Boden aus entstehen - den Nährboden zu entziehen?

Während ungünstige Wetterbedingungen die verheerenden Waldbrände im Süden Australiens weiter anfachen, ist eine jahrzehntealte Diskussion zwischen Naturschützern und Feuerbekämpfern wieder entflammt. Es geht um die Frage: Sollen in besonders dicht bewaldeten Gegenden Australiens in regelmäßigen Abständen absichtlich Feuer im Unterholz gelegt werden, um so Waldbränden - die meist vom Boden aus entstehen - den Nährboden zu entziehen? Brandschützer halten diese Methode für eine der effektivsten.

Die Debatte hat nichts zu tun mit den aktuellen Brandstiftungen, deren Wirkung übereinstimmend als katastrophal eingeschätzt werden.

Umweltschützer wie die australischen Grünen lassen an der Waldrodung durch das kontrollierte Feuer legen kein gutes Haar. Sie argumentieren, dass Australien noch heute als eines der wenigen Industrieländer am Pranger stehe, Wälder im großen Stil abzuholzen - und zwar vor allem zum Zwecke der Holzgewinnung. Die immer wieder auftretenden Waldbrände erachten die Naturschützer als unvermeidbares Risiko des trockenen und nahezu bergfreien Landes. Hierauf müssten die Menschen eben Rücksicht nehmen und ihre Häuser nicht direkt an den Wäldern bauen.

Der Streit, der nach ausführlichen Berichten von "The Australian" und "The Sydney Morning Herald" derzeit auch in den Leserbrief-Spalten der australischen Tageszeitungen ausgetragen wird, scheint unlösbar. Nicht nur, dass die Einheimischen ihre Häuser trotz aller Bedenken bevorzugt im oder wenigstens am Grünen bauen - aus Sicht der Naturschützer gehen auch die Ureinwohner Australiens, die Aborigines, nicht mit gutem Beispiel voran und brennen nach wie vor regelmäßig Unterholz, aber auch kleinere Waldflächen nieder.

Die Aborigines sind überzeugt davon, dass ihre alte Tradition der kontrollierten Waldrodung der beste Feuerschutz sei. Doch nicht nur das: Manche Vegetation Australiens, so behaupten sie, benötige geradezu das Feuer, um richtig gedeihen und sich fortpflanzen zu können. Außerdem könne mit dem Feuer das Gedeihen von Früchten gefördert werden. Für Umweltschützer sind diese Argumente ein alter Hut. Sie entgegnen, dass es auch schon zu früherer Zeit große Buschfeuer gegeben habe - trotz der Rodungen.

Die Aborigines hielten nur aus Gewohnheit an ihrer alten Tradition fest, ihre Brandrodungen seien völlig willkürlich und ohne jeden Hintersinn. Wie auch immer der menschliche Streit irgendwann einmal ausgehen mag - die Vegetation Australiens scheint sich auf das immer wiederkehrende Rendezvous mit den Flammen in der Tat längst eingestellt zu haben. So lassen die meisten Landstriche, die nach dem großen Feuer von 1994 wie auf immer verbrannte, pechschwarze Landstriche erschienen, nichts mehr von der Vergangenheit erahnen. Auf ihnen gedeiht heute wieder ein dichter Eukalyptuswald. Das Überraschende dabei: Teilweise ist der Wald sogar aus halb abgebrannten Bäumen entstanden, die neu ausgetrieben haben.

Die Buschbrände im Südosten Australiens sind nach Einschätzung des Katastrophenschutzminister Bob Debus die schlimmste Feuerkatastrophe in der Geschichte des Landes. "Am 13. Tag dieser Krise haben wir nicht einmal die Aussicht auf Regen für die kommenden Tage", sagte der Minister des Bundesstaates New South Wales am Samstag. Bei andauernd ungünstiger Witterung befürchten die Feuerwehrleute eine weitere Zuspitzung der Lage in den Waldbrandgebieten.

Holger Müller-Hillebrand

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