zum Hauptinhalt
Neugierig: der Kapuziner

© Illustration: Andree Volkmann

Berliner Schnauzen (40): Der Gelbbrust-Kapuziner

Sie sind sehr intelligent - leider, für die Tierpfleger. Sie müssen vor den Äffchen alles verstecken. Denn die kriegen alles kaputt.

Der größte Glückstag im Monat von Yacu und Obi ist der Zwiebeltag. Wenn Tierpfleger Fabian Behnke für jeden der Gelbbrust-Kapuziner eine halbe Zwiebel aufschneidet, sie in das Gehege im Tierpark legt – und die hauskatzengroßen Affen anfangen, sich mit dem Gemüse (wahlweise auch Knoblauch) einzureiben, auf und ab das Fell, hier noch eine Stelle an der leuchtend gelben Brust, da eine am hellbraunen Rumpf. „Dann sind sie wie in einer anderen Welt, wie in einem Rausch“, sagt Behnke, der seit vier Jahren im Affenrevier arbeitet.

Der Spa-Tag für die Affen täuscht darüber hinweg, dass sie ansonsten recht anspruchslose Wesen sind und keine Sonderbehandlung nötig haben. Sie trotzen der Nässe, in den Atlantikurwäldern Brasiliens, in denen sie leben, regnet es auch. Dort kann es auch mal empfindlich kühl werden, so dass die Kapuziner im Tierpark bei kaltem Wetter im Freien hangeln, klettern und fiepen dürfen. Nur bei Frost lassen die Pfleger sie nicht hinaus. Damit die Gelbbrust-Kapuziner sich keine Verletzungen an Händen und Füßen holen.

Das möchte der Tierpark vermeiden. Das Zuchtpaar Obi (weiblich) und Yacu (männlich) ist eine Leihgabe Brasiliens. In ihrer Heimat gelten sie als „kritisch bedroht“, wie Tierarzt Andreas Pauly erklärt. Jedes Exemplar, selbst die vier in Friedrichsfelde geborenen Jungtiere, gehört dem südamerikanischen Staat. Der arbeitet daran, die seltenen Primaten bald wieder auszuwildern. Seit den frühen 90er Jahren läuft ein internationales Programm, an dem sich auch der Tierpark finanziell beteiligt. Sonst dürfte er gar nicht die Affen halten, erklärt Andreas Pauly.

Warum die Gelbbrust-Kapuziner so selten sind, wenn sie eigentlich so anspruchslos leben? Der Mensch hat mal wieder Schuld: Der küstenlange Waldgürtel ist mittlerweile auf ein paar Flecken geschrumpft, dank der Millionenstädte am Atlantik mangelt es den Affen an Lebensraum. So kam es, dass der fein gezeichnete Kapuziner von den 300 Primatenarten zu den 25 bedrohtesten gehört.

Andreas Pauly hat noch einen Superlativ: „Unter den Südamerikanern sind die sie die intelligentesten.“ Was die Haltung vor Herausforderungen stellt. Sie sind extrem und wollen alles wie kleine Kinder anfassen, in den Mund nehmen und untersuchen. Und wie Kinder zerlegen sie auch gern ihre Einrichtung. Der Tierarzt schmunzelt. „Sie sind schon sehr zerstörerisch.“ Deshalb passt Fabian Behnke auf, dass er nicht einen losen Schlüssel im Gehege liegen lässt. Ob er ihnen zutraut, dass sie damit ausbüchsen? „Dass sie das Schloss aufknacken, glaube ich nicht, dass sie den Schlüssel kaputt machen, schon.“

Also beschäftigen die Menschen die Tiere – ein reines Ablenkungsmanöver, damit sie nicht auf dumme Sachen kommen oder sich langweilen. Stämme, Seile, Netze und leere Kaffeesäcke hängen im Gehege. Manchmal verstecken sie Futter wie Nüsse oder Früchte in den Säcken, manchmal stecken sie Zuckerrohr in ein Bambusrohr, das die Kapuziner herausfischen und in der Gruppe daran knabbern. Liegt ein Kieselstein in der Nähe, benutzt Yacu ihn dafür, die Walnüsse zu knacken. Noch schöner für die Tiere, wenn sein Fell dabei nach würziger Zwiebel duftet.

GELBBRUST-KAPUZINER IM TIERPARK

Lebenserwartung:  40 Jahre

Fütterungszeiten:  täglich 14.30 Uhr

Interessanter Nachbar: Roter Brüllaffe, Weißkopfsaki

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false