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Kirk-Dikdik, im Schatten ruhend, Namibia.

© imago/blickwinkel

Berliner Schnauzen (85): Das Kirk-Dikdik

Kleines Tier mit großer Wirkung: Wenn die Mini-Antilopen schreien, flüchtet selbst manches Raubtier.

Es ist das Bambi der Antilopen: Klein, zierlich, riesige Augen. Schüchtern kauern die Kirk-Dikdiks, drei Weibchen, ein Männchen, unter trockenem Bambus bei 20°C auf drei mal vier Metern Stallfläche im Berliner Zoo. Sie zanken nicht, raufen nicht. Liegen da, zart und unschuldig, käuen wieder und machen schöne Augen. Kaum ein Besucher findet sie hier am Ententeich neben dem Restaurant.

In freier Wildbahn hat die Miniantilope, 35 Zentimeter hoch und 50 lang, viele Feinde. Nähert sich ein Löwe oder ein Adler, fällt das Kirk-Dikdik für einen Moment in Schockstarre. Den Weibchen wäre jede Hilfe recht, aber da ist kein Bock, der den Feind auf lange Hörner spießt, wie die Rappenantilopen, ihre Zoo-Mitbewohner. Das Dikdik-Männchen ist genauso zierlich und schüchtern. Mit seinen sechs Zentimeter kurzen Hörnern ist ein Angriff zwecklos.

Also sprintet das Kirk-Dikdik, wieder bei Besinnung, los, springt mit 40 km/h Zickzack in Drei-Meter-Sprüngen. Beachtlich für die dürren Beine. Dabei schreit es „sik-sik“, ein Warnschrei, schrill wie von einer Trompete, der auch sein Namensgeber ist. „Das ist kaum auszuhalten“, sagt Säugetier-Kurator Tobias Rahde. Unter Sträuchern der ost- und südostafrikanischen Buschsavanne sucht das Kirk-Dikdik dann Unterschlupf, verharrt, beobachtet und schnuppert, ob die Gefahr vorbei ist.

Blut pulsiert durch die Nase

Die Nase des Kirk-Dikdiks ist eine wundersame Sache. Damit das Tier bei der afrikanischen Hitze nicht kollabiert, pulsiert Blut durch die spitze Rüsselnase und kühlt so die Außenluft ab. Wasser holt sich der tagaktive Vegetarier aus Sträuchern und dem Tau auf den Blättern. Schleichen viele Feinde umher, sucht es seine Nahrung nachts.

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Alles am Kirk-Dikdik hat einen Sinn: Das gelb-graue Fell ist glatt und ölig, rutscht dem Räuber aus den Fängen. Wie auch der Elefant, fächert das Kirk-Dikdik mit den Ohren die warme Luft kalt. Ist ihm zu heiß, atmet das Tier statt 40 schnelle 500 Mal pro Minute. Die große Kunst dieser kleinen Antilope: sich anzupassen. So hat sie zwölf Millionen Jahre überlebt.

Bei den Griechen ein Fabelwesen, ein Krafttier für Grazie und Willensstärke im Schamanismus, auf Siegeln im königlichen Hof Heinrich des IV – die Antilope hat eine stolze Geschichte. Das Kirk-Dikdik ist damit nicht gemeint. Ihm gehört kein Symbol.

Monogamie vielleicht

Es wird lediglich verwertet: das Fell für Handschuhe, für traditionellen Schmuck die Knochen. Der Mensch ist die größte Bedrohung für diese Tiere, von denen noch eine Million in freier Wildbahn leben.

Dort markieren sie ihr Revier mit einem Sekret aus der Voraugendrüse – einem schwarzen Loch am Nasenbein. In Monogamie leben die Paare zusammen und zeugen Nachwuchs, den der Vater nach sechs bis acht Monaten, wenn die Jungtiere geschlechtsreif sind, vertreibt. Treu scheinen sich die Kirk-Dikdiks aber nur im harten Leben im Busch zu sein.

Im Zoo, wo sie in seltenen Kleingruppen eine Zwangs-WG bilden, erlaubt sich das Männchen Seitensprünge. Es ist der Hahn im Korb. Seit zwei Wochen ist ein neues Großauge geboren, geschlechtslos noch. Es muss weg, in Berlin gibt es zu viele. Schade, die Kinder hätten das Kleine geliebt.

KIRK-DIKDIK IM ZOO

Lebenserwartung:  bis zu 10 Jahre

Besonderheit:  Tierpate gesucht – zum Jahresbeitrag von 350 Euro für einen Dikdik
Interessanter Nachbar: Spitzmaulnashorn, Okapi

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