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Bär, Marder oder Katze? Auf den ersten Blick ist es kaum zu erkennen, aber der Binturong gehört zur Ordnung der Raubtiere.

© imago/Imagebroker

Berliner Schnauzen: Finger weg vom Katzenkaffee

Ihre Verdauung veredelt jede Kaffeebohne: Binturongs, auch Schleichkatzen genannt, fressen gern reife Kaffeekirschen. Das wurde ihnen zum Verhängnis.

Wenn man den Binturong besucht und die Augen schließt, könnte man meinen, man sei im Kino und nicht im Tierpark. Im Binturong, genauer gesagt im Urin des Binturongs befindet sich 2-Acetyl-1-Pyrrolin. Und wenn so ein Binturong oder eine Binturongine pieselt, dann riecht es nach großem Kino – nämlich nach Popcorn.

Vielleicht sind die Binturongs deshalb in ihrer südostasiatischen Heimat als Haustiere recht beliebt. Man findet sie in Indien, auf den Inseln Sumatra, Java, Borneo, Palawan, aber nur da, wo der Mensch noch dichten Wald, am besten tropischen Regenwald, hat stehen lassen. Oder eben im Tierpark.

Augen auf. Es erscheinen Fiona Binturong, die Mutter, und vier Junge, die reichlich verschmust um und auf der Mama herumtollen. Im Nachbarkäfig passt Papa Vincent auf die Jüngste des letzten Wurfes auf, aber die wird ohnehin bald ins Ausland gehen, nach London. Nicht zu Studienzwecken, sondern weil sie im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm vermerkt ist mit ihrem genetischen Stammbaum, der eben sehr gut zu den Genen eines englischen Männchens passt, ihres künftigen Begatters.

Der Mensch jagt und frisst sie

Man sieht es ihnen nicht unbedingt an mit ihrem an einen Bär erinnernden, etwas tapsigen und behäbigen Gehabe, aber Binturongs sind Schleichkatzen. Kurze Beine haben sie, das lange Fell ist struppig, dunkelgrau bis schwarz, der Kopf ist grau, verfügt über lange weiße Tasthaare, und die Ohren haben buschige Büschel. Von Kopf bis Schwanzende kann er schon mal eine Gesamtlänge von fast zwei Metern erreichen, und weil er ein Raubtier ist, wäre das eigentlich ziemlich furchterregend. Doch, gemach. Er könnte sich mit seinen starken Krallen zwar gegen den Menschen wehren, macht er aber nicht. Im Grunde ist uns der Binturong zugetan. Kleingetier muss allerdings schon mal daran glauben.

Es müsste ihnen also gut gehen, den Binturongs, auch denen, die nicht in zoologischer Obhut wie im Berliner Tierpark leben. Allein, der Mensch jagt sie, frisst sie sogar, weil sie mancherorts als Delikatesse gelten, und er holzt die Regenwälder ab, raubt ihnen damit den Lebensraum. In den vergangenen 18 Jahren ist der weltweite Bestand der Binturongs um 30 Prozent zurückgegangen, die Katzen stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten.

Peta spricht von Tierquälerei

Die Binturongs fressen mit großer Begeisterung Kaffeekirschen. Das heißt, nicht ganz, weil sie nur das Fruchtfleisch verdauen können, die Kaffeebohnen kommen unverdaut wieder ans Licht der Welt. Dort werden sie vom Menschen gesammelt, gewaschen, geröstet, gemahlen, getrunken.

Was nicht ganz billig ist, 50 Gramm Schleichkatzenkaffee sind für 17,40 Euro zu haben. Wie er schmeckt? Keine Ahnung, die Recherche-Lücke sei verziehen, schon die Vorstellung, Kaffee aus einer Bohne zu trinken, die ausgesch… wurde, igitt. Außerdem werden die Tiere für diese Geschmacksverirrung des Menschen in Käfigbatterien und in Massen gehalten. Peta, die Tierrechtsorganisation, beurteilt die Bedingungen als Tierquälerei. Also, bitte Finger weg vom Katzenkaffee! Der Popcorn-Geruch soll reichen als Geschenk der Binturongs an den Menschen.

Binturong im Tierpark

Lebenserwartung:  In Obhut bis zu 25 Jahren

Natürlich Feinde:  Großkatzen, Greifvögel, Menschen

Interessanter Nachbar:  Veilchenorganist, Sumatra-Tiger

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