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Bitte lächeln! Kommt man ihm zu nahe, kann der Schweinsaffe schnell ungemütlich werden.

© imago/blickwinkel

Berliner Schnauzen: Warum es gefährlich ist, Schweinsaffen zu wecken

Konrad, Chef einer Männer-WG im Tierpark, darf keine Schwäche zeigen. In seinem Gehege spielten sich vor Jahren blutige Szenen ab.

Konrad hebt die Augenbrauen, als sei er Caren Miosga. Ist er nicht, er ist Schweinsaffe, aber immerhin Chef. Oberhaupt einer siebenköpfigen WG im Tierpark, da muss er öfter mal die Brauen heben und die Stirn runzeln und das Maul aufreißen und böse gucken, und manchmal auch aufreiten. Das sind so seine Drohgebärden und Unterwerfungsriten, mit denen er aufmüpfige Mitbewohner im Zaum hält. Diesmal aber grollt er Dr. Andreas Pauly, dem Tierarzt, den Konrad und Mitbewohner allesamt nicht sonderlich mögen, weil der sie im Behandlungsfall schon mal mittels Blasrohr in die Narkose schickt. Da zickt der Schweinsaffe, und dass es gefährlich ist, den Schweinsaffen zu wecken, ahnt man, wenn er sein Maul aufreißt und seine Eckzähne zeigt. Man möchte ihm nicht zu nahe kommen.

Konrad hat es aber auch nicht leicht. Er steht einer Männer-WG vor. Sechs Schweinsaffen, die wollen unter Kontrolle gehalten werden. Vor Jahren, als es noch Schweinsäffinnen im Tierpark gehabt hat, war es noch schwerer, da zeigte der damalige Chef Schwächen. Die Pfleger hatten das nicht erkannt, für die war der WG-Vorstand noch Haremsboss und bestimmte, wer wann bei wem randurfte. Aber dann haben die Zöglinge ihn doch totgebissen. Bei der Obduktion stellte sich heraus, dass er tatsächlich geschwächelt hatte, Lungenentzündung, ein gefundenes Fressen für die Nebenbuhler.

Der Schweinsaffe, also Konrad, ist – man darf das bei seinem Namen so sagen – eigentlich eine ganz arme Sau. Einmal, weil es sicherlich nicht leicht ist, sechs rüpelige Halbstarke unter Kontrolle zu halten. Zum anderen, aber das wissen Konrad und Genossen nicht, weil sie hier im Tierpark in der Abwicklung stehen.

In der thailändischen Heimat müssten sie arbeiten

Schweinsaffen haben unter Hege eine Lebenserwartung von bis zu 40 Jahren, Nachkommen wird es nicht geben. Die Tierpark-Menschen sind an einer Nachzucht nicht interessiert. Es gibt, wie Dr. Pauly berichtet, in deutschen Zoos einfach zu viele ihrer Art. Nicht, dass die Menschen ihre Zöglinge lieblos behandeln würden, Spielgeräte und Klettergerüste sind reichlich vorhanden, auch müssen sie sich nicht ums Fressen kümmern, das wird frei Haus geliefert, nur, was auch des Schweinsaffen Lieblingsbeschäftigung ist, wird ihm verwehrt.

Aber nun ist genug geklagt. Mensch, Affen, Konrad und Kumpanen, euch geht es, mal ganz objektiv betrachtet, vergleichsweise gut. Hier könnt ihr toben, klettern, tollen, in der thailändischen Heimat müsstet ihr arbeiten. Der zweibeinige Thai richtet nämlich Schweinsaffen sehr gerne zu Arbeitsaffen ab, und zwar zur Kokosnussernte. Dass diese Lehrjahre bis hin zum Kokosnusserntehelfer keine Herrenjahre sind, kann man ahnen, wenn man bedenkt, dass es selten zimperlich zugeht, wenn der Mensch sich ein Tier zu eigen macht.

Die Konrads des Tierparks aber wollen nur spielen. Etwa dem Pfleger durchs Gitter hinweg den Schlüssel klauen, um ihn dann, den Schlüssel, nicht den Pfleger, in seinen Backentaschen zu verstecken. Das ist vielleicht für den Schweinsaffen ein Riesenspaß, für die Pfleger aber ein aufwendiges Tauschmanöver – Schlüssel gegen Fressen –, um die Ordnung wiederherzustellen. Notfalls kommt halt das Blasrohr zum Einsatz. Anschließend sitzt Konrad wieder hinter dem Zaun und macht auf Caren Miosga.

Schweinsaffe im Tierpark

Lebenserwartung:  bis zu 40 Jahren

Interessanter Nachbar: keiner zu sehen, die WG muss sich genügen

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