zum Hauptinhalt
Der traurige Duffyblick. Ahnt der Hund etwa, dass ihm sein Herrchen eine Ultraschalluntersuchung verwehren will?

© A. Austilat

Die Sparkolumne: Soll der Hund zum Ultraschall?

Kommt nicht infrage, beschloss unser Autor. Jetzt kann er Duffy ohne schlechtes Gewissen kaum in die Augen schauen.

Von Andreas Austilat

Duffy macht ein Geräusch. Das ist noch nichts Ungewöhnliches, denn bei Duffy handelt es sich um unseren Hund, und der kann schon mal laut werden. Wenn er den Postboten sieht zum Beispiel. Aber dieses Mal geht es um etwas anderes. Um Duffys Herzklappe nämlich, die rasselt irgendwie.

Bemerkt hat es der Tierarzt, als er ihn vor einem Jahr routinemäßig abhörte. Dabei war Duffy nur zur Tollwutspritze angemeldet. Meine Frau war sofort alarmiert, das Tier bedeutet ihr nämlich sehr viel. Mir auch, obwohl ich ursprünglich dagegen war, überhaupt einen Hund ins Haus zu holen.

Auf Anweisung des Arztes fing sie an, für Duffy ein Atemtagebuch zu führen. Darin wird stichprobenartig festgehalten, ob sich seine Atemfrequenz verändert. Nun ja, die verändert sich immer dann, wenn er eine Leberwurst sieht. Ansonsten wirkt der Hund auf mich kerngesund. Dabei ist er jetzt immerhin zehn Jahre alt.

In Japan werden kleine Hundeherzklappen für 10 000 Euro operiert

Nun war Duffy wieder beim Tierarzt, wieder wegen einer Impfung. Der Arzt kam noch einmal auf die Klappe zurück, sagte, so eine Mitralklappenendokardiose könne sich zu einer üblen Herzinsuffizienz auswachsen! Zur Sicherheit empfahl er eine Ultraschalluntersuchung. Und falls sich zeigen sollte, dass es schlimmer geworden wäre, müsse Duffy Tabletten schlucken. Was die kosten, hat er noch nicht gesagt. Aber für die Ultraschalluntersuchung würden 120 Euro anfallen.

„Kommt nicht infrage“, entfuhr es mir spontan. Gut, Duffy schläft ein bisschen mehr als früher, aber ich bin auch oft müde. Doch wenn der Postbote kommt, dann springt der Hund auf, rennt erst nach vorne und anschließend mit Höchstgeschwindigkeit in den hinteren Teil des Gartens, weil er weiß, dort ist ein Weg, den wird der Briefträger gleich nehmen.

Der Tierarzt hat von einem ihm bekannten Fall erzählt, da sei ein Mann mit seinem Hund nach Japan gereist, weil es dort jemanden gibt, der kleine Hundeherzklappen operiert. Das hat 10 000 Euro gekostet. Und der Hund war so winzig, dass er im Flugzeug als Handgepäck reiste. Sonst wäre der Trip noch teurer geworden.

Ich weiß nicht, ob er die Geschichte erzählt hat, um mal zu verdeutlichen, was noch so auf uns zukommen könnte. Ich finde die 120 Euro schon viel zu happig. Schön, sagte meine Frau, aber dann müsse ich auch verantworten, wenn Duffy was zustößt!

Und der Hund? Immer wenn er mich anguckt, setzt er jetzt diesen unfassbar traurigen Duffyblick auf. Ich glaube, er weiß alles: Dass ich ihn damals nicht wollte, und dass ich ihm heute die Ultraschalluntersuchung verwehren will.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false