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Was genau macht eigentlich ein Walbeobachter?

© pa / WILDLIFE

Experten klären auf: Der große Wahl-Helfer

Am Wahlsonntag fragt sich jeder: Wie präzise sind die Prognosen? Wer sitzt in der Elefantenrunde? Wie ist das mit dem Überhang? Hier finden Sie alle wichtigen Antworten.

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Wie ist die Sitzverteilung?
Das hängt davon ab, ob wir von Nah- oder Fernverkehr sprechen. Üblicherweise sitzen Sie im Nahverkehr beengter, etwa 38 Zentimeter ist ein Sitz breit. Im Fernverkehr schon 40, erste Klasse 50. Züge in Alpenregionen haben breitere Sitze, wegen der Skijacken. Das alles hat der UIC, der Internationale Eisenbahnverband, festgelegt. In der 2. Klasse haben wir in Deutschland 2-plus-2-Bestuhlung, zwei Sitze pro Seite, in der ersten 2 plus1. Die Bahnverwaltungen wollen natürlich möglichst viele in einen Zug reinbiegen. In Japan, wo die Menschen kleiner sind, rechnet man, inklusive Stehplätzen, sechs Personen pro Quadratmeter, in Europa vier. In Straßenbahnen und Bussen gibt es den Anderthalb-Sitz, „Big-Mama-Sitz“ genannt, weil sich zwei nicht darstellen lassen. Dort, wo wir 2 plus 3 unterbringen, bleibt der mittlere Sitz von dreien meist leer. Heutzutage sitzt man lieber im Großraum als im Abteil: mehr Sicherheit bei weniger Personal, größeres Raumgefühl.

Günter Löffler, 58, Professor für Technik spurgeführter Fahrzeuge an der TU Dresden, vermisst die Zeit, als jeder Sitz- ein Fensterplatz war.

Was macht ein Walbeobachter?
Er fährt mit einem Boot und einem Fernglas raus und schaut aufs Wasser. Wissenschaftler und Tierfilmer wie ich tauchen auch mit den Tieren. Der beste Ort ist Maui, Hawaii. Da kommen die Buckelwale im Winter hin, um sich fortzupflanzen und ihre Babys zu gebären. 10 000 Tiere tummeln sich, eine richtige Walsuppe, man muss sich nur an den Strand setzen, schon sieht man die Wasserfontäne, beim Abtauchen die Schwanzflosse, sieht sie springen, 50 Meter hoch. So ein 40-Tonnen-Tier produziert beim Aufprall schon mal 30 Meter Fontäne. Springen die Wale aus Lust? Um die Krebse auf der Haut loszuwerden? Wir wissen es nicht, nur ein Prozent der Tiefsee ist erforscht. Wir schauen mit Unmengen von Geldern in die Sterne, dabei ist unser innerer Weltraum, der Ozean, so spannend. Mit einem Hydrophon hört man die Buckelwale kilometerweit singen. Ein Lied dauert 20 Minuten und ist so laut, dass einem die Füße kitzeln, wenn der Sänger unter dem Boot schwebt. Wale sind die größten, vermeintlich intelligentesten Tiere auf unserem Planeten. Ich bin überzeugt, dass sich nach 14 Millionen Jahren ein kollektives Bewusstsein in unseren Meeren befindet. Es ist erstaunlich: Egal, wo Menschen auf diese Urviecher treffen, sind sie verzaubert, weinen vor Glück. Ob es den Walen gut tut? In Maßen. Auch Whalewatcher sollten beobachtet werden.

Daniel Opitz, 42, Meeresbiologe, lebt die Hälfte des Jahres auf Maui und produziert mit seiner Firma „Ocean Mind“ Naturfilme.

Urne und Elfantenrunde

Urne.
Urne.

© pa / dpa

Was geschieht mit der Urne?
Die dürfen Sie nicht mit nach Hause nehmen, und die Asche darf auch nicht in alle Winde verstreut werden, wie sich das viele vorstellen. In Berlin haben wir einen Friedhofszwang. Jede Urne muss auf einem Friedhof in der Erde oder in einem Wandfach beigesetzt werden. Das ist schon richtig so. Die Asche soll schließlich über Jahrzehnte in Würde ihre Ruhe finden können. Wenn die zweite, dritte Generation herangewachsen ist und den Opa in der Urne auf dem Büffet nicht mehr kennt, was passiert dann wohl beim Umzug? Zum Friedhof bringt die Urne mit Sicherheit keiner mehr ... Es gibt Ausnahmen von der strengen Regel. Eine ist die Seebestattung. Die kann man beim Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz beantragen. Oder die Baumbestattung in bestimmten Waldstücken, wie sie in Brandenburg möglich ist. Da kann man sich einen Baum aussuchen, den kaufen, auch als Familienbaum. Die Urne wird im Wurzelbereich beerdigt. 99 Jahre hat sie da garantiert Ruhefrist. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, die Urne ins Ausland zu bringen. So was können wir vermitteln. In der Schweiz gibt es zum Beispiel eine Almwiesenbestattung, dort kann die Asche sogar in einen Gebirgsbach ausgeschüttet werden.

Rüdiger Kußerow, 57, aus Neukölln ist Bestatter in dritter Generation und Obermeister der Bestatter-Innung von Berlin und Brandenburg e. V.

Wer sitzt in der Elefantenrunde?
Derzeit zwölf asiatische Elefanten: Kühe, Jungtiere und zwei Zuchtbullen. Kein anderer deutscher Zoo hat eine so große Gruppe zusammenlebender Elefanten. Die Runde sitzt beinahe ununterbrochen beisammen. Nur etwa zwei Stunden pro Tag trainieren, füttern oder untersuchen wir Tiere separat. Kein Elefant wird angekettet bei uns. Zwischen Pflegern und Tieren gibt es stattdessen immer eine Barriere, die für Sicherheit sorgt, „protected contact“ nennt man das. Elefanten sind seit 2004 ein Schwerpunkt des Kölner Zoos, daher auch der Elefant im Logo. Unser Elefantenpark mit seinen 20 000 Quadratmetern soll den Tieren ein artgerechtes Zuhause bieten – mit einer Herde wie im Freiland. Elefanten leben ja im Matriarchat. Das heißt, es gibt eine Leitkuh (bei uns ist das momentan Kreeblamduan), die lebt zusammen mit ihren weiblichen Verwandten oder Freundinnen und deren Jungtieren. Die Herren kommen nur gelegentlich dazu. Wir haben es aber so eingerichtet, dass Kühe und Bullen sich immer sehen und auch durch die Gittertore berüsseln können.

Theo Pagel, 52, Direktor des Kölner Zoos, hängt am meisten an Marla. Sie war 2006 der erste je in Köln geborene Elefant. Mit seinen Kollegen hatte Pagel nächtelang neben ihrer Mutter Wache gehalten.

Stimmenverhältnis und Überhang

Mann am Überhang.
Mann am Überhang.

© pa/Cultura RF

Wie ist das Stimmenverhältnis?
Derzeit haben wir 75 Sängerinnen und Sänger: 17 Sopran-, 32 Alt-, zehn Tenor- und 16 Bassstimmen. Wir sind ein Chor, in dem jeder mitsingen darf. Da ist es typisch, dass es viele Altstimmen, aber relativ wenige Tenöre gibt. Macht aber nichts. Tenöre besitzen einen sehr kräftigen Klang, der setzt sich durch. Warum es eher selten Tenöre gibt? Das wüsste ich auch gerne! Ob man eine hohe oder tiefe Stimme hat, hängt davon ab, wie groß und kräftig die Stimmlippen im Kehlkopf sind. Das ist naturgegeben. Viele Leute haben allerdings weder eine ganz tiefe noch eine ganz hohe Stimme, sondern liegen irgendwo in der Mitte. Tiefer zu singen ist einfacher. Gerade unter den Frauen gibt es aber Altstimmen, die auch gut Sopran singen können. Interessant ist, dass die Knabenchöre, die die Kinder sehr zeitig aufnehmen und über den Stimmbruch hinweg betreuen, weniger Probleme mit fehlenden Tenören haben. In der Pubertät wird offenbar geprägt, wie die Stimme auswächst. Auch international gibt es Unterschiede. In Kuba, weiß ich, haben sie mehr Tenöre als Bässe.

Christoph Hagemann, 31, leitet den Zwölf-Apostel-Chor in Schöneberg. Geprobt wird jeden Mittwoch um 19.30 Uhr, neue Sänger sind willkommen.

Was ist ein Überhang?
An Überhängen entscheidet irgendwann die Kraft. An der senkrechten Wand kann ich viel kreativ lösen, Gewicht auf Beine und Füße verteilen, Schwerpunkt an die Wand verlagern. Im Überhang hänge ich primär an den Armen, wie an einer Zimmerdecke. Ein Überhang entsteht, wenn eine senkrechte Felswand ausbaucht. Schaut aus wie eine Blase. Die Toprouten dieser Welt hängen alle extrem über. Aber ein guter Kletterer belächelt eine senkrechte Wand. Wir Kletterer benutzen die natürliche Struktur der Felsoberfläche zur Fortbewegung. Haken und Seile dürfen nur sichern, nicht unterstützen. Gibt natürlich schon Tricks, wie zum Beispiel den „Foothook“. Da legt man die Ferse auf einen Absatz in Kopfhöhe. Der Fuß wird zur dritten Hand. An einem Überhang habe ich mir einst die Zähne ausgebissen. „Des Kaisers neue Kleider“, in Österreich, lange die schwierigste alpine Sportkletterei. Ich musste mehr als 30 Mal hinfahren und noch öfter an die Wand, bis ich diese Stelle endlich gemeistert habe.

Stefan Glowacz, 48, ist Hochleistungsabenteurer. Man kennt ihn von Fotos unter Felsdächern.

Kabine und Prognose

Kabine.
Kabine.

© pa/Mary Evans Pi

In welche Kabine soll ich gehen?
Ich empfehle eine mit Balkon. Dann können Sie den Ausblick genießen, etwa wenn wir durch die norwegischen Fjorde fahren. Auf der „Mein Schiff 1“ haben wir 962 Kabinen, jede mindestens 16 Quadratmeter groß – und 430 davon mit Balkon. Neuere Schiffe besitzen noch mehr Balkonkabinen. Auf der „Mein Schiff 3“, die 2014 den Betrieb aufnehmen wird, sind es mehr als 80 Prozent. Ich selbst habe meine Kabine hinter der Brücke, Deck Nummer 10, an der Steuerbordseite. Sie ist mit 35 Quadratmetern ziemlich groß, allerdings gehört auch ein Konferenzraum dazu. Wo man am besten unterkommt, wenn man leicht seekrank wird? Das kann man nicht sagen! Man muss einfach liegen bleiben, das ist das Beste.

Kapitän Dimitris Papatsatsis, 44, ist für Tui Cruises in der Karibik, in Nordeuropa und im Mittelmeer unterwegs.

Wie lautet die Prognose?
Zunächst einmal lässt sie sich unterschiedlich erstellen. Mein vertrautes Werkzeug ist meine Hellsichtigkeit, die habe ich als Kind entdeckt. Ich benutze auch Karten, habe ich von meiner Oma gelernt, aber nur, um leichter in Trance zu fallen: Der Klient sitzt mir gegenüber, ich sehe mit geschlossenen Augen sein Leben als schnellen Film, spreche, was ich sehe, abgehackt in den Raum hinein. Ich erinnere mich hinterher nicht, er sollte mitschreiben. Ich sehe die großen Schicksalspunkte des Lebens, Hochzeit, Pleite, Kinder. Die Gegenwart sehe ich sehr genau: Enttäuschung in der Firma, komplizierte Liebesbeziehung? Die nächsten Jahre sage ich präzise voraus, auf Zahnsachen kann ich Wetten abschließen. Meine Prognose ist immer an Menschen gebunden, nicht an Länder oder Parteien. Es sei denn, ich berate Spitzenkandidaten. In den 70ern habe ich den Mauerfall vorausgesagt und eine neue Währung. Daraus, wie es meinen Klienten im Alter finanziell geht, kann ich eine kleine Hochrechnung machen: Wir werden gut versorgt sein. Ich habe auch eine astrologische Ausbildung. Bei Angela Merkel hat die Sonne diesen Herbst eine gute Position.

Gabriele Hoffmann, 58, Wahrsagerin, sagte einst dem Schah ab, weil sie nur auf Deutsch hellsieht.

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