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Die Zimmer im Hotel Henri.

© Promo.

Kolumne: In fremden Federn: Berlin Gründerzeit im Hotel Henri

Das Motto des Hotels: Zu Hause bei Freunden. Und da ist eine Opiumhöhle schließlich Standard.

Abtauchen in eine andere Welt. Berlin Gründerzeit im Hotel Henri. Das vierpfostige Himmelbett ohne Baldachin gibt den Blick frei auf Stuckornamente unter der Decke und die glänzende olive Pfauentapete. Auf dem Schrank ruht ein Engel, der Schreibtisch macht Lust aufs Ansichtskartenschreiben. An der Rezeption wacht ein erleuchteter Globus über eine alte Reiseschreibmaschine.

Doppelstockbus fahren! Das muss jetzt einfach sein, und zwar im Obergeschoss in der ersten Reihe. Lust ist geweckt auf Berlintypisches gestern – und heute. Vorbei geht es an all den blitzenden Flaggschiff- und Designerläden bis hoch zum Rathenauplatz, um Wolf Vostells Cadillacs in Beton zu besuchen, die zur 750-Jahr-Feier so umstritten waren. Am Kurfürstendamm müsste man eigentlich nicht unbedingt durch eine Bauhaus-Filiale gehen. Aber die in Halensee hat so viel mehr Glamour als ihre Schwestern in der Provinz.

Zwischenstopp am Kudamm 195. Die Currywurst ohne Darm bitte. Und ohne die Flasche Dom Perignon Rosé für 540 Euro. Die Bleibtreustraße bietet gerade genug Verführungen, das Geld auch anders auszugeben. Vom Kudamm zum Hotel sind es nur ein paar Schritte, vorbei am rappelvollen Gasthaus Krombach, in dem sich die Tische unter Tellern voller Eisbein und Erbspüree biegen. Echt jetzt? Berlin bleibt doch Berlin. Höchste Zeit für einen Drink im Henri, einen „Schampus“ von der Bar, Sekt, serviert im geschliffenen Glas. Andere schnappen sich aus dem Kühlschrank des Vertrauens Bier in Flaschen.

Die Opiumhöhle

Zur „Abendstulle“, einem leichten Imbiss, der inbegriffen ist, verteilen sich die Gäste im Roten und im Blauen Salon und im Damenzimmer. Zum Motto des Hotels „Zu Hause bei Freunden“ passt die Tatsache, dass der Fernseher im Zimmer tatsächlich so leicht anspringt wie daheim. Irre! Am Morgen scheint die Sonne auf den kleinen Balkon über der stillen Meinekestraße, in der man zwischen all den Läden weder hungrig noch hässlich bleibt.

In den Salons sind morgens nach zehn noch viele Tische mit Spätaufstehern besetzt. Johannisbeerjoghurt, Croissants und Milchkaffee aus der pittoresken Küche zum Frühstück. Gerade entstehen hier Themenzimmer, zwei mit den Originaleinrichtungen aus dem legendären Berliner Hotel Bogota und eine Opiumhöhle.

Weiter geht es zum KaDeWe. In der Feinschmecker-Etage gibt es „Spreekiesel“ im Glas mit dem Namen der Berliner Institution in goldenen Lettern auf der Verpackung. Bisschen schwer, aber ein gutes Souvenir nach einer traumlosen Nacht, die sich angefühlt hat wie in einem alten Film.

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