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Andreas Austilat.

© Doris Spiekermann-Klaas

Kolumne: Meine Frau, ihr Garten und ich: Das doppelte Früchtchen

Neulich fiel mir ein Gartenprospekt meiner Frau in die Hände. Und was sehe ich da auf dem Titelbild? Die Ananas-Erdbeere „White Dream“.

Von Andreas Austilat

Eine Ananas-Erdbeere! Meine Güte, wie praktisch, zwei Früchte auf dem Platz von einer. Wie gemacht für den kleineren Garten. Aussehen tut die Ananas-Erdbeere im Prinzip wie ihr normaler roter Bruder, nur, dass sie weiß ist mit kleinen roten Samen-Nüsschen auf der Oberfläche. Und schmecken soll sie tatsächlich wie eine Mischung aus Ananas und Erdbeere.

Wirkt natürlich auf den ersten Blick nicht so besonders natürlich, so ein Erdbeer-Albino, aber das täuscht. Tatsächlich behauptet die Firma Vitalberry, die die Früchte als Erste in europäische Gärten brachte, dass ihre Beeren auf ziemlich alte Sorten zurückgehen. Ursprünglich seien nämlich die chilenischen Erdbeeren weiß und die nordamerikanischen Vettern rot gewesen. Aus der Kreuzung beider ist die Gartenerdbeere hervorgegangen, wie sie in Europa kultiviert wurde. Die Ananas-Erdbeere wurde schon in Frankreich im frühen 18. Jahrhundert gezüchtet, erwies sich aber als nicht besonders ertragreich und geriet in Vergessenheit. Bis ein holländischer Züchter sich Anfang der 2000er Jahre an die Arbeit machte, sie wieder groß rauszubringen.

Als eine englische Warenhauskette die neue Beere 2010 in Großbritannien auf den Markt brachte, beging sie allerdings einen Fehler. Sie wählte nämlich ausgerechnet den 31. März als Verkaufsstart aus, weshalb die Kundschaft das Ganze zunächst für einen Aprilscherz hielt. Selber schuld, denn die gleiche Kette hatte sich im Jahr zuvor mit der Pinana, einer Kreuzung aus Ananas und Banane, tatsächlich einen Scherz erlaubt. Die Ananas-Erdbeere aber ist echt, Gärtner Pötschke, einer der großen Versandhändler in Deutschland, hat sie in sein Programm für 2013 genommen.

Die weiße Erdbeere ist natürlich vor allem etwas für Leute, die sich nicht entscheiden können, was für einen Garten sie haben wollen: einen fürs Auge oder einen zum Essen. Oder die nicht genug Platz haben für beides. Also für uns. Was uns anfällig macht für weitere derartige Experimente. Da wäre zum Beispiel noch die Blaugurke, ein Strauch, der nicht nur tintenblaue, bohnenähnliche, dabei aber bis zu 20 Zentimeter lange Früchte hervorbringt, sondern auch noch spektakulär blühen soll und sich im Herbst goldgelb verfärbt. Oder die in Deutschland noch vergleichsweise seltene Akebia, auch Schokoladenwein genannt, weil die Akebia ein hartnäckiger Kletterer ist, die von April bis Mai blüht und dabei ein Kakao-Aroma verströmt. Außerdem produziert sie purpurviolette Früchte, über die leider kein mir zugänglicher Katalog genauer verriet, wonach sie eigentlich schmecken. Nach Nougat vielleicht oder Zartbitter? So ein Garten ist schon eine Wundertüte.

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