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Andreas Austilat.

© Doris Spiekermann-Klaas

Meine Frau, ihr Garten und ich: Unser kleines Oktoberfest

Draußen hängen nach drei Wochen immer noch die Deko-Reste der letzten Gartenparty.

Von Andreas Austilat

Ein zerfetzter Lampion, ein Flaschenöffner, den ich an einem Fliederast befestigt hatte, ein paar schlappe Luftschlangen. Wo der kleine Plastikpool für die zu kühlenden Flaschen stand, hat sich der Rasen schon wieder ganz gut erholt.

Jetzt ist die Saison fast vorüber, und der Anblick der verblichenen Dekoration stimmt mich melancholisch. Erinnert ein bisschen an Herbstlaub, das langsam die Farbe verliert. Aber der Wetterbericht verheißt ein Hoch. Vielleicht das letzte in diesem Sommer. Da könnte man doch noch einmal …

Zu den unbestreitbaren Vorteilen einer Gartenparty gehört ja die Schonung der Wohnungseinrichtung. Macht einen Riesenunterschied, ob die Gäste ihren klebrigen Aperol-Spritz über den Rasen kleckern oder auf das Biedermeiersofa. Oder ob der Schampus vor dem Flatscreen entkorkt wird oder vor der Forsythie. Es ist mir auch lieber, wenn die letzten Gäste im Rhododendron liegen und nicht in der Vitrine. Ach ja, der Sommer hat schon seine schönen Seiten.

Es gibt natürlich auch Nachteile. Die Nachbarn hinten diagonal von uns gesehen sind gefürchtet für ihre Partys. Ich erinnere mich an einen Abend im Juni, als ich gegen drei Uhr morgens dachte, Dr. Motte sei auferstanden mit der Loveparade und sie findet diesmal bei uns unten im Garten statt. Um vier erwog ich, die Polizei zu alarmieren, entschied mich aber dagegen, weil, man will ja kein Spießer sein. Außerdem sieht man sich immer zweimal im Leben. Um fünf dachte ich an eine anonyme Anzeige. Um sechs überlegte ich, bei den anderen Nachbarn zu klingeln, um eine Art Rollkommando zusammenzustellen.

Um elf Uhr vormittags war immer noch nicht Schluss. Ich fragte einen anderen Nachbarn, ob er mitkäme, wenn ich mal rüberginge. Er empfahl Nachsicht, und ich solle doch bis mittags warten, weil, so ein Vorstoß könne die gute Nachbarschaft auf Jahre sehr belasten. Was soll ich sagen, schlag zwölf Uhr mittags war die Musik aus, wahrscheinlich war der DJ kollabiert.

Nun also die vielleicht letzte Chance für uns in diesem Jahr noch einmal einzuladen. Was aber, wenn das Wetter umschlägt? Dann hat man die ganze Bande im Haus. Und das ist kleiner als der Garten. Just in diesem Moment fiel mein Blick auf eine Baumarktanzeige. Ein Festzelt stand da, vier mal sechs Meter mit Biertischgarnitur zu einem vernünftigen Preis. Donnerwetter, davon zwei Stück und man ist total unabhängig. Noch ein Holzboden eingezogen und die Wände schalldicht isoliert …

„Wie wäre es mit einer Blaskapelle?“, fragte meine Frau. Ich verstand nicht. „Na, wenn du schon dein eigenes Oktoberfest organisieren willst.“ Sie lachte. Warum eigentlich?

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