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Meine Frau, ihr GARTEN... und ich: Hansaplast im Blumenbeet

Vergangenen Sonntag las ich in der „FAS“ von einem Garten im Bergischen Land, dort tat sich trotz Winter schon allerhand.

Von Andreas Austilat

Die Korsische Nieswurz hatte ihre Kelche geöffnet, die Stinkende Nieswurz zeigte Knospen, und in der Frühlingssonne sähen die vertrockneten Blüten der Hortensien aus wie papierne Schönheiten, hieß es.

Vertrocknete Hortensienblüten haben wir auch, schön sind sie nicht, die Farbe changiert zwischen Hansaplast und Leberwurst. Was wir nicht haben, ist Korsische Nieswurz, Stinkende auch nicht. Ist vielleicht ein Fehler, beide gehören zu den Hahnenfußgewächsen und sind als Frühblüher nicht unattraktiv. Ein bekannter Verwandter ist übrigens die Christrose, auch ein Januarblüher aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Ich muss meine Frau mal fragen, warum wir die nicht haben, wahrscheinlich, weil wir das Erscheinungsbild unseres Gartens im Winter viel zu sehr vernachlässigen. Liegt natürlich auch daran, dass es immer so spät hell wird und dafür früh dunkel, ich seh den Garten viel zu selten.

Dann las ich im Tagesspiegel weiter und landete bei einem Bericht zur Internationalen Pflanzenmesse in Essen. Da stand, dass ein deutscher Verbraucher im Jahr durchschnittlich 107 Euro für Blumen und Pflanzen ausgibt. Ich glaube, bei uns zu Hause sind es mehr. Und trotzdem blühen da draußen die immer gleichen. „Schatz“, sagte ich also, „wir brauchen Innovation.“ Genau dafür gibt es die Essener Messe.

Gezeigt wurden bis vorgestern zum Beispiel Neuheiten wie die Mini-Pinie für den Balkon mit Pinienkernen zum Selberernten. Zweifellos eine hübsche Idee, für einen Preis „Neuheiten 2015“, der in acht Kategorien vergeben wurde, reichte es allerdings nicht. Den holten andere.

In der Kategorie Frühjahrsblüher wählte die Expertenjury eine Leucanthemum hosmariensis. Das ist eigentlich nur eine Margerite, und davon haben wir bereits reichlich im Garten, aber keine hat wie die Hybride „African Rose“ eines deutschen Züchters einen Stich ins Rosa, silbrigglänzendes Laub. Von Februar bis Mai soll die „African Rose“ blühen. Sie würde also im Idealfall ab jetzt loslegen und wäre ohne Frage eine Bereicherung für den wintertrüben Garten, in dem gerade gar kein Rosa zu sehen ist.

Trotzdem fand ich einen anderen Preisträger interessanter: Artocarpus altilis „Ma’fala“ aus den USA ist eine Selektion des Brotfruchtbaums, gezüchtet auf Samoa. Der Laubbaum für drinnen soll sogar im Wintergarten Früchte tragen, und zwar schon zwei bis drei Jahre nach der Pflanzung. Für jedes in Europa verkaufte Bäumchen wird überdies eines in einem tropischen Land gespendet, wo der Brotfruchtbaum, ist er erst einmal ausgewachsen, eine Familie ernährt. Das wird der europäische Wintergarten-Vetter nicht schaffen, trotzdem konnte die Mini-Pinie da nicht mithalten. Andreas Austilat

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