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Stadtstrand in Mechelen..

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Reisen mit Kind: Belgien: 48 Stunden in Mechelen

Unsere Autorin reiste mit ihrer zehnjährigen Tochter nach Belgien. Sie spielten Wasserpiano, fabrizierten Super Slime und hatten zum Glück stabiles Wifi.

7:00

Aufstehen. Eltern kennen das: Sobald ein Wecker klingelt, schläft das Kind wie ein Stein – an weckerlosenTagen dagegen ist es von ganz allein um sechs munter. Die Aussicht auf eine Reise hilft mäßig.

12:00

Tegel. Wir starten mit kleiner Verspätung Richtung Brüssel. Gut, dass meine Tochter schon zehn ist! Keine Feuchttücher, Kekse, Malstifte … einfach nur aus dem Fenster schauen.

13:25

Gelandet. Koffer einsammeln. Hunger. Das muss jetzt schnell gehen. Alors, un Cheeseburger s’il vous plaît! In Brüssel spricht man Französisch, während der Rest Flanderns Niederländisch spricht.

15:15

Die Zugfahrt nach Mechelen dauert gerade mal elf Minuten. Das Hotel haut uns um: Martin’s Patershof ist eine Kirche, unser Zimmer eine Luxusgruft. Durch ein buntes, bodentiefes Spitzbogenfenster schimmert das Licht, Bögen und Säulen an den Wänden – und ein riesiges Bett, in dessen weiche Matratze ich sofort sinke. „Ein richtiges Promizimmer“, findet meine Tochter.

16:30

In der Lobby treffen wir Florie, unsere Reiseführerin, und den Rest unserer kleinen Gruppe. Wir machen uns auf den Weg zu Mechelens höchster Sehenswürdigkeit, dem St. Romboutsturm. Der ist Unesco-Welterbe, gehört zur gleichnamigen gotischen Kathedrale und ist 98 Meter hoch. Mehr als 500 Stufen sind es bis oben. Auf dem Weg gibt es Kammern, in denen man sich ausruhen kann. In einer Kammer steht eine Art riesiges Hamsterrad – ein Laufkran, der dazu benutzt wurde, um Glocken und andere schwere Dinge nach oben zu hieven. Und Glocken lieben sie hier: Die Kathedrale besitzt gleich zwei Glockenspiele, und in Mechelen steht die älteste Glockenspieler-Schule der Welt. Fast ganz oben im Turm sitzt Timothy, ein 16-jähriger Schüler dieser Schule, an einem Instrument, das so ähnlich aussieht wie eine Orgel. Er haut mit der Faust auf die Tasten, tritt mit den Füßen auf die Pedale und bedient so die riesigen 49 Glocken. Die Kinder dürfen auch mal versuchen, und Florie sagt, das sei jetzt in der ganzen Stadt zu hören.

Zwei Burger am Tag? Was soll's, wir machen Urlaub ...

Der Opsinjoor: ein Klettermann in Mechelen.
Der Opsinjoor: ein Klettermann in Mechelen.

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17:12

Es geht noch höher! Weil die Turmspitze nicht fertig gebaut wurde, gibt es dort einen „Sky Walk“. Wir sehen bis nach Brüssel, da glitzert das Atomium, und nach Antwerpen zu den Kränen im Hafen.

17:50

Fast schon Zeit fürs Abendessen. Hinter der Kathedrale steht auf einer Grünfläche eine große Skulptur, Opsinjoor genannt. Ein lustig aussehendes Männchen, das Arme und Beine nach oben streckt, und auf dem Kinder herumklettern können. Machen sie auch sofort. Praktischerweise direkt daneben ist das Restaurant „Il Cardinale“, wo es Edel-Burger gibt. Zwei Burger an einem Tag? Was soll’s, wir machen Urlaub.

21:08

Das Kind probiert die Badewanne mit den Sprudeldüsen aus. Stabiles Wifi ermöglicht Youtube vor dem Einschlafen.

9:30

Waffeln zum Frühstück. Dann geht’s weiter: Zwei Touren hat die Stadt speziell für Kinder zusammengestellt, wir kombinieren beide. Erst mal spazieren wir an der Dilje entlang, dann weiter Richtung Marktplatz. Weil Mechelen so klein ist – die Innenstadt hat nur einen Durchmesser von einem Kilometer! – sind wir schnell, kein Kind jammert. Überall niedliche Treppengiebelhäuser.

10:32

In einer Konditorei verkosten wir Pralinen in Halbmondform und hören die Geschichte der Mechelner Mondlöscher. Einst, so die Legende, dachte ein Mechelner, dass der St. Romboutsturm in Flammen steht. Die halbe Stadt eilte mit Wassereimern zum Löschen die 500 Stufen hinauf – tatsächlich war es aber nur der Mond, der da so rot geleuchtet hatte. Die Geschichte sprach sich in Windeseile herum, in Antwerpen verspottete man die Mechelner deswegen. Die machten das beste draus, nämlich Pralinen. Sehr smakelijk.

11:12

Die Kinder dürfen mittels Stadtplan den Weg zu einem Wasserpiano selber suchen. Ein Wasserpiano? Fontänen reagieren auf Erschütterungen des Gehwegs. Meine Tochter ruft: „Ich bin die Göttin des Wasser, und das sind meine Untertanen!“

Was ist eigentlich "Joppisaus"?

In der Kathedrale von Mechelen.
In der Kathedrale von Mechelen.

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12:00

Endlich Fritten. Wir holen Riesenportionen aus einer „Frituur“ am Marktplatz, dazu gibt es Joppisaus – eine Sauce, die aus allen existierenden Saucen besteht. Köstlich.

13:44

Auf geht’s zum Technikmuseum. Im „Technopolis“ können Kinder an unzähligen Stationen herumexperimentieren. Meine Tochter fährt auf einem Drahtseil Fahrrad und fabriziert im Laborkittel „Super Slime“, den sie in mehrere Dosen abfüllt. Ich denke an das Hotelzimmer und befürchte das Schlimmste.

17:00

Bootsfahrt. Den Weg zum Vismarkt finden die Kinder allein. Für Großstadtkinder eine neue Erfahrung, sie machen sich die überschaubare Stadt schnell und gefahrlos zu eigen. Wir schauen in Gärten, passieren Klöster, aus den Lautsprechern dröhnt Rock ’n’ Roll.

18:32

Abendessen auf dem Vismarkt, Restaurant „De Cirque“. Meine Tochter bestellt einen Fleischklops mit Tomaten, mir wird eine Spezialität namens „Vol au vent“ empfohlen, mit Ragout gefüllte Pasteten, dazu: Fritten, ist klar. Danach Erschöpfung. Es wird trotzdem spät, im Fernsehen kommt ein wichtiges Fußballspiel.

9:30

Kinderfest auf dem Marktplatz. Ein ganzes Zelt voller Zirkussachen. Ein ganzes Zelt voller Lego. Jetzt nur nicht den Rückflug verpassen.

16:50

Meine Tochter sitzt am Brüssler Gate auf einem Heimtrainer und erzeugt Strom, um ihr Handy aufzuladen. Mit sehr großer Ausdauer. Tot ziens, Mechelen!

Reiseinfos

Anreise

Nach Brüssel fliegen zum Beispiel von Berlin-Tegel Air Brussels und Lufthansa, von Schönefeld auch Easy Jet.

Unterkunft

Schlafen hinter Kirchenfenstern: „Martin’s Patershof“ liegt, wie es sich für eine Kirche gehört, direkt im Zentrum, von dort erreicht man alle Sehenswürdigkeiten innerhalb von Minuten.

Kinderprogramm

Im Büro von Mechelen Tourismus können Eltern verschiedene „Spaßpakete“ erwerben. (Informationen: visitmechelen.de – hier kann man auch vorab einen Stadtplan für Kinder herunterladen.) Nah am Leben ist auch der „Mitmachführer“. Die Stadt Mechelen hat 2015 viele neue Spielplätze und -installationen gebaut, weite Teile der Innenstadt sind autofrei. Visionär: Es gibt kleine öffentlichen Toiletten für Kinder.

Nur für Erwachsene

In der Kneipe „D’hanekeef“ (Keizerstraat 8) lassen sich die vielen belgischen Biersorten stilvoll verkosten. Robuste Naturen testen das Kirschbier. Geöffnet bis 4 Uhr.

www.vistflanders.de

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