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Katharina Wagner im Interview: „Ich hatte Angst, der Drache frisst den Papa“

Am Mittwoch feiert die Welt den 200. Geburtstag von Richard Wagner. Seine Urenkelin spricht im Interview über NS-Schatten, musikalische Hunde und ihre Bayreuther Kindheit.

Katharina Wagner, 34, Urenkelin Richard Wagners, leitet mit ihrer Halbschwester die Bayreuther Festspiele. An der Berliner FU studierte sie Theaterwissenschaften. Mit 24 debütierte sie als Opernregisseurin, sie modernisiert die Festspiele behutsam – führte u.a. das Public Viewing ein. Sie lebt auf dem Grünen Hügel

Frau Wagner, alle Welt feiert den 200. Geburtstag Ihres Urgroßvaters. Hätten Sie ihn gerne gekannt?

Natürlich. Ich hätte viele Fragen an ihn. Im Moment vor allem aus aktuellem Anlass: Jetzt laufen wieder die Proben, und ich würde zu gerne wissen, warum Richard Wagner das Festspielhaus ohne Seitenbühnen bauen ließ. Hätte man sie, könnte man Bühnenteile dorthin verlagern und Umbauten wären unkomplizierter. Und weil wir im Rahmen des Wagnerjahrs jetzt in Bayreuth die Frühwerke aufführen, würde ich ihn auch gerne fragen, ob er sie aus inhaltlichen, konzeptionellen Gründen nicht im Festspielhaus sehen wollte oder ob er meinte, sie aus kompositorischen Gründen dort nicht aufführen zu sollen.

Sie zeigen „Liebesverbot“ und „Rienzi“ jetzt in der Oberfrankenhalle. Bleibt der Hügel auf ewige Zeiten den zehn Klassikern vorbehalten, vom „Fliegenden Holländer“ bis zum „Parsifal“?
Diese zehn Opern waren der Wunsch Wagners: Für den „Ring“ wurde das Haus erbaut, der „Parsifal“ ist dafür geschrieben und darin uraufgeführt worden. Es würde auch weitere Fragen an Richard Wagner geben, gerade auch zu Äußerungen von ihm, die für mich absolut durch nichts zu rechtfertigen sind.

Etwa die Bemerkung: „Wann werden die Menschen endlich wissen, dass ich 1813 geboren bin“?
Was für ein Satz. Wer weiß, vielleicht war der ironisch gemeint.

Ein anderes Zitat: „In unruhigen Vorfrühlingsnächten träume ich manchmal von Katharina Wagner. Sie liegt einsam auf dem Grünen Hügel, ein Feuer umlodert sie.“ Es stammt von dem Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil, er träumt von Ihnen als Brünnhilde und dass er Sie retten will. Peinlich?
Er hat nicht ganz Unrecht, dass ich manchmal einsam auf dem Grünen Hügel liege, weil ich neben dem Festspielhaus wohne. Aber Gottseidank umlodert mich kein Feuer, dann würde ja mein Haus brennen. Gut, es gibt Situationen, Sängerausfälle zum Beispiel, wo man auf den erlösenden Anruf eines Agenten hofft. Sinnbildlich brennt es dann.

In jüngster Zeit geschah das oft: Wim Wenders wollte beim neuen „Ring“ doch nicht Regie führen, der Vertrag mit Frank Castorf kam erst in letzter Sekunde zustande. Und der „Fliegende Holländer“ Evgeny Nikitin musste letzten Sommer kurzfristig gehen, wegen eines Nazi-Tattoos.
Ich finde es lobenswert, wenn sich ein Künstler wie Wenders im Vorfeld seiner Entscheidung gründlich fragt: Will ich den „Jubiläums-Ring“ wirklich machen? Sein Name stand viel zu früh in den Zeitungen, er hatte noch keinen Vertrag unterschrieben. Evgeny Nikitin ging aus eigenem Entschluss.

Angela Denoke sagte die Brünnhilde für 2013 trotz Vertrag vor einem Jahr ab.
Man darf nicht vergessen, dass der komplette „Ring“ in Bayreuth innerhalb von nur einer Woche gesungen werden muss. Das liegt nicht jedem. Schlechter wäre es, wenn jemand zwei Vorstellungen singt und dann die „Götterdämmerung“ absagt. Frank Castorf inszeniert jetzt den „Ring“, und Catherine Foster singt die Brünnhilde – um im Bild zu bleiben: Da brennt nichts.

Nicht einmal, wenn man Ihnen mangelnde Aufarbeitung der Bayreuther NS-Geschichte vorwirft und das Hakenkreuz von Nikitin bekannt wird?
Wagners abscheulicher Antisemitismus und die Aufarbeitung der NS-Geschichte bei den Festspielen sind nach wie vor brisante und insofern brennende Themen. Was Nikitin betrifft: Dass ein Sänger ein übertätowiertes Hakenkreuz, aber auch eine in Deutschland verbotene germanische Rune auf der Haut trägt, hat jeden schockiert. Die Sache wurde uns bekannt, weil es ein Foto in der Online-Ausgabe einer großen deutschen Zeitung gab und daraufhin Neonazis bloggten.

Nikitin hätte Ihnen doch sagen können, dass es aus seiner Jugendsündenzeit noch diese Rune gibt.
Das hat er nicht. Wie er uns gesagt hat, war er sich der Bedeutung und Tragweite solcher Symbole in Deutschland nicht bewusst und…

Sie werfen sich schützend vor Ihre Künstler. Tapfer.
… ich persönlich finde derartige Symbole im wahrsten Sinne des Wortes untragbar. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich habe seine einzig richtige Entscheidung, den Vertrag zurückzugeben, befürwortet, mehr nicht. Grundsätzlich aber gilt, dass man als Festspielleitung mit Kritik an anderen umgehen können muss.

Warum sie ihre Künstler schützen will

Gilt das auch für Sie als Regisseurin? In Ihren Bayreuther „Meistersingern“ lassen Sie Ihr Alter Ego in die Tonne werfen und verbrennen.
Dies war nicht mein Alter Ego, aber lassen Sie es mich kurz erklären: In der Inszenierung ging es nicht zuletzt um Kunstschaffende, ihre Kunst und um das unterschiedliche Verständnis und Reagieren auf Kunst. In die Tonne geworfen wurden Künstler stellvertretend für ihre Kunst. Letztlich kam es mir jedoch vor allem darauf an, das Bewusstsein zu schärfen für die Bedrohung und Gefährdung der künstlerischen Freiheit und dafür, dass die Freiheit der Kunst in Deutschland eine große Errungenschaft ist, keine Selbstverständlichkeit.

Nirgendwo wird so kräftig gebuht wie in Bayreuth. Wie nehmen Sie den Regisseuren die Angst davor?
In der Deutschen Oper wurde früher in die Vorstellung hineingeschrien. Ein Regisseur hält das aus.

Gehört Bayreuth-Stammgast Angela Merkel zur Buh- oder zur Bravo-Gruppe?
Wir reden in der Pause. Es gibt anregende Diskussionen, sie argumentiert nie kategorisch. Sie denkt analytisch, interessiert sich für Inszenierungskonzeptionen genauso wie für Technisches.

Ihre früheste Erinnerung ans Festspielhaus?
Der „Holländer“ in der Inszenierung Harry Kupfers, da war ich drei oder vier. Und: der Drache im „Siegfried“! Ich hatte furchtbare Angst vor ihm. Ich bin mit meinem Vater über die Bühne gelaufen und fürchtete, der Drache könnte den Papa fressen. Er sagte, der macht nichts, und setzte mich rein. Der war innen mit Zeitungspapier ausgelegt, das hat mir die Angst vor Drachen schon früh genommen.

Als Kind auf dem Grünen Hügel, mit Wolfgang und Gudrun Wagner, unsereins stellt es sich seltsam vor.
Meine Kindheit war nicht seltsam. Andere Eltern unterhalten sich auch über ihre Arbeit. Wir haben sonntags „Tatort“ geguckt – das tue ich immer noch –, in der Schule gab’s manchmal Neidereien. Ich hab keineswegs nur klassische Musik gehört und meine Eltern manchmal damit wahrscheinlich gequält. Falco, Michael Jackson, die ganze Palette. Mein Vater hat gesagt, lass sie, das muss sein. Ein älterer Vater hat Vorteile. Wo andere Eltern übervorsichtig sind, legte er Gelassenheit an den Tag.

Er soll doch ein autoritärer Sturkopf gewesen sein!
Wenn er was wollte, konnte er stur sein, aber in der Erziehung war er extrem liberal.

Scheint Ihnen nicht geschadet zu haben. Mit 24 Opernregisseurin, mit 30 Festspielleiterin: Offenbar trauen Sie sich alles zu.
Nein, um Gotteswillen, ich traue mir nicht alles zu. Ja, ich habe Verantwortung, ein Arzt hat in meinen Augen viel mehr. In meinem Beruf braucht man ein gutes Nervenkostüm, ist für öffentliche Gelder verantwortlich und für Arbeitsplätze. Ich bin konservativ in Finanzplanungen, extrem vorsichtig, ich bin fürs Neinsagen bekannt.

Apropos: Das Erste, was einem beim Wagner-Clan einfällt, sind die Streitigkeiten, jeder gegen jeden …
Also, das ist wirklich übertrieben.

Ihre Cousine Nike Wagner gab ein Rechtsgutachten in Auftrag und sagt, Sie und Eva Wagner-Pasquier arbeiten illegal als Festspielleiterinnen.
Mir liegt ein solches Gutachten nicht vor, und ein Jurist hätte sich bestimmt differenzierter geäußert, als es mancherorts nachzulesen war. Nochmals: Ich bin weder mit meiner Schwester Eva zerstritten noch mit meiner Tante Verena Wagner-Lafferentz, auch nicht mit meiner Cousine Nike.

Sie reden nur nicht miteinander.
Doch. Wenn jemand aus der Familie ein Problem mit meiner Schwester und mir hat, können wir uns an einen Tisch setzen und das ausdiskutieren. Wenn ich in der Zeitung lese, wir seien nicht legitimiert, erwartet Nike doch sicher keine Antwort in den Medien. Das ist außerdem nicht mein Stil.

Im Stiftungsrat sind vier Familienmitglieder, reden Sie wenigstens da miteinander?
Im Stiftungsrat sind die Vertreter der vier Stämme …

… der Wagner-Stammbaum, jetzt wird es kompliziert: Sie meinen die vier Kinder des Richard-Sohns Siegfried und seiner Frau Winifred.

Im Stiftungsrat sitzt Iris Wagner für den Stamm Wieland Wagner, ihren Vater. Den Stamm Wolfgang Wagner vertritt der Rechtsanwalt Michael Brand. Die Friedelind-Linie vertritt ihr Erbe, der britische Theateragent Neil Thornborrow. Tante Verena ist als letzte noch lebende Siegfried-Tochter selber dabei. Auch meine Schwester und ich sitzen im Stiftungsrat, aber als Festspielleiterinnen. Wir reden da natürlich mit allen. Nehmen wir den gesamten Komplex der Nachlässe. 2010 übergab ich den Nachlass von Wolfgang Wagner an den Journalisten Peter Siebenmorgen und den Historiker Wolfram Pyta mit der Bitte, ihn vor allem auf Inhalte zu überprüfen, die für die NS-Zeit relevant sind, und eventuell neue Erkenntnisse zu veröffentlichen. Nach Aussagen der beiden war aber nichts Unbekanntes zu entdecken. Auch die „Bild am Sonntag“ und der „Nordbayerische Kurier“ erhielten auf Wunsch Einblick in das Material.

Warum die Aufarbeitung der NS-Geschichte ihrer Familie stockt

Der NS-Historiker Hannes Heer für die Bayreuther Ausstellung „Verstummte Stimmen“ 2012 aber nicht. Ihre Großmutter Winifred war eine enge Hitler-Freundin. Selbst Kulturstaatsminister Neumann appellierte an Sie, die Archive für eine Aufarbeitung der NS-Geschichte zugänglich zu machen.
Da sich der Nachlass damals bereits bei Peter Siebenmorgen befand, musste ich Herrn Heer an diesen verweisen. Ich hatte darauf vertraut, dass die beiden einen Termin finden würden. Zumal auch die Stadt Bayreuth Heers Anliegen nachdrücklich unterstützte. Trotz der intensiven Bemühungen gelang es keinem, den Kontakt rechtzeitig zu vermitteln. Dadurch konnte Herr Heer keine Einsicht nehmen, was er zu Recht beklagt.

Verstehen wir Sie richtig: Die beiden Experten konnten die Dokumente seit 2010 sichten, die Öffentlichkeit wartet auf Ergebnisse, aber es wird sie auch im Jubiläumsjahr nicht geben?
Das Material war deshalb die ganze Zeit ausgelagert, weil beide einen Roundtable zu ihren Recherche-Ergebnissen spätestens im Wagnerjahr angekündigt hatten. Daraus hätte dann eine Publikation folgen sollen. Es war klar, dass dafür einige Zeit benötigt würde. Dass es bisher weder ein Roundtable noch eine Publikation gegeben hat, enttäuscht mich allerdings auch. Darum habe ich mich entschlossen, den Nachlass Wolfgang Wagner zeitnah an das Bayerische Hauptstaatsarchiv zu übergeben. Dadurch wird der Forschung der Zugang zu diesem Material ermöglicht.

Wird es denn bald auch Zugang zur Korrespondenz von Winifred Wagner geben, die bei Ihrer Cousine Amelie liegt? Die ist in jedem Fall interessant, was die NS-Zeit betrifft.
Da ist immer von diesem sagenumwobenen weißen Schrank die Rede. Aber wissen Sie, ob Briefe in dem Schrank liegen und welche? Es ist sehr schwierig, alle versprengten Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, denn sie sind teilweise Eigentum aller vier Stämme und deren Erben müssen alle zustimmen. Wenn nur einer Nein sagt, dann kann ich mich noch so sehr empören, es nutzt nichts. Es wäre sinnvoll, dass alles an einem Ort vereint wird.

Haben Sie eigentlich mit Ihrem Vater über die NS-Zeit gesprochen?
Wenig. Er sagte immer: Wir können froh sein, dass wir den Krieg verloren haben. Er hatte eine sehr ablehnende Haltung gegenüber dem Nazi-Regime und war froh, dass er als junger Mann schwer verwundet wurde, deshalb von der Front zurückkehren konnte und überlebt hat.

Er war von 1940 bis 1945 an der Berliner Staatsoper, die Heinz Tietjen leitete, ein enger Vertrauter Hitlers und Freund ihrer Großmutter Winifred. War das ein Thema zwischen Ihnen?
Nein, ich weiß nur, dass mein Vater die Verstrickungen seiner Mutter nicht billigen konnte. Ich habe gemerkt, wie sehr ihn das emotional belastete, also habe ich ihn nicht bedrängt.

Haben Sie eigentlich Zeit, die über 100 auf Deutsch erschienenen neuen Wagner-Bücher zu lesen?
Schon der Anzahl wegen kann ich in diesem Jahr vieles leider nur zur Kenntnis nehmen. Es gibt darunter auch witzige Sachen, zum Beispiel Kerstin Deckers Buch „Richard Wagner. Mit den Augen seiner Hunde betrachtet“. Das kann ich zur Entspannung in der Badewanne lesen. Das Buch ist, in Bezug auf Wagner eine Seltenheit, mit einer eleganten Ironie geschrieben.

Haben Sie noch Ihre fünf Hunde?
Inzwischen sind es nur noch zwei, der Mops Helga und Louise, die englische Bulldogge. Wir nennen sie die Königin: Sie ist mir sehr verbunden und sitzt gern auf dem Sofa.

Wie reagieren die Hunde auf Wagner-Musik?
Louise erschrickt vor jedem Geräusch. Wagner mag sie jedoch ganz gern. Die Hundetradition wird seit Richard von Generation zu Generation weitergegeben. Mein Vater hatte bis zu zwölf Hunde. Auch in seiner Berliner Kriegszeit hatte er einen, der rannte freiwillig in den Luftschutzkeller.

Frau Wagner, Ihr Vertrag läuft bis 2015. Sie wollen gern verlängern, auch Ihre Halbschwester Eva.
Ja, unter bestimmten Voraussetzungen. Sie werden Verständnis haben, dass wir dies nicht öffentlich diskutieren werden.

Von Ihnen hört man viel, von Eva wenig. Sind Sie zu laut?
Das ist zwischen uns abgesprochen. Die Presse kann noch so sehr auf Zerwürfnisse hoffen, die gibt es nicht. Im Gegenteil, es klappt hervorragend.

Sie sind die Außenministerin.
Das haben wir so festgelegt. Wenn wir beide reden würden, das Gleiche meinen, es aber unterschiedlich ausdrücken, dann heißt es sofort, wir Festspielleiterinnen hätten uns verkracht.

2007 haben Sie sich erstmals getroffen, um zu sehen, ob Sie gemeinsam die Festspiele leiten. Wie ist das, wenn man mit knapp 30 eine Schwester bekommt? Ihre Mutter hatte Evas Mutter samt den Kindern ja aus dem Haus gejagt, um es verkürzt zu sagen.
Wir verstanden uns von Anfang an gut. Man merkt dann, so banal es klingt, man ist emotional verbunden und fragt schon mal: War der Papa damals auch schon so? Es ist mir unangenehm, wie das zwischen meiner Schwester und meinen Eltern abgelaufen ist. Ich bin sehr froh, dass Eva es mir nicht ankreidet. Solange meine Mutter lebte, war es unmöglich, Kontakt aufzunehmen. Das versteht sie, glaube ich.

Ihre Schwester ist vor allem für die Sänger zuständig. Bayreuth hat eine Sängerkrise, heißt es immer wieder. Liegt es an der Einheitsgage?
Von der Sängerkrise wird seit Jahrzehnten geredet. Bayreuth ist schon von der Akustik her so einzigartig, dass Sänger gern hier arbeiten. Da ist die Gage zweitrangig. Das Problem: Man kann sich heute seinen Ruf schnell ruinieren. Manche twittern schon in der Pause oder während der Vorstellung. Also überlegt sich ein Sänger fünf Mal, ob er auftritt, wenn er einen schlechten Tag hat. Am Ende ist das auf Youtube, für immer.

Es heißt auch, die Kartennachfrage geht zurück.
So pauschal stimmt das nicht. Wir stellen immer wieder fest, dass sich Kartenwünsche vor allem auf Wochenenden konzentrieren, während bestimmte Wochentage deutlich weniger gefragt sind. Ausverkauft sind alle Tage. Rein statistisch gesehen, liegen rund fünfmal mehr Kartenwünsche vor als wir erfüllen können.

Noch eine Kritik: Die Stimmung in der Belegschaft sei schlecht. Falsch?
Wir haben jetzt Tarifverträge. Mittagspausen, freie Tage, alles ist vorgeschrieben und damit vorgegeben. Solche Vorgaben sind für den künstlerischen Arbeitsprozess nicht immer förderlich. Auch die Umstrukturierung beim Kartenverkauf hat teilweise die Mitwirkenden betroffen. Früher konnte man den Mitarbeitern etwas zurückgeben, indem man die Erfüllung ihrer Kartenwünsche ermöglichte. Durch strengere Vergaberegeln ist dies jetzt leider nicht mehr so möglich.

Letztes Jahr haben Sie Ihren Urgroßvater in einem Interview verflucht, weil er die Festspiele in der Provinz ansiedelte. Das hat die Bayreuther geärgert.
Ich habe mich nicht über meine Stadt beklagt, sondern über die schlechte Bahnanbindung. Es ist oft nachteilig, dass wir verkehrstechnisch so abgehängt sind. Auch eine Großstadt kann gefühlt Provinz sein.

Was tun Sie denn als Erstes, wenn die sechs Festspielwochen vorüber sind?
Urlaub machen, dieses Jahr Mexiko, maximal zwei Wochen. Ich liege dann am Strand, aber nach zwei Tagen rattert es wieder in meinem Kopf. Dann ziehe ich heimlich das iPhone raus, höre Musik und denke über die nächste Inszenierung nach. Das darf mein Freund nicht mitbekommen, ihm versuche ich weiszumachen, es sei ein Hörbuch. Das war bei meinem Vater genauso, der konnte schon an spielfreien Tagen die Füße nicht ruhig halten und hat Weinflaschen nach Jahrgängen sortiert.

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