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Seit der Vergewaltigung dauern die Protest in Indien an.

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Update

Späte Hilfe nach Vergewaltigung: Begleiter der vergewaltigten Inderin kritisiert Polizei

Der Begleiter der vergewaltigten Inderin, der Zeuge des Verbrechens wurde und schwer verletzt überlebte, hat schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. Die Polizei weist die Vorwürfe zurück.

Dem indischen Nachrichtensender Zee News sagte er am Freitag, niemand habe geholfen, nachdem die Täter sie aus dem Bus geworfen hätten. Nach dem Eintreffen der Polizei habe es mehr als zwei Stunden gedauert, bis sie ins Krankenhaus gebracht worden seien.

Die Polizei in Neu Delhi hat die Vorwürfe verschleppter Hilfeleistung zurückgewiesen. Der erste Streifenwagen habe die Frau und ihren ebenfalls verletzten Begleiter sechs Minuten nach Eingang des Notrufs erreicht, teilte die Polizei am Samstag mit. 34 Minuten nach dem Notruf hätten Polizisten mit den Opfern das Krankenhaus erreicht. Das belegten die GPS-Systeme der Streifenwagen. Es habe „keine Versäumnisse“ der Polizei gegeben. Nach dem TV-Interview des Begleiters hat die Polizei Ermittlungen gegen den Fernsehsender Zee News eingeleitet. Es werde geprüft, ob das Interview zur namentlichen Identifizierung des Vergewaltigungsopfers führe, was strafrechtlich verboten sei, sagte Polizeisprecher Rajan Bhagat am Samstag.

In dem am Freitag ausgestrahlten Interview mit dem Hindi-sprachigen Sender Zee News hatte der Freund der 23-jährigen Inderin das schreckliche Ereignis vor drei Wochen geschildert. Die Medizinstudentin war am 16. Dezember in Neu Delhi bei der Rückkehr von einem Kinobesuch mit ihrem Freund in einem Bus von sechs Männern vergewaltigt, mit einer Eisenstange gequält und schließlich aus dem fahrenden Bus geworfen worden. Sie wurde so schwer verletzt, dass sie vor einer Woche starb.

Ihr Freund warf der Polizei in dem Fernsehinterview vor, erst nach 45 Minuten eingetroffen zu sein. Statt sie schnell ins Krankenhaus zu bringen, hätten die Polizeibeamten zunächst diskutiert, welche Polizeiwache für das Verbrechen zuständig sei. „Sie hätten uns in diesen entscheidenden anderthalb Stunden ins Krankenhaus bringen und Kleider geben können“, sagte der Freund. „Für einen sterbenden Mensch ist jede Minute entscheidend.“ In einem AFP-Interview hatte der 28-Jährige zuvor gesagt: „Die Grausamkeit, die ich gesehen habe, hätte niemand jemals sehen dürfen.“ Keiner sei ihnen zu Hilfe gekommen, als beide nach ihrer einstündigen Tortur verletzt auf der Straße gelegen hätten. „Ein Passant hat uns gefunden, aber meiner Freundin nicht einmal seine Jacke gegeben, wir haben auf Rettung durch die Polizei gewartet“, sagte er AFP. Auch der Polizei warf der Mann Versäumnisse vor.

Seine Freundin sei in eine Klinik gebracht worden, wo auf ihren mentalen Zustand keine Rücksicht genommen worden sei. „Mich haben sie wie eine Sache behandelt“, sagte der Mann.

Die 23 Jahre alte Studentin war am vergangenen Samstag an ihren Verletzungen gestorben. Inzwischen ist gegen die Täter in Neu Delhi Anklage erhoben worden. Dem Bericht zufolge sagte der Begleiter weiter, die Männer hätten das Verbrechen geplant und sie in den Bus gelockt. Beide hätten sich verzweifelt gewehrt. Das Handy, mit dem die Studentin die Polizei um Hilfe rufen wollte, sei ihr aus der Hand geschlagen worden.

Nachdem sie von den Tätern aus dem Bus geworfen worden seien, habe fast eine halbe Stunde lang niemand angehalten. Die Polizei schließlich habe Zeit damit verschwendet zu klären, welches Revier zuständig sei. Auch seien sie nicht in ein nahe gelegenes Hospital, sondern in eine weiter entfernte Klinik gebracht worden. „Sogar im Krankenhaus mussten wir warten und ich musste buchstäblich um Kleidung bitten“, zitierte der Nachrichtensender den Begleiter.

Die 23-Jährige war von mehreren Männern in einem Bus in Neu Delhi vergewaltigt, mit einer Eisenstange misshandelt und nackt aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen worden. Nach der Tat vom 16. Dezember hatte es landesweit massiver Proteste gegeben. (AFP/dpa)

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