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Im – relativ – kleinen Rahmen. Ausländischer Adel oder Staatsgäste sind nicht geladen. Im Königspalast werden aber 1000 Repräsentanten aus allen Teilen der Gesellschaft erwartet, um Felipe und seiner Frau Letizia zu gratulieren.

© dpa

Spaniens Monarchie: Krönung ohne Prunk

Am Donnerstag soll Felipe Spaniens neuer König werden. Die Zeremonie wird bewusst bescheiden gehalten. Es hatte zuvor viel Kritik am luxuriösen Lebensstil der Königsfamilie gegeben.

Es soll bewusst eine bescheidene Zeremonie werden. Ohne jenen Prunk, der Krönungen königlicher Häupter meist begleitet. Ohne ausländischen Adel und hohe Staatsgäste. Schon die Proklamation von Spaniens Thronprinzen Felipe zum neuen König am 19. Juni dürfte also ein unübersehbares Zeichen setzen, dass frischer Wind durch den Palast weht. Und dass die Zeiten der hoheitlichen Verschwendung und Skandale, mit denen der alte König Juan Carlos bei den Bürgern viel Ansehen verlor, vorbei sind.

Ein bisschen Glanz muss aber auch bei dieser Spar-Krönung sein: Putzfrauen, Gärtner und Dekorateure polieren jene Orte in der Hauptstadt Madrid auf, an denen sich am Donnerstag der Kronerbe als frischgebackener König Felipe VI. und in Generalsuniform präsentieren wird. Begleitet von seiner bürgerlichen Frau, der bisherigen Prinzessin und künftigen Königin Letizia – die mit Designerkleid und als Mode-Ikone viele Blicke auf sich ziehen wird. Hauptschauplatz wird der Plenarsaal im Parlamentsgebäude in der Madrider City sein, wo Felipe vormittags vor den Abgeordneten des Kongresses (Unterhaus) und des Senats (Oberhaus) schwören wird, dem Vaterland zu dienen. Und wo der 46-Jährige in seiner ersten Grundsatzrede als König erläutert, wie er sich seinen Job als Staatschef vorstellt. Wird Felipe schon verraten, wie er die fällige Modernisierung der maroden Monarchie, die Umfragen zufolge nur noch rund die Hälfte der Spanier hinter sich hat, konkret angeht?

Sein 76-jähriger Vater Juan Carlos I., der Anfang Juni und nach dem Absturz seiner Popularität die Abdankung verkündete, wird bei diesem Krönungsakt nicht anwesend sein. Um dem Thronfolger nicht die Show zu stehlen, der „als König maximale Aufmerksamkeit“ verdiene, wie der Palast mitteilte. Auch Juan Carlos’ in Ungnade gefallene Tochter Cristina, die mit ihrem Mann Iñaki Urdangarin in einen Betrugs- und Korruptionsskandal verwickelt ist, wird nicht dabei sein. Wohl aber die bisherige Königin Sofía, die zusammen mit Felipe bis heute zu den beliebtesten Mitgliedern des Königshauses gehört. Anschließend geht es vom Parlament quer durchs Zentrum Madrids zum alten Königspalast – und zwar vermutlich im offenen Rolls-Royce. Die Bodyguards schwitzen jetzt schon, wenn sie an diese Fahrt denken. Weniger, weil Temperaturen über 30 Grad angesagt sind. Sondern weil sie fürchten, dass Demonstranten dem neuen Königspaar auf der Straße einen „heißen“ Empfang bereiten könnten. Zehntausende Menschen demonstrierten in den vergangenen Tagen gegen die Monarchie – bisher friedlich. Doch die Polizei hat Hinweise, dass Radikale den Krönungstag stören wollen.

Mehr als 5000 Polizisten sollen die Hauptstadt sichern – mit Kontrollpunkten an den Einfallstraßen und mit weiträumigen Absperrungen, um das Volk auf Distanz zu halten. Demonstrationen wurden untersagt. Sogar Flugverbotszonen werden eingerichtet, um Drohnenangriffen vorzubeugen. „Toleranz null“, laute die Maxime, bekannte ein Polizeiführer. Madrid befindet sich an diesem Tag im Ausnahmezustand. Im historischen Königspalast, der heute nur noch für Empfänge und als Museum dient, wartet dann Juan Carlos auf das neue Königspaar. Und es kommen rund 1000 Repräsentanten aus allen Teilen der Gesellschaft zum Gratulieren.

Juan Carlos und Ehefrau Sofía behalten übrigens auch nach der Abdankung ihren Titel als König und Königin. Juan Carlos verliert aber seine rechtliche Unantastbarkeit, die ihn bisher etwa vor den Vaterschaftsklagen mutmaßlicher Nachkommen aus Liebesaffären schützte. Die Regierung will ihm stattdessen politische Immunität verleihen, so dass wegen königlicher Fehltritte nur der Oberste Gerichtshof und der nur nach Erlaubnis des Parlaments tätig werden darf.

Mit dem Amtsantritt von Felipe VI. wird sich manches ändern. Auf Briefmarken und Euromünzen, auf denen bisher Juan Carlos prangte, wird Felipe verewigt werden. In sämtlichen öffentlichen Gebäuden, von Schulen bis Gerichten, wird das gerahmte Bild des alten Königs gegen ein Konterfei des Thronfolgers ausgetauscht. In den Souvenirfabriken laufen bereits Servietten, Tassen sowie Fächer mit Felipe und Letizias Bildnis vom Band.

Nicht wirklich erfreut über Felipe VI. dürften der königliche Fußballklub Real Madrid und Spaniens Stierkämpfer sein. Sie verlieren mit dem Abtritt von Juan Carlos ihren prominentesten Unterstützer: Felipe ist eingefleischter Fan des Fußballrivalen Atlético Madrid. Und er ging bisher eher selten in die Stierkampfarena – und dann auch nur, um seine hoheitlichen Pflichten zu erfüllen.

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