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Spanische Lotterie: Geldregen statt Schnee zu Weihnachten

Zwei Tage vor Heiligabend hat die traditionsreiche Weihnachtslotterie Zehntausenden Spaniern zu einer vorzeitigen Bescherung verholfen. Die größte Lotterie der Welt schüttete Gewinne in einer Rekordhöhe von 2,14 Milliarden Euro aus.

Madrid - Fortuna ließ bei der Ziehung der Glückslose den Geldsegen fast über das ganze Land niedergehen. Der erste Hauptgewinn von jeweils drei Millionen Euro, genannt "El Gordo" (der Dicke), entfiel auf die Lose mit der Nummer 20.297. Da alle Losnummern 180 Mal verkauft wurden, werden auch 180 Hauptgewinne ausgeschüttet. Der größte Teil davon ging an das Dorf Almazán in der nordspanischen Provinz Soria, wo die meisten Lose mit der Glücksnummer ausgegeben worden waren.

Auf dem Dorfplatz stießen die 6000 Bewohner mit Sekt an, fielen sich in die Arme und tanzten zu den Klängen einer Musikkapelle. Die Loskäufer in dem Dorf gewannen insgesamt 390 Millionen Euro, im Durchschnitt 65.000 Euro pro Kopf der Bevölkerung. "Das ist wie ein Traum, aus dem ich nie aufwachen möchte", sagte eine Gewinnerin.

Madrids Pechsträhne endet

Im Süden Spaniens gingen Anteile des "Gordo" an die Angestellten und Stammkunden eines Restaurants vor den Ruinen der römischen Stätte Italica bei Sevilla. "Am liebsten würden wir unser Lokal heute schließen, um die Losgewinne zu feiern", sagte der Besitzer Rafael Urbano. "Aber wir haben viele Vorbestellungen, da müssen wir den Gästen wohl etwas zu essen geben."

Der zweite Preis in Höhe von einer Million Euro pro Los ging an die Nummer 37.368. Die Lose mit dieser Nummer waren im Herzen von Madrid verkauft worden. Für die Hauptstadt endete damit eine Pechsträhne von 15 Jahren ohne größere Lotteriegewinne. Während in Almazán, Sevilla und Madrid die Sektkorken knallten, machten die Bewohner der Lotterie-Hochburg Sort lange Gesichter. Das 1400-Seelen-Dorf an den Südhängen der Pyrenäen, dessen Name auf Deutsch "Glück" bedeutet, hatte in der Vergangenheit auffällig häufig Hauptgewinne erhalten und war zu einem "Wallfahrtsort" für Loskäufer geworden. In diesem Jahr ging Sort leer aus.

Ritual der Waisenkinder

Millionen Spanier verfolgten die über dreistündige Prozedur der Ziehung vor dem Fernsehschirm. Die Nummern der Glückslose und die Gewinnsumme wurden nach einem alten Ritual von Waisenkindern in einem eintönigen Singsang vorgetragen. Jeder Spanier hatte im Durchschnitt fast 70 Euro für den Kauf von Losen ausgegeben. Knapp 83 Prozent der Bevölkerung nahmen an der Lotterie teil.

Die Weihnachtslotterie schüttet zwar riesige Summen aus, aber sie bringt nur selten neue Millionäre hervor. Da ein ganzes Los stolze 200 Euro kostet, kaufen die Spanier sich normalerweise nur Anteile in Form von Zehntel-Losen. Das hat zur Folge, dass die Gewinne nicht auf einzelne Personen entfallen, sondern Fortuna ihr Füllhorn über ganze Ortschaften oder Stadtviertel ausschüttet.

Die Weihnachtslotterie ist nicht nur die größte, sondern auch die älteste der Welt. Ihre Anfänge gehen auf das Jahr 1763 zurück, als König Carlos III. auf die Idee kam, durch den Losverkauf Gelder in die Staatskasse zu bekommen. In der heutigen Form wird die Lotterie seit 1812 ausgespielt. Die diesjährige Glückszahl 20 297 war im Jahr 1903 schon einmal als "Gordo" gezogen worden. Dies war das zweite Mal in der Geschichte der Lotterie, dass eine Losnummer zum zweiten Mal als Hauptgewinn gezogen wurde. (Von Hubert Kahl, dpa)

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