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Dicker Gewinn. Einwohner von Sanlucar la Mayor durften sich 2013 freuen. Nun fiebert Spanien wieder „El Gordo“ entgegen.

© Reuters

Spanische Weihnachtslotterie: "El Gordo": Mit viel Aberglauben zum Glück

Bei der spanischen Weihnachtslotterie werden 2,2 Milliarden Euro verlost. Der Aufruhr um „El Gordo“ treibt seltsame Blüten.

Die spanische Weihnachtslotterie gilt nicht nur als die größte Ziehung der Welt, sondern sie ist auch ein Glücksspiel voller Aberglauben und Anekdoten. Und dazu gehört, dass die Lottospieler jedes Jahr Glückszahlen hinterherjagen, die das echte Leben schrieb. Meist sind sie geprägt durch die Kalenderdaten guter oder schlechter Nachrichten, welche das Jahr 2014 geschrieben hat.

Am 22. Dezember wird man wissen, ob die abergläubische Rechnung von so manchem Glücksritter aufgegangen ist. Denn dann wird wieder der „Gordo“ ausgeschüttet, der 640 Millionen Euro dicke Hauptgewinn, den sich üblicherweise mehrere tausend Menschen teilen. Mit diesem Geldregen, der oft ganze Ortschaften oder Stadtviertel reich macht, beginnt in Spanien traditionell das Weihnachtsfest.

Eine dieser magischen Lottozahlen ist in diesem Jahr die begehrte Losnummer 17114. Sie steht für das Gründungsdatum der spanischen Aufsteiger-Partei „Podemos“ („Wir schaffen es“). Diese neue politische Gruppierung, die aus der Protestbewegung der „Empörten“ entstand, wurde am 17. Januar 2014 geboren. Und nun, gut elf Monate später, ist Podemos laut Umfragen bereits so populär, dass sie sogar in der kommenden Parlamentswahl 2015 die konservative Regierung von Mariano Rajoy verdrängen könnte.

Auch die Zahlenfolge 02614, welche an die Abdankung von Spaniens Skandalkönig Juan Carlos am 2. Juni erinnert, ist schon lange ausverkauft. Genauso wie die hoffnungsbeladene Losnummer 19614, die für den Dienstantritt des reformfreudigen Thronfolgers Felipe am 19. Juni steht.

Ort und Umstände des Loskaufs spielen für viele Zocker ebenfalls eine Rolle: Es gehört zur Tradition, mit Familie, Kollegen oder dem Fußballverein Lose zu teilen. Auch bestimmte Lottobuden sollen die Gewinne anziehen. Wie etwa die „Goldhexe“ im Pyrenäendorf Sort (Glück). Oder der historische Loskiosk „Doña Manolita“ in der City Madrids. Das Geheimnis dieser Verkaufsstellen liegt aber wohl eher im Marketing.

Trotzdem vollbringt die Göttin Fortuna immer wieder Bemerkenswertes. 2013 prasselte ein großer Teil des fetten Hauptpreises über der Madrider Arbeitervorstadt Leganés nieder, wo die spanische Wirtschaftskrise besonders heftig wütete. Nicht wenigen Armen und Arbeitslosen versüßte der „Gordo“ damals das Weihnachtsfest.

Insgesamt werden bei der Weihnachtslotterie 2,2 Milliarden Euro ausgeschüttet. Jede Losnummer spaltet sich in 160 Serien und jede Serie in Zehntellose, die „décimos“, welche für 20 Euro verkauft werden. Von jeder Nummer existieren also 1600 Zehntellose. Im Falle des Hauptgewinnes wird jedes davon mit 400 000 Euro bedacht – theoretisch.

In der Praxis kassiert Spaniens Finanzamt mit und wird zum eigentlichen Hauptgewinner. Bei allen ausgeschütteten Prämien über 2500 Euro erhebt der spanische Fiskus 20 Prozent „Glückssteuer“. So dass auch die Gewinnauszahlung für ein mit dem „Gordo“ beglücktes Zehntellos von 400 000 auf 320 000 Euro schmilzt. Aber auch das ist ja noch eine schöne Bescherung.

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