zum Hauptinhalt
Abschiedsstimmung am Ostbahnhof von Warschau

© dpa

Sparplan statt Fahrplan: Polnische Staatsbahn PKP schließt Vertretung in Berlin

Die Verbindungen zwischen Berlin und dem Nachbarland Polen auf der Schiene sind rar - Besserung ist nicht in Sicht. Nun schließt die polnische Bahngesellschaft PKP auch noch ihre Vertretung in der deutschen Hauptstadt.

Von

Es ist eine für den Zugverkehr zwischen Deutschland und Polen nicht ganz unwichtige Einrichtung - gewesen. Mehr als 40 Jahre lang unterhielt die polnische Eisenbahngesellschaft PKP ein Büro in Berlin. Doch dessen Tage sind gezählt: Ende Mai schließt die Generalvertretung ihre Pforten in der Hauptstadt. Eingespart werden auch die Büros der polnischen Staatsbahnen in der tschechischen Hauptstadt Prag sowie im ukrainischen Lemberg. Die Zukunft der Vertretung in der weißrussischen Hauptstadt Minsk ist noch offen. Ausschlaggebend seien wirtschaftliche Gründe, verlautet aus dem Unternehmen.
Parallel zur PKP in Ost-Berlin gab es bis kurz nach der Wende auch noch ein Büro in Frankfurt am Main, beide fusionierten. Die zuletzt zwei Mitarbeiter berieten Touristen und andere Reisende. Es ging aber nicht nur um Fahrplanauskünfte. Die Repräsentanten saßen auch regelmäßig mit am Tisch, wenn zwischen Deutschland und Polen um die Zugverbindungen oder den Ausbau der Infrastruktur verhandelt wurde. In einem Schreiben an Geschäftspartner verabschiedeten sich die beiden Berliner Mitarbeiter mit dem Hinweis, dass künftig nur noch der "direkte Kontakt zu den einzelnen Verkehrsunternehmen der PKP-Gruppe in Warschau möglich ist". In Deutschland bleibe für Informationen das polnische Fremdenverkehrsamt.

Die Fahrt von Berlin nach Stettin dauert heute länger als vor dem Krieg

Dabei ist guter Rat gefragt, wenn es um Bahn-Verbindungen zwischen Berlin und Polen geht. Fast 25 Jahre nach dem Fall der Mauer sind die Verbindungen auf der Schiene weiter rar. Lediglich der Berlin-Warschau-Express verbindet vier Mal täglich umsteigefrei die beiden Hauptstädte. Die Nachfrage ist nach Angaben der Deutschen Bahn durchaus zufriedenstellend. Weniger erfolgreich ist die 2012 eingeführte Direktverbindung nach Danzig, die aber weiter angeboten wird. 2012 war die letzte direkte Zugverbindung von Deutschland über Polen in die Ukraine gestrichen worden.
Auf den Ausbau der Strecke nach Stettin müssen Bahnnutzer dagegen weiter warten. Die Strecke ist nur knapp 140 Kilometer lang; die Züge im Regionalverkehr sind heute aber um die zwei Stunden unterwegs. Vor dem Krieg brauchten die Dampflokomotiven eine halbe Stunde weniger. Und meist müssen die Fahrgäste in Angermünde derzeit auch noch umsteigen; direkte Verbindungen gibt es je Richtung nur zwei Mal am Tag, freitags sind es immerhin drei. Bereits 2005 war ein Vertrag zum Ausbau der Strecke ausgehandelt, unterschrieben wurde er aber erst 2012. Den – bisher angeblich unattraktiven – Verkehr auf der Schiene nach Breslau stellt die Bahn im Dezember ein. Dann fahren hier nur noch Busse. Die Bahn wirbt dafür mit einem „entspannten Reisen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false