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Panorama: Spionieren mit dem iPod

Chips speichern auch militärische Geheimnisse

Das Dementi kam postwendend: Die britische Armee hat nichts dagegen, wenn ihre Soldaten Musik hören. Auch dann nicht, wenn dafür einer der neuen portablen Digitalplayer von Apple, den so genannten iPods, benutzt wird. Jedenfalls bestünden dagegen keine grundsätzlichen Bedenken, erklärte das britische Verteidigungsministerium, einmal die sicherheitsrelevanten Bereiche ausgenommen. Denn wo immer ein iPod auftaucht, könnte er auch für Spionage-Zwecke eingesetzt werden.

Das kleine Gerät hat einen Riesenspeicher. Auf seine Festplatte passen bis zu 40 Gigabyte, was einer mittleren Plattensammlung entspricht. Doch nicht nur Musik lässt sich in Sekundenschnelle von einem PC auf den iPod übertragen, sondern auch jede andere Form von Computerdaten. An eine USB-Schnittstelle angeschlossen, lassen sich Word-Dokumente genauso schnell überspielen wie die Adressdatenbank eines Unternehmens oder – darum die Sorge der britischen Armee – militärische Geheimnisse.

Dass sich die Sicherheitsdiskussion gerade am iPod entlädt, ist eher Zufall. Denn viele Konkurrenzprodukte verfügen in ihrem Innern ebenfalls über Festplatten mit immenser Größe. Selbst die ultrakleinen MP3-Player für Jogger oder die Speicherchips von Digitalkameras können als Datentresor und somit zum Ausspionieren eingesetzt werden. Die Gefahr, die von den Massenspeichern ausgeht, hat nicht allein mit den mobilen Geräten zu tun, sondern vor allem mit den Unzulänglichkeiten dieser Computerschnittstelle, die sogar in ihrem Namen (Universal Serial Bus) die universelle Nutzbarkeit trägt. Während die Systemadministratoren überall auf der Welt Anstrengungen unternehmen, sämtliche Zugänge zum Computer über CDs oder das Internet gegen Angriffe von außen zu schützen, ist die USB-Schnittstelle häufig so offen wie ein Scheunentor. Der Grund dafür: In vielen Computern wird mittlerweile auf den Einbau eines Diskettenlaufwerks verzichtet. An ihre Stelle sind USB-Sticks getreten, die erheblich mehr Daten transportieren können als die alten Disketten. Zur Not lässt sich von diesen Geräten ein Computer sogar mit einem eigenen Betriebssystem starten. Das mag sinnvoll sein, um einen kaputten PC zu reparieren. Man kann damit allerdings auch die Sicherheitssperren eines Firmennetzes überlisten.

Auch Handys mit Kameras sind inzwischen in vielen Unternehmen tabu. Bei Volkswagen müssen Besucher solche Geräte am Werkseingang abgegeben, und auch Reifenhersteller Continental untersagt „jegliche Bilderstellung“, wie die Hannoversche „Neue Presse“ berichtete. Der schnelle Schnappschuss nebenbei könnte schließlich wichtige Firmengeheimnisse verraten.

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