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Panorama: "Spitzenprodukt aus Zwickau"

Der Trabi wird 40 / Selbst Udo Lindenberg fährt mit der "Pappe" zur PartyVON SUSANN HUSTER (AP) ZWICKAU.Er gehörte zur DDR wie Rondo-Kaffee, der geblümte Dederon-Faltbeutel oder der Broiler.

Der Trabi wird 40 / Selbst Udo Lindenberg fährt mit der "Pappe" zur PartyVON SUSANN HUSTER (AP) ZWICKAU.Er gehörte zur DDR wie Rondo-Kaffee, der geblümte Dederon-Faltbeutel oder der Broiler.Kein Produkt des Sozialismus wurde so geliebt und gleichzeitig so geschmäht wie der Trabant.Heute hat die "Rennpappe" ihren 40.Geburtstag.Am 7.November 1957 - pünktlich zur 40-Jahr-Feier der russischen Oktoberrevolution - verließen die ersten Trabis das spätere Sachsenring-Werk in Zwickau.Bis zum April 1991 rollten genau 3 096 099 Plastik-Weggefährten des DDR-Bürgers vom Band. Zur Geburtsstunde des Trabis umkreiste gerade der erste Satellit, der sowjetische Sputnik, die Erde.Ihm verdankt das erste Auto "made in GDR" seinen Namen.Die Karosserie aus Duroplast war dem damaligen westlichen Embargo geschuldet, berichtet Franz Meißner, in den sechziger Jahren Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Trabiwerkes."Damals durfte kein Qualitätsstahl in die DDR geliefert werden." -Wenn am Trabi etwas verändert werden sollte, mußte zunächst das Einverständnis des SED-Politbüros eingeholt werden."Da ist es schon vorgekommen, daß Walter Ulbricht die Spiegel beanstandet hat", berichtet Meißner.Ohnehin fehlten aber auch die nötigen Produktionsanlagen."Der Werkzeugmaschinenbau arbeitete erst für die Reparationslieferungen in die Sowjetunion und dann für den Export", erinnert sich Meißner.Nur einer von zehn Anläufen zur Weiterentwicklung des Trabis war erfolgreich.Der"Volkswagen des Ostens" behielt bis zuletzt sein Design aus dem Jahr 1964. Die Mangelwirtschaft in der DDR ließ viele Kraftfahrer gezwungenermaßen zu Hobby-Bastlern werden.Kaum ein Trabi wurde verschrottet, er diente eher als Ersatzteilspender.Schließlich mußte man auf das "Spitzenprodukt aus Zwickau" zuletzt bis zu zwölf Jahre warten. Nach der Wende avancierte die "Legende auf Rädern" in Ost und West zum Kultobjekt.Bundesweit gibt es jetzt 74 Trabi-Clubs.Liebhaber legen inzwischen mehr als 15 000 Mark für ein Cabriolet hin, ganz zu schweigen von den alten Trabant P 50 aus den Anfangszeiten.Zu den Prominenten im Trabi-Fieber gehören Dieter Thomas Heck, Mitglied des Fanclubs im thüringischen Mühlhausen, ebenso wie Sänger Udo Lindenberg, der den definitiv letzten Trabi aus Zwickau geschenkt bekam und seither mit der "Pappe" zu mancher Party fährt Einmal im Jahr wird Zwickau zum Mekka der Trabi-Fans aus aller Welt.Zur Feier des 40.Geburtstags steigt am Sonnabend in einer ehemaligen Trabi-Montagehalle in Zwickau eine Riesenfete. Mit einer Tombola und einer Raritäten-Versteigerung alter Trabi-Teile und -Erinnerungsstücke wird Geld für ein Trabi-Denkmal gesammlt, an dem ein Bildhauer aus Lichtentanne bereits arbeitet.Ein Sandstein-Trabi und eine davorstehenden Bronze-Familie soll es werden.Die 100 000 Mark für das Kunstwerk sind allerdings lange noch nicht beisammen.Dennoch sind sich die Initiatoren sicher, irgendwann im nächsten Jahr wird das Denkmal irgendwo im Zentrum von Zwickau stehen.Jeder soll erfahren, daß hier die Wiege des Trabi stand.

SUSANN HUSTER (AP)

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