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Sprache: Unwort des Jahres "gekürt"

Im vergangenen Jahr wählten Sprachwissenschaftler den Begriff "Entlassungsproduktivität" zum Unwort des Jahres, dieses Jahr wurde einem Begriff aus der Asylpolitik diese zweifelhafte Ehre zuteil.

Köthen - Die Sprachwissenschaftler kritisierten den Begriff "Freiwillige Ausreise". Er beziehe sich darauf, dass viele abgelehnte Asylbewerber vor einer Abschiebung unter Zwang "freiwillig" in ihre Heimat zurückkehren würden. Tatsächlich hätten sie aber keine andere Wahl.

Als weiteres Unwort rügte die Jury den Begriff "Konsumopfer". So habe der Modemacher Wolfgang Joop Models umschrieben, die zu Lasten ihrer Gesundheit für das Schönheitsideal der Konsumgesellschaft, nämlich "extrem schlanke, letztlich magere Figuren", hungern müssten. Ein Unwort ist nach Ansicht der Sprachexperten auch das Wort "Neiddebatte". Damit habe der frühere Bundesbankpräsident Ernst Welteke die ernsthafte Diskussion um die Angemessenheit von Millionenbezügen bestimmter Spitzenmanager "auf die Stufe eines kleinkarierten Neides herabgewürdigt".

Der sechsköpfigen Jury, die das "Unwort des Jahres" erstmals in der Stadt in Sachsen-Anhalt verkündete, lagen 1130 Vorschläge vor. Im Vorjahr war "Entlassungsproduktivität" zum "Unwort" gekürt worden. Seit 1991 werden jährlich sprachliche Missgriffe gesucht, die grob unangemessen sind oder die Menschenwürde verletzen. "Unterschicht" war in diesem Jahr das am häufigsten vorgeschlagene Wort, gefolgt von "(abgehängtem) Prekariat", "Gesundheitsreform" und "Problembär". Die "Unwort"-Jury hatte diesmal drei Stunden lang um eine Entscheidung gerungen; so lange wie noch nie zuvor. (tso/dpa/AFP)

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