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Panorama: Stammzellen: Knochenarbeit fürs Herz

Düsseldorfer Ärzten ist es erstmals gelungen, einen Herzpatienten erfolgreich mit seinen eigenen Stammzellen zu behandeln. Vier Tage nach dem schweren Infarkt am 25.

Düsseldorfer Ärzten ist es erstmals gelungen, einen Herzpatienten erfolgreich mit seinen eigenen Stammzellen zu behandeln. Vier Tage nach dem schweren Infarkt am 25. März entnahmen sie dem 46-jährigen Patienten zunächst Zellen aus seinem eigenen Knochenmark. Unter diesen Zellen befand sich auch ein kleiner Bruchteil von "adulten" Stammzellen. Stammzellen gelten als medizinische Wunderkinder, weil sie sich noch nicht auf ein bestimmtes Gewebe spezialisiert haben und sich deshalb in unterschiedlichste Zelltypen entwickeln können, in Haut-, Hirn- oder eben Herzzellen.

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Zwei Tage später injizierten die Ärzte insgesamt zwölf Millionen Zellen - ein Teil davon Stammzellen - in die Infarktarterie, von wo diese in den abgestorbenen Bereich des Herzmuskels wanderten. "Bereits zehn Wochen nach der Transplantation hatte sich die Infarktgröße um fast ein Drittel verringert, auch die Herzleistung hat sich deutlich verbessert", sagte Kardiologe Bodo Eckehard Strauer am Freitag in Düsseldorf. Er und seine Kollegen haben den Fall in der "Deutschen Medizinischen Wochenschrift" zusammengefasst.

Der 46-Jährige ist nur einer von sechs Herzinfarkt-Patienten, die die Düsseldorfer Ärzte mit Stammzellen behandeln. Den anderen fünf Patienten zwischen 38 und 67 Jahren gehe es wenige Wochen nach der Behandlung ebenfalls gut, wie die Klinik berichtet. Allerdings ist bekannt, dass sich das Herz nach einem Infarkt auch spontan erholen kann. Insofern ist der Erfolg nicht zwingend auf die Stammzellbehandlung zurückzuführen.

"Adulte" Stammzellen sind nicht das gleiche wie "embryonale" Stammzellen. Die adulten Stammzellen befinden sich in jedem Erwachsenen, im Knochenmark und Hirn etwa. Die embryonalen Stamzellen dagegen müssen von einem Embryo gewonnen werden - und dazu muss man den Embryo zerstören. Deshalb sind die embryonalen Stammzellen im Gegensatz zu den adulten ethisch hoch umstritten.

Die Forschung war aber lange skeptisch, ob die adulten Stammzellen ähnliche Fähigkeiten besitzen, wie ihre embryonalen Kollegen, die als "Alleskönner" gelten. Mehr und mehr aber zeigt sich, dass auch die adulten Stammzellen erstaunliches Potenzial besitzen.

So konnte eine kanadische Studie kürzlich nachweisen, dass sich Stammzellen aus der Haut von Mäusen in Hirn-, Muskel- und Fettzellen verwandeln lassen. Ähnliche Zellen scheint es in der menschlichen Haut zu geben. Der Vorteil: Die Haut ist um einiges zugänglicher als Knochenmark, die Stammzellen ließen sich viel leichter gewinnen. Ein anderer Vorteil adulter Stammzellen ist, dass sie vom eigenen Körper kommen - die Gefahr einer Abstoßung durch das Immunsystem besteht also nicht.

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