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Sind auch in der neuen Episode mit von der Partie, allerdings im fortgeschrittenen Alter: Chewbacca und Han Solo

© imago/United Archives

Star Wars: Macht des Mythos

Das Kinoepos „Krieg der Sterne“ fasziniert Millionen Menschen weltweit - und das seit Jahrzehnten. Warum eigentlich?

Darauf haben Millionen Fans lange gewartet: In Hollywood feiert der neue „Star-Wars“-Film in der Nacht zu Dienstag Weltpremiere. „Episode VII. Das Erwachen der Macht“ heißt der Titel. Seit Langem hat kaum ein Kinostart so viel Aufmerksamkeit erregt wie die Fortsetzung des legendären Weltraum-Märchens.

Worum geht es in der Sternen-Saga?

Als das von Produzent, Drehbuchautor und Regisseur George Lucas ersonnene Weltraum-Epos Anfang 1978 in die deutschen Kinos kam, war von „Star Wars“ noch nicht die Rede. Der Film hieß „Krieg der Sterne“ und spielte „vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis“. Dort tobte ein Krieg zwischen den republikanischen Rebellen um Prinzessin Leia und dem diktatorischen Imperium, dessen übelster Vertreter, der Finsterling Darth Vader, sich der „dunklen Seite der Macht“ ergeben hatte. Die Guten, das waren die einst mächtigen Jedi-Ritter, Heldentypen wie Luke Skywalker und Han Solo oder drollige Droiden-Roboter wie R2-D2 und C-3PO.

Angesichts des furiosen Erfolgs des ersten Sternenkriegs hieß es schon 1980: „Das Imperium schlägt zurück“, der zweite Teil der „Star-Wars“-Saga, dem Lucas drei Jahre später einen dritten und zwischen 1999 und 2005 noch eine Dreierkette von Prequels folgen ließ. Vor drei Jahren verkaufte er sein Unternehmen Lucasfilm samt den „Star-GWars“-Rechten an die Walt Disney Company, die mit dem jetzt startenden Film „Das Erwachen der Macht“ die Reihe seiner Sternenkriege eröffnet. Disney hat aber alle Beteiligten zu striktem Schweigen über den Inhalt verdonnert. Man kann aber sicher sein, dass die dunkle Seite der Macht noch immer nicht ausgeschaltet ist.

Warum fasziniert die Geschichte so viele Menschen?

Wenn von „Star Wars“ die Rede ist, leuchten weltweit bei Millionen Fans die Augen so hell wie ein Laserschwert. Die Geschichte und ihre Protagonisten genießen oft geradezu kultische Verehrung. Die Faszination hat viele Gründe. Da ist zunächst das uralte Ringen zwischen Gut und Böse. Dieser Kampf wird von Figuren geführt, die einem klassischen Märchen entsprungen sein könnten: eine schöne Prinzessin, ein fieser Imperator, ein junger Held und ein dunkler Lord als Gegenspieler. Alles schon äußerlich leicht voneinander zu unterscheiden.

Das Ganze ist zwar in eine fiktive, trotz aller technischen Spielereien archaisch anmutende Welt verlegt. Doch es lässt sich eben leicht auf die Gegenwart übertragen und erklärt auf einfache Weise, wie komplexe Dinge zusammenhängen (könnten). Zeigt, dass Hass wie Furcht beherrschbar sind und das Streben nach dem wahrhaft Guten sich lohnt – persönlich wie für die Gemeinschaft.

Da darf, wie es sich für ein Märchen gehört, Magisches nicht fehlen. Die Macht, die zum Beispiel den aufrechten Jedi-Rittern ihre Kräfte verleiht, hat allerdings auch eine dunkle, zerstörerische Seite – was man getrost auch auf die heutige Weltpolitik übertragen kann. Ihren Erfolg verdankt die „Star-Wars“-Reihe darüber hinaus sicherlich den spektakulären, innovativen Effekten. Immer waren die Filme technisch auf der Höhe der Zeit oder schufen neue Kinostandards. Auch in Sachen Vermarktung hat der Krieg der Sterne seit Beginn der Reihe völlig neue Maßstäbe gesetzt. Selbst wer die Filme nicht kennt, weiß wie Darth Vader, sein Todesstern und Laserschwerter aussehen. So wird durch den Mythos geschickt eine Marke geschaffen.

Was reizt Kinder in der heutigen Zeit noch am „Krieg der Sterne“?

Kinder, vor allem Jungs zwischen sechs und zwölf, sind verrückt nach allem, was den Sternenkrieg im Kinderzimmer befeuert. Das hängt vor allem mit den Sammelalben der Firma Topps zusammen, deren bunte Karten wie vor Jahrzehnten auf dem Schulhof getauscht werden. Typischer Dialog unter Siebenjährigen: „Wie viele Abwehrpunkte hat deine Ohnaka?” – „75, aber mit Zusatz-Power.”

Die Geschichte selbst verstehen Grundschüler nur in Teilen, was aber wohl gerade den Reiz ausmacht. Die dunkle Seite der Macht ist so unheimlich (und vielversprechend) wie das gesamte Erwachsenenleben, das vor ihnen liegt. Dazu natürlich der technische Schickschnack, über den sich Jungs ebenso leidenschaftlich austauschen wie über Dinosaurier. Das war schon bei den Vätern so, weshalb sie dem Lego-Todesstern auf dem Weihnachtswunschzettel mit Sympathie begegnen. Bis sie den Preis erfahren. Das Klötzchen-Monster kostet 419,99 Euro.

Warum kommen keine Stars zur deutschen „Star-Wars“-Premiere?

Das Kuriose der deutschen Premiere der neuen „Star Wars“-Episode ist das Fehlen jeglicher Stars, jedenfalls solcher mit Weltraum-Erfahrung. Sie findet an diesem Mittwochabend im Berliner Zoo-Palast statt, in den fünf großen Sälen und den Clubkinos – zeitgleich mit der Europa-Premiere in London. Dort werden die Mitwirkenden über den roten Teppich laufen – voraussichtlich die Veteranen Harrison Ford, Carrie Fisher und Mark Hamill wie auch die neuen Sternenkrieger John Boyega, Daisy Ridley samt Regisseur J.J. Abrams. Ausgerollt wird der Teppich vor dem „Empire“ am Leicester Square.

Doch auch in Berlin wird mit klangvollen Namen gerechnet, nur gehören sie eben nicht zum Film: Prominente wie die Violinistin Anne-Sophie Mutter, die Sängerin Lena Meyer-Landrut, die Modedesignerin Jette Joop, die Schauspieler Ben Becker und Michael Gwisdek sowie Berlinale-Chef Dieter Kosslick stehen auf der Gästeliste. Gegen 18.30 Uhr beginnt der Einlass, drinnen in den Sälen wird dann vor dem Film der Star-Auftrieb in London per Live-Stream übertragen. Auch den Zaungästen wird einiges geboten, etwa der sieben Meter hohe Nachbau eines „Tie-Fighter“-Raumschiffs, leicht zu erkennen an den beiden sechseckigen Seitenflächen, die nur Laien als Sonnensegel deuten. Auch haben sich Fan-Gruppen in voller Montur angekündigt, seien es Sturmtruppen, Rebellen und auch – „Hallo, R2D2!“ – Droiden.

Wie bereiten sich die Berliner Kinos auf den Ansturm des Publikums vor?

Wer am Premierenabend leer ausgeht, muss bis Donnerstag warten: Der Vorverkauf hat Anfang November begonnen und läuft „grandios“, sagt der Theaterleiter des Zoo-Palasts, Sascha Rybnicki. Für die drei Säle, in denen der Film gezeigt werde, gebe es am Startwochenende und in der kommenden Woche nur noch Restplätze. Man habe sich mit viel Ware für die Verkaufstresen eingedeckt, mit hinreichend 3-D-Brillen versorgt und die Reinigungsfirma auf den Ansturm vorbereitet.

Gibt es einen derartigen Hype nur bei „Star Wars“?

Was „Star Wars“ kann, kann der „Tatort“ schon lange: Hype. Wollen mal sehen, ob der neue Weltraumreißer einen so schlichten Krimi wie den aus Ludwigshafen bei der Resonanz schlagen kann. „LU“, so der Titel, holte am Sonntag 9,47 Millionen Zuschauer. In „Tatort“-Kategorien ein gutes, doch kein sehr gutes Ergebnis. Das fängt mit zehn Millionen an und ist bei 13 Millionen noch nicht Rekord. Sonntag für Sonntag, immer um 20.15 Uhr, immer „Tatort“. Das funktioniert über alle Altersgruppen hinweg, auf dem first screen wie dem second screen. Es wird getwittert, was der #tatort hergibt. Deutschland, einig „Tatort“-Land. Krimi ist sowieso Zuschauers TV-Liebling. Gut trifft auf Böse, spätestens nach 90 Minuten haben Recht und Ordnung einen Sieg davongetragen.

Wie das Märchen begann. Das erste Filmplakat aus dem Jahr 1978.
Wie das Märchen begann. Das erste Filmplakat aus dem Jahr 1978.

© mauritius images

Der größte Serienhype des Fernsehens geht derzeit von „Game of Thrones“ aus. Sehnsüchtig fiebern die Fans bereits jetzt der sechsten Staffel entgegen, die im April 2016 starten wird. Auch bei dieser Fantasy-Serie, die mit ihrer mittelalterlichen Anmutung, ihren Hexen und Drachen – und nicht zu vergessen ihren Sex-Szenen – so etwas wie das dunkle Gegenstück zu „Star Wars“ ist, löst jeder Trailer einen Sturm an Diskussionen im Internet aus.

Dabei erreicht die TV-Serie nach der Romanreihe von George R.R. Martin immer neue Zuschauerrekorde. Und weil „Game of Thrones“ in vielen Ländern zuerst im Bezahlfernsehen läuft, führt sie dann jedes Mal die Hitliste der am meisten illegal verbreiteten Videos an. Einmal ist dies auch „Star Wars“ gelungen. Viele Fans wollten 1999 nicht darauf warten, dass „Episode 1“ mit mehrmonatiger Verzögerung in die europäischen Kinos kam und besorgten sich Raubkopien. Deren Qualität war unterirdisch, das Bild unscharf, die Dialoge kaum zu verstehen. Aber wer fragt danach bei einem echten Hype?

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