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Panorama: Steffi Graf und Andre Agassi: Herz-Ass

Die (Sport-)Welt fiel aus allen Wolken und dachte an einen Scherz: Steffi Graf und Andre Agassi ein Paar? Mit der sensationellen Kunde übertrafen die beiden Tennisstars selbst ihren Triumph bei den French Open.

Die (Sport-)Welt fiel aus allen Wolken und dachte an einen Scherz: Steffi Graf und Andre Agassi ein Paar? Mit der sensationellen Kunde übertrafen die beiden Tennisstars selbst ihren Triumph bei den French Open. Nacheinander hatten sie in Paris den Titel gewonnen - doch was die Welt bewegte, war das anschließende Outing der gemeinsamen Liebe. "Ja, wir sind ein Paar", hatte Andre Kirk Agassi (31) die Öffentlichkeitsarbeit für seine eher scheue Freundin Stefanie Maria Graf (32) übernommen. Das war im Juni 1999.

Ein ganzes Jahr lang hatten die beiden Olympiasieger ihre Liaison geheim gehalten - oder besser gesagt: geheim halten können. Ein Kunststück, das sie in diesen Tagen mit der Meldung vom kommenden Nachwuchs wiederholten und mit dem Geheimnis um eine bevorstehende Hochzeit weiter pflegten. Dieses Wochenende soll es aber nach neuesten Informationen noch nicht zu einer Vermählung kommen.

Das Prozedere bei bohrenden Fragen nach den Auftritten der beiden auf dem Court oder auf der Tribüne glich dem am Rande der Australian Open im Januar 2000, als Agassi einem Landsmann zur Frage nach einer Hochzeit bedeutete: "Es war ein tolles Fest, wir hatten auch die 20 intelligentesten Journalisten der Welt eingeladen. Schade, dass Sie nicht dabei waren."

Auf den ersten Blick bestätigen die beiden Tennis-Superstars den Glauben, dass sich Gegensätze anziehen. Aber eben nur auf den ersten Blick, weil er der Paradiesvogel zu sein vorgab, der nicht nur mit Äußerlichkeiten schockierte. Und sie das wortkarge, nur auf den Sport konzentrierte Mädchen gab. Doch der Eindruck täuscht.

Der Tennisprofi und öffentliche Mensch Andre Agassi ist in weiten Teilen ein Kunstgeschöpf des Medienzeitalters. Als Gegenpol zum smarten Pete Sampras wurde er vom gemeinsamen Ausrüster (Nike) zum Exzentriker stilisiert. Die Ästheten schockierte er mit schlabbrigen Trikots, Ohrringen und auffälligen Outfits. "Star oder Clown?" fragten die Gazetten, und die Traditionalisten unter den Funktionären meinten: "In einem so populären Sport darf es nicht zu solchen Exzessen kommen."

Als bei Agassi die einst wallende Haarpracht weniger wurde, verbarg er die wachsende Glatze unter einem prachtvollen Piratenkopftuch - monatelang, um dann einen kahl geschorenen Kopf zu präsentieren. Legendär sind auch seine Wutausbrüche, die sich im reiferen Alter auf ein Minimum reduzierten. Die Gemeinsamkeiten blieben weitgehend unter der Decke. Dabei liegen sie auf der Hand: Beide kennen die Einsamkeit eines Megastars. Beide haben die Höhen und Tiefen einer Sportkarriere durchlebt. Beide engagieren sich sozial und haben Stiftungen für benachteiligte Kinder gegründet. Beide sind gläubige Christen. Und beide lieben große Auftritte nur noch in Maßen.

Das trifft auf Steffi Graf im Besonderen zu. Als Tennisspielerin konnte sie sich davor freilich nicht schützen. Schon als kleines Kind wurde sie von ihrem Vater Peter getrimmt - und wurde zum Superstar: Länger als jeder andere Tennisprofi stand sie mit 377 Wochen an der Spitze der Weltrangliste. 22 Grand-Slam-Turniere gewann sie, 1988 holte sie den Grand-Slam-Titel und Gold bei Olympia in Seoul und damit als bislang Einzige den so genannten Golden Slam. Am 13. August 1999 verkündete sie dann das Ende ihrer Karriere.

Die glorreiche Zeit auf dem Tennisplatz musste die in einem Buchtitel als "Reiche Steffi-Armes Kind" bezeichnete "Sportlerin des Jahrhunderts" hart erkaufen und teuer bezahlen. Neben einer Steueraffäre, in deren Folge ihr Vater ins Gefängnis wanderte, warfen sie zahlreiche Verletzungen immer wieder zurück. Was es heißt, auf der Schattenseite zu stehen, musste auch Andre Agassi privat und sportlich erleben. Die im Frühjahr 1997 geschlossene Ehe mit Schauspielerin Brooke Shields, der eine heftige Romanze mit Barbra Streisand voraus gegangen war, überdauerte nicht einmal zwei Jahre. Das Scheidungs-Drama über viele Wochen warf den "schüchternen Jungen" (Agassi über Agassi) aus der Bahn. Tennis interessierte ihn nicht mehr und die einstige Nummer eins purzelte sogar aus den besten Hundert der Weltrangliste. 1997 beendete er die Saison auf Position 122.

In seiner Heimatstadt Las Vegas begann der Sohn eines vor den Islamisten geflohenen Persers sein Comeback, das ihn zurück auf den Tennis-Thron und in die Arme von Steffi Graf führte, in die er sich während der French Open 1998 unsterblich verliebt habe. Insgesamt gewann er sechs Grand-Slam-Turniere und kämpfte sich trotz des Aus im Semifinale von Wimbledon zurück an die Spitze der Weltrangliste.

Aus den Schlagzeilen der weltweiten Boulevard-Zeitungen versuchte sich das Traumpaar des Sports von jeher rauszuhalten. Das führte nicht selten zu erfundenen Geschichten. Auf die Frage "Wann kommt Steffi?" antwortete Agassi vor Wochen in Paris misslaunig: "Weiß ich nicht, wir reden nicht miteinander."

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