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Noel Martin

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Sterbehilfe: Noel Martin: Gekommen, um zu sterben

Er ist querschnittsgelähmt und gewillt zu sterben: Noel Martin will in Deutschland seinen Freitod ausführen. Seit einem Anschlag zweier Neonazis sitzt er im Rollstuhl. Die Pläne Martins fachen die Diskussion um Sterbehilfe neu an.

Der Brite Noel Martin, der seit einem Angriff von Neonazis in Brandenburg querschnittsgelähmt ist, will in Deutschland sterben und sich dabei offenbar von der umstrittenen Sterbehilfe-Organisation Dignitate unterstützen lassen. "Zum Sterben komme ich nach Berlin", sagte Martin der "Bild"-Zeitung . "Meine letzte Reise hier anzutreten, schließt einen offenen Kreis." Der im britischen Birmingham lebende Martin, der seit dem Überfall der Rechtsextremen vor mehr als elf Jahren im Rollstuhl sitzt, hatte bereits mehrfach seinen Freitod angekündigt. Nun soll ihn der Arzt Uwe Christian Arnold unterstützen, der zweiter Vorsitzender von Dignitate ist.

Arnold sagte der "Bild"-Zeitung: "Wir wollen einen Präzedenzfall schaffen. Die Gerichte sollen anschließend darüber entscheiden, ob ein selbstbestimmter, würdiger Suizid strafbar ist oder nicht." Dignitate, ein Ableger der Schweizer Sterbehilfe-Organisation Dignitas, hatte auch den Gang bis zum Bundesgerichtshof angekündigt, falls ein Sterbehelfer in Deutschland angeklagt werden sollte. Anfang November war bekannt geworden, dass Dignitas zwei Deutschen, einem 50-jährigen und einem 65-jährigen Mann, in der Schweiz Sterbehilfe geleistet hatte. Der Fall ereignete sich in einem Auto auf einem Parkplatz nahe der schweizerischen Kleinstadt Maur.

Hilfsorganisation für Kinder als Vermächtnis

Wann der 48-jährige Noel Martin nach Deutschland kommen würde, blieb zunächst offen. Vor seinem Tod wolle Martin noch eine Hilfsorganisation für bedürftige Kinder gründen. "Es hat vier Jahre gedauert, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Jetzt sind meine Anwälte mit den rechtlichen Voraussetzungen fast fertig", sagte er. "Dann ist mein Vermächtnis gesichert." Von seiner Familie wolle er sich auch noch verabschieden. Er hob aber hervor: "Mein Entschluss zu gehen, steht fest. Ich möchte das Familienleben meines Sohnes nicht mit meinen Problemen belasten."

Martin kann nur den rechten Arm ein wenig bewegen und ist seit Jahren bei allem auf Hilfe angewiesen. Zwei junge Neonazis hatten ihn und zwei Freunde am 16. Juni 1996 im brandenburgischen Mahlow angepöbelt. Der aus Jamaika stammende Brite, der als Bauarbeiter in Ostdeutschland arbeitete, wollte gemeinsam mit seinen Freunden im Auto flüchten. Als die Neonazis das Auto mit einem Stein bewarfen, verlor er die Kontrolle über den Wagen und prallte frontal gegen einen Baum. Seitdem ist er querschnittsgelähmt. Die beiden Neonazis bekamen Haftstrafen von acht und zwölf Jahren. (mac/AFP)

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