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Panorama: Stillgelegte Stadt

Zum ersten Mal seit 25 Jahren werden in New York U-Bahnen und Busse bestreikt

Die Ohren von Michael Bloomberg waren ganz rot vom eisigen Wind auf der Brooklyn Bridge, doch er guckte fest entschlossen in die Kameras. „Wir werden uns von dem Streikt nicht unterkriegen lassen“, sagte er und machte sich zu Fuß auf den Weg vom Krisenstab in Brooklyn zu seinem Büro in Lower Manhattan. Weil seit drei Uhr früh am Dienstagmorgen alle Busse und U-Bahnen still stehen, taten das alle New Yorker: Noch in der Dunkelheit zogen lange Schlangen über die Brücken auf die Insel Manhattan, um rechtzeitig zur Arbeit zu erscheinen. Die Rush hour brachte dann die befürchteten Staus.

An Brücken und Tunneln bildeten sich lange Autoschlagen – weil die Polizei kontrollierte, ob sich auch alle an die Regeln hielten: Niemand mit weniger als vier Personen im Wagen durfte nach Manhattan hineinfahren. Die Regionalbahnen brachten unverdrossen Pendler in die Stadt, die sich dann an Knotenpunkten wie der Penn Station in Midtown stauten. „Es sind hunderte von Leuten, die warten“, berichtet Taxifahrer Angel Aponte, „die haben die Türen von meinem Wagen links und rechts nur so aufgerissen.“ Der Notfallplan sah vor, dass alle Droschken als Sammeltaxis fungieren. Auch Aponte hat sein Taxameter abgestellt. Er kassierte zehn Dollar pro Fahrgast pauschal.

Sieben Millionen Menschen benutzen in New York täglich die U-Bahnen und Busse, knapp 47 000 Mitarbeiter der Metropolitan Transportation Authority (MTA) sorgen normalerweise dafür, dass alles rund läuft. Doch angesichts der über eine Milliarde Dollar Überschuss, die die MTA dieses Jahr erwirtschaftete, wollen ihre Angestellten ein Stück vom Kuchen abhaben. Die Verhandlungen platzten am frühen Dienstagmorgen.

Gewerkschaftschef Roger Toussaint stellt den Streik als einen Kampf für größere Ziele dar: „Es geht darum, ob harte Arbeit mit einer vernünftigen Rente belohnt wird, es geht um die Erosion und spätere Streichung von Krankenversichungszuschüssen, es geht um Würde und Respekt, eine Idee, die der MTA fremd ist.“

Die Replik von Bloomberg, der schätzt, dass der Streik die Stadt täglich 400 Millionen Dollar kosten wird, ist scharf: „Aus Selbstsucht hat die Gewerkschaft entschieden, dass ihre Forderungen wichtiger sind als das Gesetz, die Stadt und die Leute, denen sie dienen soll.“ Da Streiks für öffentlich Bedienstete illegal sind, will er die Streikenden verklagen.

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