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Streiks: New York bleibt lahm gelegt

Der Streik im öffentlichen Nahverkehr hat die "heimliche Hauptstadt der Welt" auch am Mittwoch zu einer Qual für Berufstätige und Touristen gemacht. Denn trotz eines gerichtlichen Verbots streikten die Transportarbeiter.

New York - Millionen Menschen legten bei eisiger Kälte oft Kilometer lange Fußmärsche zurück, schwangen sich aufs Fahrrad, setzten sich zu Fremden ins Auto oder quetschten sich in volle Taxis. Ungeachtet der von Gericht verhängten Strafe von einer Million Dollar (850.000 Euro) pro Tag setzte die Gewerkschaft der Transportarbeiter ihren Streik einen zweiten Tag fort. Ihren 32.700 Mitgliedern droht jetzt außer dem Lohnausfall eine Strafgebühr von jeweils 1000 Dollar pro Tag.

Ein Ende der teils chaotischen Zustände war vorerst nicht abzusehen: Neue Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft Local 100 und den stadteigenen Verkehrsbetrieben MTA wurden nicht anberaumt. Auch ein Vermittler konnten bisher keinen Durchbruch erzielen. Die Transportarbeiter-Gewerkschaft, der viele Schwarze und Latinos angehören, pocht auf das gleiche Recht wie für New Yorks Lehrer und andere Bedienstete im öffentlichen Dienst. Diese hätten sich mit vergleichbaren Gehaltsforderungen im Rathaus durchsetzen können.

Derweil heizen die Boulevardblätter die Stimmung gegen die Gewerkschaft kräftig an. Die "New York Post" schimpfte am Mittwoch auf ihrer Titelseite "You Rats" (Ihr Ratten) und zeigte zwei Streikende beim Schachspiel. "Der Lord Jesus Christus möge Erbarmen mit der Seele von (Gewerkschaftsboss Roger) Toussaint haben, der New Yorks Steuerzahler dazu zwingt, in diesen Schlangen zu stehen", zitierte die Zeitung eine Büromanagerin aus dem Rockefeller Center.

Kaufhäuser und Geschäfte entlang der Fifth Avenue waren nur drei Tage vor Weihnachten wie leer gefegt. Aus Sorge, sonst schließen zu müssen, ließen einige Restaurants ihre Küchenhilfen im Taxi von weither abholen. New Yorks größter Nah- und Fernverkehrsbahnhof Penn Station riegelte seine Eingänge am Dienstagabend abwechselnd ab, um des Ansturms Herr zu werden, und zwang Pendler bei klirrender Kälte draußen zu warten.

Wer in den Randbezirken der Stadt lebt, muss nach Schätzung des Radiosenders NPR mit vier- oder sogar fünffachen Anfahrzeiten an den Arbeitsplatz rechnen. Tausende von Pendlern aus den Vororten machten sich schon in der Nacht auf den Weg zur Arbeit, um die Auflagen von Bürgermeister Michael Bloombergs Notfallplan zu umgehen. Danach werden von 5.00 Uhr morgens nur noch Wagen mit mindestens vier Insassen nach Manhattan gelassen. Es ist der erste Streik bei den New Yorker Bussen und U-Bahnen seit 25 Jahren. Die Gewerkschaft verlangt eine Lohnerhöhung von acht Prozent pro Jahr bis 2009 sowie höhere Renten und Beiträge zur Krankenversicherung. (tso/dpa)

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