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Panorama: Streikwelle legt Italien lahm

Tausende Reisende von Verkehrschaos betroffen

Viele der Passagiere warteten stundenlang auf Informationen zu ihren Flügen. „Heute morgen um fünf Uhr”, berichtete der junge Römer Matteo Cingielli, „wurde mir per Telefon mein Flug nach Atlanta bestätigt, um zehn Uhr aber wurde er abgesagt“. Matteo konnte am Donnerstag nicht mehr in die USA fliegen. Sein Flug wurde gestrichen. Ingesamt 388 Flüge, 166 nationale und 222 internationale, fielen am Donnerstag aus, darunter auch 54 Lufthansa-Flüge.

Vor Beginn der neuen Gehaltsrunde, haben die Fluglotsen für acht Stunden, von 10 bis 18 Uhr, ihre Arbeit niedergelegt. Aus Protest, so war auf ihren Flugblättern zu lesen, gegen die Verzögerungen bei den geforderten Gehaltserhöhungen. Rund 25 000 Passagiere in ganz Italien waren von dem Streik betroffen. An allen Flughäfen kam es zu chaotischen Situationen. Aufgebrachte Urlauber protestierten lautstark. Aber es war nichts zu machen. Ohne Fluglotsen keine Flüge.

Am 19. Januar wird sich ein ähnliches Verkehrsdesaster wiederholen. An diesem Tag werden sämtliche Bedienstete der italienischen Fluggesellschaft Alitalia für mehrere Stunden die Arbeit niederlegen. Wie bereits im Dezember wird es auch im Januar und im Februar zu einer Vielzahl von Arbeitsniederlegungen kommen, die den Verkehr in der Luft und auf der Erde lahm legen werden. Am Freitag werden tausende von Angestellten der Gesellschaften für den öffentlichen Nahverkehr streiken. Voraussehbar ist ein heilloses Verkehrschaos an den Flughäfen und in den Grossstädten.

Die Angestellten im Flugverkehr fordern die seit Jahren ausstehende Erneuerung ihrer Arbeitsverträge. Sie verlangen die Anpassung ihrer Gehälter an die Preissteigerungen in Folge der Einführung des Euro. Eine Forderung, die jedoch entschieden abgelehnt wird. Im öffentlichen Nahverkehr war es kurz vor Weihnachten zwischen den drei grossen Gewerkschaftsverbänden CGIL, CISL und UIL und Sozialminister Roberto Maroni zu einem Abkommen über Gehaltserhöhungen gekommen. Doch die kleinen Gewerkschaften stellen sich quer. Sozialminister Maroni und die grossen Gewerkschaftsverbände sind ratlos. „Der soziale Frieden ist zerbrochen“, so der Minister, „denn diese kleinen Gewerkschaften sind zu radikal“. Sie werfen der CGIL, CISL und UIL vor, zu nachgiebig zu sein und kündigen für die nächsten Wochen weitere spontane Streiks an. Innenminister Beppe Pisanu überlegt deshalb, ob diese unangekündigten Streiks untersagt werden sollen, damit es nicht wieder zum Zusammenbruch des Verkehrs kommt. Sollte sich die Regierung, so die Drohung der kleinen Gewerkschaften, zu diesem Schritt entscheiden, wolle man die Streiktätigkeit intensivieren.

Thomas Migge[Rom]

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