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Jeder Fluggast kennt das: das Gerangel um die Rückenlehne. Bei einem American Airlines Flug eskalierte der Streit. Auch andere Fluggesellschaften (im Bild: Lufthansa) müssen überlegen, wie sie den begrenzten Raum im Flugzeug optimal nutzen wollen.

© dpa

Streit um Beinfreiheit: Passagier drohen 20 Jahre Haft

Für ein bisschen mehr Beinfreiheit: Einem Flugpassagier drohen bis zu 20 Jahre Haft, weil ein Streit um eine zurückgeklappte Rückenlehne eskalierte.

Nach einem Streit um eine Rückenlehne und mangelnde Beinfreiheit im Flugzeug drohen einem Passagier nach Justizangaben bis zu 20 Jahre Haft. Der in Paris lebende Mann wurde vor Gericht in Boston wegen Behinderung des Bordpersonals angeklagt, wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte. Der 60-Jährige war nach dem Vorfall Ende August auf Kaution freigelassen worden, steht jedoch unter Überwachung und kann den US-Bundesstaat Massachusetts nicht verlassen. Der Mann hatte sich, wie ein Justiz-Sprecher mitteilte, Ende August auf einem Transatlantikflug von American Airlines über eine Passagierin vor ihm aufgeregt, weil sie ihre Rückenlehne zurückgeklappt hatte. Als ein Flugbegleiter ihn zu beruhigen suchte, regte sich der Mann demnach noch weiter auf, lief dem Steward hinterher und packte ihn am Arm. Sicherheitskräfte an Bord brachten ihn unter Kontrolle und legten ihm Handschellen an. Der Pilot leitete das Flugzeug daraufhin nach Boston um und informierte die Polizei, die den Mann nach der Landung festnahm.

Beinfreiheit über den Wolken ist ein hart umkämpfter Luxus. Die Airlines unterscheiden sich teils signifikant. Zwischen rund 79 und 81 Zentimeter bewegen sich die Abstände hier in der Regel. Doch es gibt Ausnahmen: Klassenprimus Thai Airways zum Beispiel bietet selbst in der Economy-Class 83 bis 86 Zentimeter, erklärt Andrew Wong vom Ratgeberportal Seatguru.

Und auch die Sitzbreite bestimmt den Komfort: Manche Airlines bieten 47 Zentimeter, schmale Varianten sind nur 43 Zentimeter breit.

Wird es künftig mehr Platz über den Wolken geben?

Besonders ärgerlich: Einige Airlines experimentieren bereits mit einem zehnten Sitz in einer auf neun Plätze ausgelegten Reihe. Das lässt den Platz für die Hüften weiter schrumpfen. Allerdings gibt es auch Konzepte zur Linderung der schlimmsten Auswüchse. „Eine Fluggastkabine gehört zwar zu den teuersten Grundstücken der Welt, und deshalb wird um jeden Quadratzentimeter gerungen“, erklärt René Dankwerth, Vizepräsident der Forschungs- und Entwicklungsabteilung beim Sitzhersteller Recaro Aircraft Seating. „Doch beim Thema Komfort und Ergonomie gibt es noch Spielraum.“ So seien zum Beispiel die Armlehnen moderner Passagiersitze vorne schmaler als hinten und unten schmaler als oben, sodass sie den Gästen mehr Bewegungsfreiheit gewähren.

Um den Raum optimal auszunutzen, sei es zudem sinnvoll zu prüfen, auf welchen Strecken überhaupt eine Liegefunktion benötigt wird. „Air France setzt zum Beispiel auf Kurzstrecken bereits Sitze ein, die ergonomisch geformt sind und einen größeren Neigungswinkel besitzen“, sagt Dankwerth. „Die Silhouette der Sitze ist schlanker. Das spart Gewicht und schafft Platz für Knie und Füße.“ Bereits heute, das habe eine Studie gezeigt, sind 5,4 Kilogramm leichte Sitze realisierbar – ohne Sicherheits- oder Komfortverlust. „Allerdings ist deren Einsatz bislang noch nicht wirtschaftlich, sie sind in der Herstellung einfach zu teuer.“

Wird es künftig mehr Platz über den Wolken geben? „Das hängt von der technologischen Entwicklung ab“, sagt Dankwerth. „Sollten sich in ferner Zukunft Überschallflugzeuge in der Passagierluftfahrt durchsetzen, wird es eher enger.“ Da dann aber auch Langstrecken in kürzester Zeit zu überwinden sind, sei das verschmerzbar. „Es ist aber auch das Gegenteil möglich: Setzen sich Solarflieger durch, dann geht es wohl wieder langsamer am Himmel zu.“ Längere Reisezeiten erhöhen dann den Druck auf die Airlines, die Kabinen komfortabler zu gestalten. (AFP/dpa)

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