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Panorama: Streit um Manfred Krugs Sex-Manuskript Schauspieler verlangte

Von Ulrike Simon In der Regel sind bei der „Bild“-Zeitung die Fotos groß, die Texte kurz. Am Freitag wich „Bild“ von dieser Regel ab.

Von Ulrike Simon

In der Regel sind bei der „Bild“-Zeitung die Fotos groß, die Texte kurz. Am Freitag wich „Bild“ von dieser Regel ab. Fast eine halbe Seite Text war da auf Seite 5 zu lesen. „Der wahre Text von Manfred Krug“, stand darüber. Darunter: „Richtigstellung zu unserem Artikel ,Manfred Krug’ in ,Bild’ vom 30. Mai 2002 unter der Überschrift „Lüstling Kreuzberg’“. Und ganz am Ende der Bleiwüste klärten fünf Zeilen auf: „Der Text, den wir in der ,Bild’-Zeitung vom 30. Mai 2002 verbreitet haben, stammt nicht von Manfred Krug. Die Redaktion“.

Da scheint sich die „Bild“–Zeitung einen bösen juristischen Streit mit dem Schauspieler Manfred Krug eingehandelt zu haben, denkt man sich im ersten Moment. Und spekuliert weiter, dass „Bild“, um eine unschöne Gegendarstellung zu verhindern, sich wohl darauf einlassen musste, diesen überlangen Textriemen abzudrucken. Regelmäßige „Bild“-Leser merkten bei der Lektüre allerdings schnell, dass sie das alles doch schon längst kannten. Diese Geschichte über Manfred Krugs „erstes Mal“, detailreich und deftig geschildert, die Geschichte über den schmächtigen Jugendfreund, der zum Beweis seiner Manneskraft einen halbvollen Eimer Wasser über „seine leicht nach oben gebogene Rübe“ hängte, und die Geschichte über den Sex-Unfall in einem Kranführerhäuschen in Folge eines „Scheidenkrampfes“. Das alles – und noch viel mehr – war nun am Freitag erneut zu lesen. Es stammt aus einem Buchmanuskript von Manfred Krug, aus dem der Schauspieler den Mitarbeitern seines früheren Arbeitgebers EKO-Stahlwerke in Brandenburg vorgelesen hatte.

„Bild“ hatte eine kurze Zusammenfassung dieser „Sex-Beichte“ in der Ausgabe vom 30. Mai veröffentlicht. Krug bemühte daraufhin seinen Anwalt und wollte eine Gegendarstellung durchsetzen. Offensichtlich sah Krug sein literarisches Gesamtkunstwerk zerstört. Krug ließ sich darauf ein. Das Filetstück des noch nicht veröffentlichten Buches, die Stellen mit den deftigsten Sex-Szenen, durfte „Bild“ nun am Mittwoch vorab drucken. Und zwar ohne auch nur einen einzigen Cent dafür zu zahlen. Immerhin verlangen Verlage für Vorabdrucke von Büchern prominenter Autoren viel, sehr viel Geld. Bislang soll Krug allerdings noch mit keinem Verlag handelseinig geworden sein. Ein großer Teil der „Bild“-Leser, die sich von so viel Text nicht haben abschrecken lassen und am Mittwoch Lust auf Krugs Memoiren bekommen haben, lechzt jetzt nach mehr.

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