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"Prozesse-Dieter" wegen Beleidigung von Juristen vor Gericht

© dpa

Streitlust: Gutachter: "Prozesse-Dieter" schuldunfähig

230 Klagen und kein Ende: Der selbst ernannte "König der Kläger" darf möglicherweise bald straffrei Beamte und Juristen beleidigen. Ein Psychiater bescheinigte dem bundesweit bekannten Sozialhilfe-Empfänger ein zwanghaftes Handeln.

Das Gutachten des Psychiaters stuft den ehemaligen Sportlehrer aus Ratingen in Nordrhein-Westfalen als wahrscheinlich schuldunfähig ein, da er unter Zwang handele. Ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft bestätigte am Dienstag einen Bericht der Zeitung "Express". Deutschlands "Prozesshansel Nr. 1" hat der Justiz mit rund 230 Klagen bereits reichlich Arbeit beschert. Wegen zahlreicher Beleidigungen hatte er zwölf Monate hinter Gittern verbracht.

"Wir überlegen, das Gutachten durch eine zweite Expertise überprüfen zu lassen", sagte Staatsanwalt Johannes Mocken. Sollte es allerdings bei dem Ergebnis bleiben, könnte "Prozesse-Dieter" Entschädigung für das Jahr in Haft verlangen. Da sein Verhalten keine Gefahr für die Allgemeinheit darstelle, könne der selbst ernannte "König der Kläger" wohl auch nicht in eine geschlossenen Anstalt eingewiesen werden.

"Asozial ist geil"

Außerdem käme der 72-Jährige um einen weiteren Prozess wegen 32 Beleidigungen herum. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft hatte erneut Anklage erhoben. 32 Mal soll der 72-Jährige Richter, Sozialamtsmitarbeiter, Rechtspfleger und auch einen Bürgermeister beleidigt haben. Die Beleidigungen reichten von Titulierungen wie "Abschaum", "Faschisten", "Hunde-Rotte" bis "Doppel-Null". Das Amtsgericht in Ratingen hatte nach der erneuten Anklage zunächst ein Problem damit, einen unbefangenen Richter zu finden, der noch keine Strafanzeige gegen den Mann gestellt hatte und noch nicht selbst von ihm beleidigt worden war.

Der "König der Kläger" hatte sich jahrelang mit Behörden und Justiz angelegt. Versagte ihm das Sozialamt seine Wünsche, zog er vor Gericht und wurde dabei regelmäßig ausfallend. Der ehemalige Sportlehrer hatte sich so unter anderem eine Klobürste und neue Unterhosen vom Sozialamt erstritten. Im Gerichtssaal war er mit einem T-Shirt mit der Aufschrift "Asozial ist geil" erschienen. (küs/dpa)

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